Zurück zu den Wurzeln
Zahnärzte, Berufsvertreter und Industrie sehen sich momentan großen Herausforderungen gegenübergestellt: Das Berufsbild in der gesamten Zahnmedizin und Medizin wandelt sich rapide.
Gerade die Endodontie erlebe zurzeit einen Aufschwung, der dem kometenhaften Vordringen der Adhäsivtechnik vor einigen Jahren gleich käme, betonte Prof. Dr. Detlef Heidemann aus Frankfurt a. M., wissenschaftlicher Leiter des Zahnärztetages. Initialzündung für den Fortschritt: die rotierenden Instrumente, also die Technik.
Therapieziel: „Rohr frei“
Dennoch dürfe man nicht vergessen: Basis sei und bleibe die Medizin, egal, wie ausgereift die technischen Möglichkeiten seien. Im Zentrum zahnmedizinischer Forschung und Therapie stünde immer der Patient. Auch die Endo werde sich zum Beispiel künftig mehr und mehr mit der Behandlung älterer Menschen beschäftigen müssen.
Leitlinien sind formuliert und helfen dem Zahnarzt, Entscheidungen zu treffen, bekräftigte Heidemann. Die „Evidenzbasierte Medizin (EBM)” beschränke sich entgegen landläufiger Meinung beileibe nicht auf das Sammeln von Literatur- und Studienwissen, sondern integriere die Erfahrungen und Erwartungen der Patienten ebenso wie das Wissen, die Erfahrungen, Fähigkeiten und Kosten auf Arztseite.
Insgesamt zwölf Fachvorträge beleuchteten das Thema Wurzeln und Wurzelbehandlung im Hinblick auf die alltägliche Arbeit des Behandlers in seiner Praxis. Gibt es in der Wissenschaft wenig zu bekritteln, liegt in der Politik, so das einhellige Urteil, Einiges im Argen. Brandenburgs Kammerchef Jürgen Herbert bewertete die gesundheitspolitische Lage dennoch „nicht ganz so trübe wie noch vor einem Jahr“. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) habe etwa mit den Festzuschüssen ein annehmbares Ergebnis erzielt. Eine neue Posse werde jedoch mit der Elektronischen Gesundheitskarte aufgeführt: „Keiner weiß, wie’s gehen soll, aber Hauptsache, unsere Ministerin weiß schon, wann’s los geht!“
Gutes Rüstzeug
Dr. Dietmar Oesterreich, jüngst in seinem Amt als Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer bestätigt, erhärtete Herberts Einschätzung. Zugleich wies er darauf hin, dass die gesundheitspolitische Debatte eine neue Stufe erreicht habe: „Erstmals wird über Einnahmen diskutiert!“ Ging es vorher in erster Linie um Kosten und Qualität, laute die Frage jetzt: „Wie kommt das Geld dafür rein?“ Oesterreich forderte den Berufsstand auf, die Faktoren der Diskussion zu benennen: Entscheidend seien der medizinischtechnische Fortschritt, die demographische Entwicklung, der soziale Ausgleich und der Wettbewerb. Diese Kriterien, beschlossen auf der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer in Frankfurt, gäben den Zahnärzten ein gutes Rüstzeug an die Hand.
Der Vizechef und KZV-Vorstandsmitglied ZA Thomas Schmidt tadelten erneut den Fortbildungszwang. Freiberufler dürfe man nicht über Gebühr strapazieren. Oesterreich: „Fortbildung ist für die Zahnärzte schon lange Normalität!“ Der Blick auf die vollbesetzten Reihen gibt ihm Recht.