Abschwellendes Nasenspray mit Schleimhautschutz
Gegen einfache und durch Nebenhöhlenoder Mittelohrentzündung komplizierte Rhinitiden helfen simple abschwellende Nasentropfen. Imidazolderivate wie Xylometazolin sind in dieser Indikation millionenfach eingesetzt worden. Durch ihre alpha-adrenerge Wirkung bewirken sie gezielt und schnell eine Vasokonstriktion der Schleimhautgefäße. Das beseitigt in kurzer Zeit nach der Anwendung ein Sistieren des Laufschnupfens. Die abschwellende Wirkung verhindert auch eine Verlegung der Nebenhöhlen mit der Folge einer aufgepfropften Entzündung. Ähnlich ist auch die Wirkung auf Abschwellung der Eustachischen Röhre, die das Innenohr mit dem Rachenraum verbindet.
Die positiven Wirkungen der abschwellenden Nasentropfen und -sprays ist also nicht zu bestreiten. Allerdings wird diese Wirkung nicht selten mit einem hohen Einsatz erkauft: Zwei Faktoren begründen die häufigen Nebenwirkungen solcher Medikamente. Es ist einmal die erzeugte Austrocknung der Nasenschleimhaut mit Borkenbildung der Nasensekrete – ein Zustand, der jeglicher Barrierefunktion der Nasenschleimhaut zuwider läuft und immer wieder zu dann gravierenden Sekundärinfektionen Anlass gibt. Auf der anderen Seite führt eine zu lange Anwendung – das ist nach heutiger Sicht mehr als drei, maximal fünf Tage – zu bleibenden Schäden an der Schleimhaut. Rezidivierende Hals-Nasen-Ohreninfekte aber auch der Verlust von Anteilen des Riechvermögens sind die Folge.
Immer wieder beobachten die Fachärzte, dass sich Patienten an abschwellende Substanzen gewöhnen. Das liegt nicht zuletzt an der Induktion von Reboundphänomenen nach Absetzen der Mittel. Die trockene Schwellung beengt wiederum die Atmung und motiviert zum Griff nach den bewährten abschwellenden Sprays und Tropfen. Die Fachleute sprechen hier von einer regelrechten Nasenspraysucht oder einem Privinismus – ausgelöst durch die berüchtigte Rhinitis medikamentosa.
Schädliche Bagatelle
Wie schon angedeutet, kann eine banale Rhinitis allein durch Folgeerkrankungen wie Entzündungen der Nebenhöhlen einen Patienten relativ schwer belasten. Noch schwerer wiegt nach Ansicht des Bielefelder HNO-Arztes, Prof. Wolfgang Eiles, jedoch die volkswirtschaftliche Last durch Ausfälle im Arbeitsprozess. Eiles rechnete vor: Laut Literatur und epidemiologischen Erhebungen hat jeder Deutsche im Durchschnitt zweimal im Jahr eine Rhinitis. Zehn bis 15 Prozent der Fälle führen zu einer begleitenden Sinusitis. Das führt 16 Millionen Patienten pro Jahr in die Praxis der Ärzte. Unter den Fällen sind „alte Bekannte“: 25 Prozentinzwischen chronifizierte Sinusitiden. Unterstelle man bei etwa einem Drittel der Patienten einen Arbeitsprozess, so summiert sich der volkswirtschaftliche Schaden durch solch eine als banal angesehene Erkältung auf zirka 20 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland. Hauptfaktor: Arbeitsausfälle.
Kombination als Ausweg
Es dürfte auch heute zu den Seltenheiten gehören, dass ein Nasenspray in einer prospektiven, randomisierten Studie nach Kriterien der „Evidence-Based-Medicine (EBM)“ evaluiert wird. Die Hersteller einer Kombination aus dem abschwellenden Xylometazolin und dem schleimhautprotektiven Dexpanthenol sahen es als möglich an, solch eine Studie zum Beweis der Überlegenheit ihrer patentierten Kombination durchzuführen – und gewannen Sicherheit für sich und die Patienten. Dr. Uwe Dethlefsen vom MKL-Institut für Klinische Forschung in Aachen trug die Daten der von ihm geleiteten Studie an 151 Patienten mit akuter Rhinitis vor. Die Patienten wurden nach den Hauptsymptomen
• Nasenatmungsbehinderung,
• Rhinorrhoe,
• Rötung der Nasenschleimhaut sowie
• Nasenmuschelhyperplasie eingeteilt.
Jedes der Symptome wurde nach Scores von Null bis vier bewertet. Es wurden nur Patienten mit klinisch gesicherter Diagnose und einem Mindest-Summenscore von größer oder gleich sechs eingeschlossen. Alle Patienten erhielten randomisiert und doppelblind dreimal täglich einen Sprühstoß von 100 Millilitern pro Nasenloch mit fünf Milligramm Dexpanthenol plus 0,1 Milligramm Xylometazolin oder nur 0,1 Milligramm Xylometazolin. Die Beobachtungsdauer betrug fünf Tage mit einer Zwischenauswertung am dritten Tag. Beiden Behandlungsarmen wurden 76 Patienten zugeordnet. Ihr Symptomsummenscore betrug vor der Behandlung 9,7 beziehungsweise 9,6. Insgesamt beendeten 151 Patienten die Studie protokollgerecht. Die Ergebnisse der Studie zeigt Abbildung 1. Zwar findet sich unter Monotherapie auch eine gewisse Verbesserung der Symptome, was nach der bisherigen klinischen Erfahrung mit alpha-adrenergen Substanzen auch zu erwarten ist. Allerdings sind die Patienten nach fünf Tagen im Schnitt nicht symptomfrei, sondern lediglich gebessert. Ganz anders unter der Kombination: Hier erreichen die Werte des Symptomsummenscores bereits nach drei Tagen ein Heilungsniveau, das unter der Monotherapie bei Studienende noch nicht erlangt werden konnte. Nach fünf Tagen waren die Patienten, welche das Kombinationsspray erhalten hatten, im Durchschnitt geheilt.
Klinisch relevant sind diese Ergebnisse, da die Kombination nicht nur schneller wirkte, sondern diese Wirkung auch mit wesentlich weniger Nebenwirkungen erzielte. Das zeigte sich daran, dass unter der Kombination lediglich einmal eine Nebenwirkung (leicht gerötetes Sekret) gemeldet wurde, während in der Gruppe unter Monotherapie viermal Nasenbluten und einmal Brennen in der Nase berichtet wurden. Auch nahm unter der Monotherapie die Trockenheit in der Nase im Schnitt von 0,5 Scorepunkten zu Beginn auf 1,7 Punkte zu, die Borkenbildung von 0,3 auf 1,4 Punkte, unter der Kombination nahmen beide Parameter ab (von 0,8 auf 0,3 sowie von 0,4 auf 0,2).
Diese Beobachtungen demonstrieren die additive Wirkung von Dexpanthenol sowie seine Schutzfunktion.
Damit ist durch Einführung der Kombination die Arzneimittelsicherheit bei der Indikation Rhinitis signifikant verbessert worden. Man kann ebenfalls aus der schonenderen und kürzeren Behandlung schließen, dass auch die Kostenseite durch das neue Kombinationspräparat günstig beeinflusst wird.
Die wichtigsten Daten der Studie wurden bereits von W. Kehrl, U. Sonnemann und U. Dethlefsen in der Zeitschrift Laryngo- Rhino-Otologie (Band 82, 2003, S. 266 bis 271) publiziert. Detailfragen zu der neuen Therapie beantwortet Priv. Doz. Dr. Kehrl aus Hamburg (Kehrl.hno@marienkrankenhaus. org).
Till Uwe Keil