ERO-Plenarversammlung in Athen

Es geht konstruktiv weiter

Die diesjährige Plenarversammlung der Europäischen Regionalen Organisation der FDI (ERO) fand in Athen statt. Im Mittelpunkt standen konstruktive Diskussionen und Sacharbeit. Alles deutet darauf hin, dass die Krise in diesem Verbandsgremium jetzt überwunden scheint.

Nach Amtsantritt des neu gewählten Vorstandes im vergangenen Jahr hatten die Delegierten mit Interesse erwartet, ob es gelingen würde, die negative Entwicklung, die die ERO in den vergangenen Jahren erfahren musste, zu stoppen. Zum Januar 2005 hatten fünf Länder, die zu den Stammländern gehören, ihre Mitgliedschaft in der ERO gekündigt. Das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Schweden, Finnland und Dänemark verließen unter Angabe ihrer begründeten Kritik an der ERO diese größte europäische zahnärztliche Vereinigung, stellten jedoch in Aussicht, dass sie unter veränderten Gegebenheiten ihren Wiedereintritt nicht ausschließen würden. 

Die neue Mitgliederpolitik der ERO manifestiert sich in der Gründung der Arbeitsgruppe „ERO-Erweiterung“. Deren Ziel wurde von Vorstandsmitglied Dr. Bedros Yavru- Sakuk, Armenien, als Versuch beschrieben, auch den gesamten „asiatischen“ Teil Europas einzubeziehen und den Bedarf, den Wissensstand und den Stand der praktizierenden Zahnärzteschaft dieser Länder zu erfassen. Diese auch vom ERO-Präsidenten Dr. José Font-Buxó stark propagierte regionale Ausdehnung erfolgt in Anlehnung an den europäischen Raum nach Auffassung der WHO, wonach 52 Länder aus diesem geographischen Gebiet eingeschlossen sind.

Kritik wegen Ausdehnung

Bei vielen traditionellen Mitgliedsländern, so auch in Deutschland, stößt diese übermäßige Ausdehnung jedoch eher auf Kritik, da sie realistisch einschätzen, dass die Möglichkeiten der ERO damit überfordert werden könnten – sicher nicht nur in finanzieller Hinsicht.  

Für den Weltzahnärzteverband FDI ist die ERO die bedeutendste Regionalgruppe. Die politische Positionierung der ERO zu den in der FDI anstehenden Themen hat auf die Politik des Weltzahnärzteverbandes erhebliche Auswirkungen. Dies zeigte sich zum Beispiel dadurch, dass die Exekutive der FDI großes Interesse an der ERO-Plenarversammlung bekundete. FDI-Präsident Dr. Heung-Ryul Yoon, President-Elect Dr. Michèle Aerden, der Exekutivdirektor Dr. James T. Barnard und mehrere Mitglieder des Rates der FDI konnten als Teilnehmer begrüßt werden. Ratsmitglied Dr. Burton Conrod reiste speziell aus Kanada an, um vor den europäischen Delegierten seine Kandidatur als President-Elect der FDI zu präsentieren. Die Wahl des neuen President-Elect, der im Jahr 2007 das höchste Amt in der FDI übernehmen wird, findet im August dieses Jahres beim FDI-Jahresweltkongress in Montréal, Kanada, statt. Die sechs Arbeitsgruppen der ERO legten Berichte über ihre Aktivitäten während des vergangenen Jahres vor. Lebhafte Diskussionen rief eine von der AG „Freie zahnärztliche Berufsausübung in Europa“, AG-Leiter Dr. Wilfried Beckmann, vorbereitete Resolution hervor. Das Papier mit dem Titel „Freie zahnärztliche Berufsausübung zukunftssicher gestalten – Zahnärztliche Berufsausübungsformen im Wettbewerb, Wettbewerbssituation annehmen, Vorteile herausstellen, Neue Strukturen wagen“ stieß grundsätzlich auf positive Resonanz und soll bei der nächsten Plenarversammlung, die in Montréal stattfindet, als offizielle ERO-Resolution angenommen werden. Die AG „Zahnärztliche Fort- und Weiterbildung“ hatte unter den Mitgliedsländern eine Umfrage gestartet und erste Ergebnisse vorgelegt. Ziel war es, festzustellen, ob die ERO ein Modell-Fortbildungssystem als vorgeschriebenes Programm aufstellen soll. Eine verbindliche Festlegung des Inhalts der Pflicht-Fortbildungsprogramme wird von Deutschland und einigen anderen Ländern strikt abgelehnt. Da die Plenarversammlung das Thema „Fort- und Weiterbildung“ als Thema des Jahres 2006 angenommen hat, ist bis zum Mai nächsten Jahres eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema geplant. Das Thema „Prävention“ wird ebenfalls von einer ständigen Arbeitsgruppe behandelt. Der Leiter der AG, Dr. Pierre Bouchet, Frankreich, legte die Resultate einer Untersuchung über „Orale Prävention und Förderung der Mundgesundheit“ vor sowie zwei Resolutionen zu diesem Thema, die von den Delegierten einstimmig angenommen wurden. Die Arbeit wird fortgesetzt und erweitert, da die Untersuchung sich bisher zu sehr auf Kariesprophylaxe und Fluoride beschränkte. Im Vergleich zu den letzten Jahren vermittelte diese Vollversammlung wieder ein positiveres Bild der ERO, die Delegierten beteiligten sich aktiv an den Diskussionen, Impulse von Seiten des Vorstands und aus den Reihen der Mitgliedsländer wurden wohlwollend aufgenommen. Es ist zu hoffen, dass die Krise der ERO, die sich in den Vorjahren in aggressiven Debatten um die Zukunft der ERO niederschlug, überwunden ist. Das Sekretariat der ERO, das über 40 Jahre lang durch die BZÄK geführt wurde, unterstützt durch die KZBV, ging ab 1. Januar 2005 an die Schweizerische Zahnärztegesellschaft (SSO) in Bern über.

Heidi Schneider-ChalouxUniversitätsstr. 73, 50931 Köln

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.