Stop smoking - der Zahnarzt hilft
Mehr als 20 Millionen Menschen zwischen 18 und 59 Jahren greifen hier zu Lande zur Zigarette. Rauchen führt in Deutschland jährlich zu mehr Todesfällen als Aids, Alkohol, Drogen, Verkehrsunfälle, Morde und Selbstmorde zusammen. Damit nicht genug: Immer früher greifen Jugendliche zur Zigarette. Mittlerweile liegt das durchschnittliche Einstiegsalter bei 13 Jahren. Pafften früher deutlich mehr Jungen, steigt in letzter Zeit die Zahl rauchender Mädchen, die Zwölf- bis 17-Jährigen liegen sogar vor ihren männlichen Kameraden.
Blauer Dunst – macht krank und kostet
Doch der blaue Dunst bringt nicht nur persönliches Leid: Ausfälle durch nikotinbedingte Krankheiten kosten die deutsche Volkswirtschaft jährlich mehr als 50 Milliarden Euro, also etwa 2,5 Prozent des Brutto- Inlandsprodukts. Experten schätzen die mit dem Rauchen verbundenen medizinischen Kosten auf 13,1 Milliarden Euro pro Jahr.
Längst ist bekannt: Tabak ist nicht nur Gift für die allgemeine Gesundheit – auch die Mundgesundheit wird stark beeinträchtigt. Rauchen kann insbesondere Mundkrebs und orale Tumore verursachen, erhöht das Risiko für Parodontalerkrankungen und verzögert die Wundheilung und damit auch die Einheilung von Implantaten. Bei Rauchern gehen Implantate oft frühzeitig verloren. Rauchen ist ein Risiko.
Unter allen Fachärzten haben Zahnärzte mit den engsten und dauerhaftesten Kontakt zu ihren Patienten. Ob Kinder, Jugendliche, Eltern, Schwangere – sie alle kommen in die Zahnarztpraxis. Darüber hinaus versetzt der Zusammenhang zwischen Oralerkrankungen, allgemeinen Krankheiten und Tabakkonsum den Zahnarzt in eine Schlüsselposition, um sich wirksam für eine rauchfreie Umwelt zu engagieren und nikotinabhängigen Patienten dabei zu helfen, aufzuhören.
Für Dr. Dietmar Oesterreich, Vize- Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), ist deshalb klar: „Praxen eignen sich besonders für die gesundheitliche Aufklärung, gerade beim Nikotinkonsum.“ Zu verhindern, dass Kinder und Jugendliche mit dem Rauchen anfangen, sei eine wichtige präventionspolitische Aufgabe des Berufsstandes. Die BZÄK bestärkt daher alle Zahnärzte, ihre Patienten individuell zu beraten und ihnen spezielle Raucherentwöhnungen anzubieten. Ziel ist, das Präventionspotenzial der Zahnmedizin noch stärker zu nutzen. „Entwöhnungsberatungen und Infos über die Folgen des Rauchens für die Mundgesundheit gehören heutzutage in die Routine einer Praxis. Das erfordert einfach die starke Präventionsorientierung der modernen Zahnmedizin“, betont Oesterreich. Die Anti-Raucher-Hilfen senken die Risiken systemischer und oraler Erkrankungen und sind somit ein wichtiger Beitrag der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde für die Prävention.
Effektiv informieren
Doch was kann der Zahnarzt genau tun, um Rauchern zu helfen, die Zigarette dranzugeben? Welche Maßnahmen sind wirklich effektiv? Die Fédération Dentaire Internationale (FDI) hat dazu gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Vierstufenmodell erstellt:
1.Die Praxis erhebt und kontrolliert regelmäßig den Raucherstatus aller Patienten.
2.Der Zahnarzt informiert die Raucher über die Gefahren des Rauchens in Bezug auf die Mundgesundheit und über Möglichkeiten der Entwöhnung. Er gibt individuelle Tipps.
3.Patienten, die sich das Rauchen abgewöhnen wollen, leitet er an entsprechende Fachadressen und vermittelt sie in Anti-Raucher- Programme.
4.Denjenigen, die zwar aufhören wollen, es aber nicht schaffen, steht er zur Seite. Nikotinpflaster und können helfen, die Patienten im Kampf gegen ihre Sucht zu unterstützen.
An diesen Entwöhnungskursen zeigen Zahnärzte und ihre Teams großes Interesse – nur fragen sich viele, wie sie im stressigen Alltag die Zeit dafür aufbringen sollen.
Besser kurz und bündig
Zeitmangel, Zweifel an den eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten, Fragen der Kostenerstattung, fehlendes Patienteninfomaterial und ein erwarteter Widerstand seitens der Patienten sind die größten Hemmnisse der Zahnärzte, in ihrer Praxis Anti-Raucher-Beratungen zu starten, fanden FDI und WHO heraus. Befürchtungen, die sich leicht entkräften lassen, wie beide Organisationen mittels Studien belegen:
• Eine kurze Anti-Raucher-Beratung erfordert drei Minuten oder weniger. Denn kurze, wiederholte Gespräche über das Rauchen sind effektiver als eine intensive Sitzung. Der Zahnarzt übernimmt die Entwöhnungsberatung, delegiert aber die verschiedenen Aufgaben – von der Patientenaufnahme, über den Recall bis hin zur Bereitstellung der Info-Materialien – an sein Team.
• Viele Gesundheitsorganisationen und -ministerien veranstalten mittlerweile Trainings und halten Schulungs- und Wartezimmermaterial parat, um die Kompetenz von Ärzten und Zahnärzten in der Entwöhnungsberatung zu stärken. Stop smoking- Poster im Wartezimmer, Flyer und Broschüren können die Patienten ermutigen, den Zahnarzt anzusprechen oder überhaupt für das Thema sensibilisieren.
• Studien ergaben, dass Entwöhnungsberatungen die effektivste Hilfe für Raucher sind, die aufhören wollen.
• Untersuchungen zufolge sind viele Patienten der Überzeugung, dass Zahnärzte Rauchern aktiv bei der Entwöhnung helfen sollten. Das heißt aber auch, dass der Zahnarzt in punkto Gesundheit und Nichtrauchen als Vorbild fungiert und der Patient von ihm erwartet, dass er sich für dessen Gesundheit insgesamt interessiert, das Rauchverhalten eingeschlossen.
Fest steht: Je mehr sich Zahnärzte und Organisationen engagieren, desto mehr Menschen sagen Ade zur Zigarette und führen ein gesünderes Leben.