52. Winterfortbildungskongress der Zahnärztekammer Niedersachsen

Die Denkweise ändern

Schon zwei Monate vorher war er ausgebucht, der diesjährige Winterfortbildungskongress der Zahnärztekammer Niedersachsen (19. bis 22. Januar) in Braunlage. Als fachliche „Zugpferde“ präsentierten die Veranstalter zusammen mit Tagungspräsident Professor Dr. Thomas Attin Wissenswertes „in aktueller, wissenschaftlich fundierter sowie praxisrelevanter Form“ aus den Sachgebieten Parodontologie und Implantologie. Diesjähriger politischer „Magnet“ war der Festvortrag der erst „frisch“ in den CDU-Bundesvorstand gewählten Gesundheitsministerin Ursula von der Leyen.

Nicht ohne Stolz auf die Kollegenschaft verwies Kammerpräsident Dr. Dr. Henning Borchers auf die Rekordzahl der über 700 Kongressteilnehmer. Dies sei „ein geradezu spektakulärer Beweis für den Fortbildungswillen der niedersächsischen Zahnärzte.“

Eine „eindrucksvolle Demonstration, die der Zwangsfortbildung des Gesetzgebers nicht bedürfe“, betonte auch der gemeinsam mit dem Präsidium der Bundeszahnärztekammer der Eröffnungsveranstaltung beiwohnende BZÄK-Präsident Dr. Dr. Jürgen Weitkamp. Innerhalb der Heilberufe sei der Fortbildungswille der Zahnärzteschaft am stärksten ausgeprägt, meinte Weitkamp. Motiv sei nicht eine etwaige Umsatzsteigerung, sondern ein angestrebter zusätzlicher Gewinn an fachlicher Kompetenz.

Allerdings enthalte das GKV-Modernisierungsgesetz, so Henning Borchers mit Blick auf den anstehenden Festvortrag der Gesundheitsministerin, auch „Elemente, die es wert sind, fortgesetzt zu werden“. Die Zahnärzte würden dafür Sorge tragen, „dass dieses zarte Pflänzchen nicht zertreten wird“, erklärte der Kammerpräsident zur seit Jahresanfang eingeführten Festzuschusssystematik.

Auch wenn die ursprünglich avisierte, dann aber von Rot-Grün abgewehrte Prämie für den Zahnersatz „besser gewesen wäre“, sei der Kompromiss zwischen Rot-Grün und CDU/CSU ein „unumkehrbarer Einstieg“ in diese Richtung, bekräftigte Niedersachsens Gesundheitsministerin die Einschätzung der Zahnärzteschaft. Von der Leyen erhofft sich für die am „brain drain“ – jedes Jahr verließen mehrere 100 000 gut ausgebildete Leute „unser Land“ – krankende Bundesrepublik endlich eine Besinnung auf ihre eigentlichen Stärken. Die Bürger müssten ihre Denkweise als „Gesellschafter“ ändern.

Schulden – ein süßes Gift

Freiheit, so von der Leyen, setze Verantwortung voraus. Solidarität bedeute, „dass man nicht zuerst nach dem Staat fragt, sondern selber etwas tut“. Das sei gegenwärtig im Gesundheitswesen schwierig: Steigende Beschäftigungszahlen, herkömmlicherweise immer als Erfolg gesehen, dürften sich im Gesundheitssystem nicht entwickeln, „weil das dessen Finanzierungsgrundlage systematisch aushöhlt.“ Die CDU/CSU versuche mit ihrem Modell der Pauschalprämie, die Kosten von der Lohnsystematik zu entkoppeln und die Kosten auf alle zu verteilen.

Das Prämienmodell sehe vor, dass „erst der Marktpreis gezahlt, aber dann über das Steuersystem ein Ausgleich geschaffen werde. Dringlich sei es, die Staatsverschuldung – „ein ganz süßes Gift, weil man es kaum spürt“ – zurückzuführen: „Die Schulden von heute sind die Steuern von morgen.“ Schulden zu machen sei Zechprellerei zu Lasten der nächsten Generation. Das auszubremsen sei zwar, so von der Leyen, unpopulär, aber ohne Alternative.

Die fachliche Fortbildung, getragen von Vorträgen zur Umsetzung neuer Methoden der Parodontologie und Implantologie mit Möglichkeiten zur Vertiefung in Intensiv-Seminaren, bot neben aktuellen wissenschaftlichen Aspekten vor allem auch Tipps für die Praxis.

Tagungspräsident Prof. Dr. Attin: „In beiden Themenbereichen waren in den letzten Jahren zum Teil rapide Wechsel in den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den darauf aufbauenden therapeutischen Herangehensweisen zu verzeichnen.“ Interessant sei hier nicht nur, dass beide Fachgebiete in der zahnärztlichen Praxis eine „zunehmend größere Bedeutung erlangt“ hätten, sondern auch, dass beide Schwerpunkte in vielen Einzelaspekten „eng miteinander verknüpft“ seien.

Entsprechend ausgiebig nutzten die Kongressteilnehmer die Vorträge und Seminare zum regen Austausch mit den ausgesuchten, international anerkannten Referenten.

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