Viel Lob für die glückliche Hand der Zahnärzte
Eines steht fest: Der Neujahrsempfang der beiden zahnärztlichen Spitzenorganisationen, der federführenden Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, ist als Plattform des Meinungsaustauschs eine feste Größe im politischen Berlin. Die diesjährige Veranstaltung war geprägt von einem konstruktiven Dialog, einer offenen Gesprächsatmosphäre – und ganz viel Lob für die Standespolitik der Zahnärzte.
Gastgeber BZÄK-Präsident Dr. Dr. Jürgen Weitkamp erinnerte an die Opfer der großen Flutkatastrophe in Südasien: „Dieses schreckliche Schicksal lässt uns nicht gleichgültig.“ Die BZÄK habe den Spendenaufruf des Hilfswerks Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete (HDZ) intensiv unterstützt. Aus der Dentalfamilie würden täglich 10 000 bis 15 000 Euro gespendet, die direkt über die Salesianer Don Boscos den Krisengebieten zugute kämen. Weitkamp dankte dem HDZ-Vorsitzenden Dr. Klaus Winter für sein Engagement und rief zur weiteren Hilfe auf: „Ein Tropfen Hilfe ist besser als ein Ozean voll Mitleid.“ Seine Hochachtung galt denjenigen Helfern, darunter auch Zahnärzten, die die Identifizierung der Toten unter großer körperlicher und seelischer Belastung auf sich genommen haben.
Der BZÄK-Präsident verwies auf die Neubeschreibung der präventionsorientierten Zahnheilkunde, letztlich basiere darauf auch das Konzept der befundorientierten Festzuschüsse, die ab 2005 als neue Systemvariante im Gesundheitswesen eingeführt sind. „Die Reformen sind noch lange nicht zu Ende“, prognostizierte er und verwies darauf, dass das Konzept auch auf andere Bereiche übertragbar sein könne. Weiterhin kündigte er an, dass die Bundeszahnärztekammer ein Programm zur Ernährungsberatung bei Kindern und Jugendlichen beschlossen habe, um in dieser Altersgruppe die Entstehung von Karies und Parodontitis vermeiden zu helfen: „Hier hoffen wir auf die Unterstützung von Ministerium und Fraktionen.“
Die parlamentarische Staatssekretärin Marion Caspers-Merck (SPD) kam in Vertretung von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und überbrachte die Grüße der Ministerin. Sie lobte die Zahnärzte ausdrücklich und dankte für die gute Zusammenarbeit. Die letzten Jahre seien geprägt gewesen von Dialog und sehr guter Kooperation, vor allem bei der Umsetzung der Festzuschüsse. So habe man vor kurzem erfolgreich eine gemeinsame Telefonaktion zu dieser Thematik veranstaltet. Jetzt müsse die Praxistauglichkeit evaluiert werden. Was die Erneuerung der Gebührenordnung betreffe, sei man auf gutem Wege. Auch in Sachen Prävention und der Betreuung von Risikogruppen erfahre man von den Zahnärzten gute Unterstützung. Vor allem dankte Caspers-Merck für das Engagement der Zahnärzte bei der Identifizierung der Flutopfer und kündigte – als Anerkennung für diese Leistung – einen Empfang der Helfer bei der Ministerin an.
Gut gelaufen
Das Jahr 2004 sei für die Selbstverwaltung der Zahnärzte gut gelaufen, betonte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Gudrun Schaich-Walch und gratulierte dem frisch am 21. Januar gewählten KZBVVorstand, Dr. Jürgen Fedderwitz, Dr. Wolfgang Eßer und Dr. Günther E. Buchholz, sowie all seinen Mitstreitern für die „glückliche Hand“ in Bezug auf die Festzuschüsse. Das Gesetz sei so konstruiert, dass die Selbstverwaltung das Ganze nun optimieren könne. Schaich-Walch zeigte sich zuversichtlich, dass dieses Konzept, das ein Stück Freiheit, aber auch Verantwortung bedeute, aufgehe und forderte die Zahnärzte auf, diese Chance zu nutzen.
Seitens der CDU/CSU beglückwünschte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Wolfgang Zöller den neuen KZBV-Vorsitzenden zu seiner Politik hinsichtlich Bema, Richtlinien und Festzuschüssen: „Es waren vertrauensbildende Maßnahmen, dafür herzlichen Dank.“ Fedderwitz habe immer das Gesamte im Blickwinkel behalten. Zöller wies darauf hin, dass die Reformen zu Verunsicherung bei der Bevölkerung geführt hätten, doch Verlässlichkeit würde hier einen stabilisierenden Faktor darstellen. In Sachen Prävention attestierte er der Zahnärzteschaft große Erfolge und dankte dem Berufsstand für das Engagement in diesem Bereich.
Mit einer Überraschung für Dr. Fedderwitz wartete Detlef Parr, MdB, auf, der für die FDP-Bundestagsfraktion sprach. Er übergab dem neuen KZBV-Chef, einem passionierten Hockeyspieler, zu seinem Amtsantritt einen Satz blau-gelber Hockeybälle und gratulierte mit der Bemerkung: „Damit treffen Sie immer!“ Politisch wandte er sich gegen das rot-grüne Vorhaben, ein neues Präventionsgesetz zu etablieren, welches mit „Gremienflut und Regelungen“ verbunden sei. Der ärztliche Beruf sei ein freier Beruf und dürfe nicht durch Überbürokratisierung eingeschränkt werden. Die Zahnärzteschaft habe in Sachen Prävention gezeigt, dass man „kreativ und mit vielen Ideen“ handeln könne, ohne dass alles gesetzlich geregelt werden müsse.
„Die neue Grenzziehung zwischen Solidarität und Eigenverantwortung ist richtig, um das System zukunftsfähig zu machen“, zeigte sich die Bundestagsabgeordnete Birgitt Bender (Bündnis 90/Grüne) überzeugt. Eigenverantwortung definiere sich nicht nur über den Geldbeutel, sondern in Form von mehr Mitsprache und Wahlmöglichkeiten für die Patienten. So könnten die Versicherten beim neuen Festzuschusssystem frei entscheiden, welche Versorgungsform die beste sei; in der Praxis werde sich beweisen, ob mit den neuen Möglichkeiten verantwortungsbewusst umgegangen werde.
„Wir sind gut aufgestellt, um manche Tore zu schießen“, versicherte Dr. Jürgen Fedderwitz und dankte für die ihm und seinen beiden Vorstandskollegen Eßer und Buchholz entgegengebrachten Glückwünsche zur Wahl. Sowohl die Kollegenschaft wie auch die Politik dürfe nun hohe Erwartungen an die zukünftige KZBV stellen. Im Bild des Mannschaftssports verbleibend, betonte er, man werde „Stürme und manche Abseitsstellung“ durchstehen und verwies auf das Festzuschusssystem. Nunmehr sei der „Ball aufgenommen“, zukunftsweisend Reformen auch für weitere Bereiche der zahnärztlichen Versorgung in Angriff zu nehmen: „Wir hoffen auf ein offenes Ohr für neue Ideen.“
Der Abend klang aus mit vielen informellen und informativen Gesprächen zwischen Politik und Standesvertretern.