International Dental Innovation Symposium von 3M ESPE

Wissenschaftlerforum diskutiert zum Wohle des Patienten

Heftarchiv Zahnmedizin
sp/pm
Das International Dental Innovation Symposium von 3M ESPE ist eine in ihrer Art einzigartige Standortbestimmung zum aktuellen Geschehen der Technik in der Zahnmedizin. Auch in diesem Jahr tauschten sich die aus der gesamten Welt nach München angereisten 150 Experten intensiv darüber aus, wie die zahnmedizinische Diagnostik und Therapie weiter verbessert werden kann.

Der Wunsch nach einem Komposit mit unter einprozentiger Volumenschrumpfung wird nach Einschätzung von Professor John Powers, Universität Houston, bald Realität sein. Ein Material auf der Basis so genannter Silorane wird derzeit an verschiedenen Zentren klinisch getestet. Mit einer neuartigen Chemie, den Ring öffnenden Siloranen, lassen sich theoretisch Komposite ohne Volumenschrumpfung herstellen.

Nach Auskunft von Dr. Wolfgang Weinmann, 3M ESPE AG Seefeld, wird aber wegen der grundsätzlich stattfindenden Wasseraufnahme ein Wert von etwa einem Prozent als ideal angesehen. „Wir haben dieses Ziel im Labor bereits erreicht. Die klinische Testung in Verbindung mit einem selbstätzenden Siloranadhäsiv hat bereits begonnen.“ Interessant ist, dass neben dem idealen Schrumpfwert offenbar weitere wichtige Eigenschaften – wie Schrumpfungsdynamik, Randdichtigkeit, Haftung, Lichtstabilität und mechanische Festigkeit – in vitro für dieses Material sehr günstig zu sein scheinen.

Zum Thema Entwicklung von Nanokompositen wurde diskutiert, dass im Gegensatz zu anderen Nanokompositen das hauseigene Produkt ausschließlich Nanofüllkörper enthalte. „Dadurch lassen sich gewünschte Eigenschaften wie Glanzretention und mechanische Festigkeit optimal einstellen, ein wesentlicher Vorteil der Nanotechnologie.“ Diese wird auch in einem neuen Einkomponenten-Adhäsiv für die Total-Ätz-Technik genutzt. Die Nanofüllkörper bleiben bei diesem Adhäsiv immer gleichmäßig in Suspension, sodass es auch ohne Schütteln immer die optimale Zusammensetzung aufweist, was einen Beitrag zur Qualitätssicherung darstelle.

Dünne Wandstärken für Käppchen möglich

Käppchen aus Lava™-Zirkonoxidkeramik für den Frontzahnbereich benötigen nur noch eine Wandstärke von 0,3 Millimeter, wie eine Studie von Dr. Daniel Edelhoff, Aachen, aufzeigte. Der Referent bewies, dass die Lichtdurchlässigkeit bei gefärbten Lava™-Zirkonoxidgerüsten um 22 Prozent zunimmt, wenn ihre Wandstärke von den bisher empfohlenen 0,5 auf 0,3 Millimeter reduziert wird. Dadurch kann Substanz schonender präpariert und mehr Platz für die keramische Schichtung gewonnen werden. Gleichzeitig ist nach internen Daten die Bruchfestigkeit der Käppchen mit über 900 Megapascal so hoch, dass die Restaurationen problemlos auch höhere funktionelle Belastungen tolerieren. Die reduzierte Wandstärke wird mit dem „in den Startlöchern stehenden“ Produkt-Update für den Frontzahnbereich freigegeben werden. Ein neuer Composite-Befestigungszement ist der erste seiner Art, der die Zahnoberfläche selbsttätig konditioniert und sie somit für den chemischen Verbund vorbereitet. Dieses Prinzip hat sich inzwischen klinisch bewährt. Wurzelkappen, die Dr. Jens Fischer, Universität Bern, mit RelyX Unicem eingesetzt hatte, waren nach 1,5 Jahren zu 100 Prozent in situ. Dies gelang ohne die Verwendung von Wurzelstiften. Professor John Burgess, Universität New Orleans, wies darauf hin, dass durch die einfache und schnelle Anwendung des Materials die Gefahr einer Kontamination mit Bakterien gesenkt und die maximale Haftkraft leichter erreicht wird als mit mehrstufigen Kompositsystemen.

„Ein Abformmaterial muss vor dem Abbinden, also zu Beginn des Kontakts mit dem feuchten Gewebe, hydrophil sein, nicht danach. Dann ist es schon zu spät.“ Laut Dr. Thomas Klettke, Seefeld, sind Poyether Materialien den Vinylpolysiloxanen (A-Silikonen) in dieser Beziehung klar überlegen. Der Chemiker konnte zeigen, dass sich ein Wassertropfen auf Vinlypolysiloxan langsam und stufenweise verteilt, auf Polyether dagegen kontinuierlich und zügig. „Man kann sich leicht vorstellen, dass dies bei der Abformung von großer Bedeutung ist.“ Eine hohe Erfolgssicherheit ist nach einer Studie in US-amerikanischen Praxen mit diesem Material wegen der seltener notwendigen Neuabformungen und Neuanfertigungen zufolge sicherlich zukünftig auch wirtschaftlich bedeutsam.

Suche nach der perfekten Kariesrisiko-Diagnostik

Diskussionen nehmen beim Dental Diskussionen nehmen beim Dental Innovation Symposium traditionell einen ungewöhnlich breiten Raum ein. Es zeigte sich, dass der Wunsch, Karies schon vor einer Substanzschädigung zu erkennen, nach wie vor groß ist. Die Messung der intraoralen Laktatbildung (Clinpro™ Cario L-Pop™ Milchsäure Indikationsstäbchen) hat jedoch, wie auch bakterielle Risikotests, nur eine begrenzte prognostische Wertigkeit. Der Hauptnutzen von Laktat-Tests wird von Professor Dr. Reinhard Hickel, München, deshalb in der Sensibilisierung der Patienten für ihre Mundgesundheit gesehen. Das gilt auch für ein experimentelles Abformmaterial zur Erkennung kariesgefährdeter Zahnbereiche. Im Gegensatz zu Clinpro™ Cario L-Pop™ wird das Laktat dort genau an der Stelle nachgewiesen, wo es entsteht. Das auf Enzymbasis operierende Material erlaubt damit – in Verbindung mit anderen Parametern – erstmals eine flächenbezogene Risikoeinschätzung und liefert so einen großen Meilenstein in der Prophylaxearbeit.

Spannend war anlässlich der Tagung auch die Vorstellung einer ebenfalls noch im Laborstadium befindlichen Lösung zur selektiven Kariesentfernung ohne Bohrer. Mithilfe hoch spezifisch wirkender Enzyme wird denaturiertes Dentin entfernt, remineralisierbares und damit erhaltungswürdiges Dentin bleibt hingegen zurück. Die Vorstellung dieser viel versprechenden Idee löste intensive Diskussionen über den richtigen Zeitpunkt der Kariesentfernung aus. Einerseits forderten Teilnehmer ein minimalinvasives Vorgehen, andererseits wurde auf mögliche Probleme mit dem adhäsiven Verbund und der mechanischen Belastbarkeit von nachfolgenden Restaurationen hingewiesen. Das Auditorium war sich schließlich aber einig, dass auf der Basis der vorliegenden Literatur und im Interesse der Patienten schon heute schonender exkaviert werden sollte, als bisher üblich.

Ausblick

Anlässlich des Symposiums wurde deutlich, dass den modernen biologischen Lösungen für die Zukunft doch ein großer Hoffnungsschimmer zuteil wird. Aber sicher waren sich die anwesenden Wissenschaftler, dass zwar die erste Schwelle genommen ist, aber auf diesem Sektor noch viele Treppenstufen zu erklimmen sind. Als näher liegendes Ziel sollten jedoch zum Beispiel auch gering schrumpfende Komposite und selbsthaftende Befestigungsmaterialien weiter entwickelt und perfektioniert werden.

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