„Gold“-werte Rohstoffe: Boom ohne Ende

Von Aluminium bis Zink

Ob Öl, Kupfer, Nickel, Aluminium oder Gold – die Preise für Rohstoffe scheinen keine Grenzen zu kennen. Steigende Nachfrage vor allem aus China und Indien, aber auch die weltweite Konjunktur lassen die Vorräte knapp werden. Inzwischen haben die Anleger das Geschäft mit der handfesten Ware neu entdeckt und gut daran verdient. Stimmen die Prognosen, wird sich auch im kommenden Jahr nichts daran ändern.

An Warentermingeschäften mit Nickel, Aluminium, Kupfer oder Öl wollte sich lange niemand die Finger schmutzig machen. High Technology war gefragt bis die Blase in 2000 platzte. Selbst von Kennern unbemerkt entwickelte sich das Geschäft mit den Rohstoffen. Denn seit die chinesische Wirtschaft boomt und die Inder sich anschicken, dem Beispiel zu folgen, verdienen sich Anleger mit den begehrten Materialien eine goldene Nase. Allein im Riesenreich der Mitte wird ein Viertel der weltweiten Produktion einiger Metalle verarbeitet. Auch der Durst nach Öl scheint unstillbar zu sein.

Der Öl-Markt läuft wie geschmiert

Bislang verbrauchen die Chinesen nur 0,8 Liter Rohöl pro Kopf, die Inder die Hälfte. Jeder Amerikaner aber konsumiert im Schnitt elf Liter pro Tag. Schon allein aus diesen Daten wird der enorme Nachholbedarf der Asiaten deutlich. Die Nachfrage steigt weiter. Die Gründe für die explodierenden Preise sind hinlänglich bekannt: Das Öl ist zwar nicht knapp, doch zwei Drittel der Vorräte befinden sich in den Krisen-empfindlichen Gebieten im Nahen Osten. Bekannte aber nicht genutzte Vorkommen zu erschließen, hat sich bei Barrel-Preisen von um die 30 Dollar bislang nicht gelohnt. Der Aufwand war einfach zu groß. Bei dauerhaft hohen Preisen aber – und davon gehen die Experten aus – lohnt sich der Abbau bislang unerschlossener Vorkommen. Doch diese Vorhaben brauchen viel Zeit. Auch die Kapazitäten der Transportgesellschaften und die der weiterverarbeitenden Industrie sind zu 100 Prozent ausgelastet. Der Bau neuer Anlagen erfordert viel Zeit. So braucht es beispielsweise sieben Jahre, bis eine neue Raffinerie in Betrieb genommen werden kann.

Über gute bis sehr gute Auftragslagen freuen sich vor allem Servicefirmen wie Schlumberger, Nabors Industries oder Oceaneering, also diejenigen, die Probebohrungen machen, Bohrtürme bauen und die technische Ausrüstung liefern. Die Analysten des Investmenthauses Goldman- Sachs gehen von Investitionen der Ölmultis in der Größenordnung von 200 Milliarden Dollar jährlich für neue Ölförderprojekte aus. Denn das Problem sind weniger zu geringe Reserven als vielmehr deren Förderung. Die Reserven reichen noch für die nächsten 50 bis 100 Jahre, selbst bei steigendem Bedarf.

Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass die Menschheit zumindest bis 2030 nicht von den fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas und Kohle loskommen wird. Der Energiebedarf wird um zirka 60 Prozent steigen und hauptsächlich nur durch diese Brennstoffe gestillt werden können. Die Kosten für ihre Hebung sind enorm. Am hungrigsten werden wohl die Entwicklungs- und Schwellenländer sein. Auf sie fällt dann leider auch der dickste Batzen der Förderkosten.

Die IEA schätzt, dass bis 2030 rund 16 Billionen Dollar investiert werden müssen – eine Summe, die diese Staaten kaum stemmen können. Die Agentur unterstellt zwar, dass das internationale Finanzsystem diese Summe verteilt auf die Jahre aufbringen kann. Doch die Investoren erwarten zu Recht politische Stabilität und Rechtssicherheit in den betroffenen Ländern.

Dies ist jedoch Zukunftsmusik. Der Ölpreis wird vorerst anfällig bleiben – jedenfalls solange Angebot und Nachfrage so nahe beieinander liegen.

Metall – stahlhart gehandelt

Nicht nur beim Öl gelten die Chinesen als die Konsumenten mit dem größten Durst. Auch bei bestimmten Metallen stellen sie inzwischen die hungrigen Hauptabnehmer auf dem Weltmarkt dar. Sie haben die USA als größten Verbraucher abgelöst. Um den Sprung vom Schwellenland zur Industrienation zu schaffen, brauchen die Menschen in dem Riesenreich vor allem Strom. Damit die Versorgung gewährleistet ist, wird das Energienetz ausgebaut. Dazu werden aber Massen von Kupferdraht benötigt. Die eigene Produktion reicht dafür nicht. Die Nachfrage bleibt zumindest auf Jahressicht deutlich höher als das Angebot. In den vergangenen fünf Jahren stieg der Verbrauch um stolze 17 Prozent jährlich. Selbst bei einem um zwölf Prozent steigenden Verbrauch, wird der Importbedarf bis 2010 um 60 Prozent zunehmen.

Einer der größten Profiteure dürfte der US-Konzern Phelps Dodge sein – der zweitgrößte Kupferförderer der Welt. Weiterhin unterversorgt sind die Chinesen mit Aluminium. Dieses Metall findet seinen Hauptabsatz in der Autoindustrie. Insgesamt verarbeiten die Chinesen rund ein Viertel der Kupfer- und je ein Fünftel der Aluminium- und Nickelproduktion.  

Mit Preissteigerungen in 2005 rechnen Experten auch bei Zink. Zuletzt wuchs die Produktion jährlich um 3,9 Prozent. Demgegenüber steht nun eine um jährlich neun Prozent zunehmende Nachfrage. Die Ausweitung der Produktion geschieht aber nur zögerlich.

Bis zur Oberkante Unterlippe ausgelastet sind ebenfalls die Stahl produzierenden Betriebe. Inzwischen zeigen sich sogar schon die Autohersteller verärgert, weil sie ihre Produktion aufgrund des mangelnden Nachschubs drosseln müssen. Nissan beispielsweise wird vielleicht im März bis zu 15 000 Autos weniger bauen können als geplant – ein wahrscheinlicher Nettoverlust von rund 45 Millionen Euro. Auch in diesem Segment zeigt der chinesische Drache den größten Appetit: Jeden Tag entstehen neue Wolkenkratzer oder Brücken. Innerhalb der nächsten fünf Jahre dürfte sich die Automobilproduktion verdoppeln.

Schrott, Koks und Kohle

Gleichzeitig mit den Stahlpreisen ziehen die Notierungen für Erz und Schrott, Koks und Kohle an – alles, was für die Stahlproduktion benötigt wird, verteuert sich. Darüber freuen sich auch deutsche Firmen wie Thyssen-Krupp. Der Stahlkocher konnte sein Ergebnis im letzten Jahr verdoppeln.

Mitgemischt

Wie können nun private Anleger von den immensen Gewinnen profitieren? Den direktesten Zugang bieten Warentermingeschäfte. Mit den so genannten Futures (siehe Kasten) lässt sich viel Geld verdienen – und verlieren. Investoren kaufen an der Warenterminbörse bestimmte Mengen von beispielsweise Kupfer, Öl oder Aluminium und hoffen nun auf fallende oder steigende Preise. Trifft die Prognose zu, ist der Gewinn groß. Erweist sie sich aber als falsch, ist das eingesetzte Geld dahin. Also eher eine Sache für Zocker mit viel Spielgeld.

Etwas sicherer ist die Teilnahme an der Warenterminbörse über Zertifikate. Sie bilden die Wertentwicklung eines einzelnen Rohstoffs oder gleich eines ganzen Korbs (Index) nach. Es gibt sie in verschiedenen Risikoabstufungen: mit Hebel für besonders Mutige, mit Bonus für Vorsichtige und für das Index- Zertifikat entscheiden sich die Konservativen.

Etwas sicherer ist die Teilnahme an der Warenterminbörse über Zertifikate. Sie bilden die Wertentwicklung eines einzelnen Rohstoffs oder gleich eines ganzen Korbs (Index) nach. Es gibt sie in verschiedenen Risikoabstufungen: mit Hebel für besonders Mutige, mit Bonus für Vorsichtige und für das Index- Zertifikat entscheiden sich die Konservativen.

Zu letzteren gehört zum Beispiel der Rohstoff-Index von Goldman-Sachs. Aber auch da sollte der Anfänger genau hinschauen ehe er den Auftrag zum Kauf erteilt: Dieser Index hat sein Schwergewicht bei Öl und Gas. Für andere Rohstoffe gibt es andere Zertifikate. Die Anlage in Rohstoffe birgt aber vor allem für Investoren aus dem Euroland ein großes Handicap: das Währungsrisiko. Denn die Rohstoffe werden immer in Dollar notiert und der schwächelt, so dass ein fallender Dollarkurs beziehungsweise steigender Euro die Gewinne wieder auffrisst. Dagegen gibt es ein Rezept: Quanto-Zertifikate. Sie haben eine Absicherung gegen Währungsverluste eingebaut. Auch sie gibt es für Indizes oder einzelne Rohstoffe. Emittenten sind unter anderen die ABN Amrobank und die Commerzbank.

Wer lieber in Aktien der Fördergesellschaften oder Verarbeiter von Rohstoffen investiert, muss wissen, dass die Kurse der Papiere eher den Bewegungen am Finanzmarkt folgen als den Preisen der Rohstoffe. Auch diese Risiken lassen sich besser covern mit dem Kauf von Aktienfonds, zum Beispiel der DIT Energie, MLIIF World Mining oder ABN Amro Resources.

Ein weiterer Rohstoff, der von der allgemeinen Euphorie auf diesem Sektor erfasst ist, ist Gold. Auch hier trieb vor allem die Spekulation den Kurs in die Höhe. Im November 2004 stand er bei 474,80 Dollar je Unze, der bisherige Höchststand. Seit dem 9. Dezember 2004 gibt der Kurs für das gelbe Metall wieder nach.

Der Drang zum Gold

Die Gründe für die Hausse liegen in der Angst vor einer Rezession. Statt in Anleihen und Aktien investieren die Anleger lieber in Handfestes, wenn die weltwirtschaftlichen Daten verunsichern. Der fast schon mystischen Faszination erlag dereinst auch Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe. Für ihn drückte das „Gretchen“ im „Faust“ den hohen Stellenwert des gelben Metalls aus: „Zum Golde drängt, am Golde hängt doch alles.“ Das Edelmetall lässt sich – anders als Banknoten – nicht beliebig vermehren und dient deshalb vielen Skeptikern als sicherer Inflationsschutz. Die jährliche Förderung liegt bei 2 700 Tonnen im Wert von 29 Milliarden Euro. Derzeit gehen Investoren davon aus, dass der Preis für eine Unze (31,1035 Gramm) Gold langfristig auf die 500 Dollar zu marschieren wird. Da er aber zurzeit nachgibt, sollten Interessenten abwarten, bis die untere Grenze erreicht sein wird.

Investoren und Notenbanken betrachten das gelbe Metall immer noch als Ersatzwährung. So erklärt sich der Einfluss des Goldes auf den Dollar: Fällt der Greenback, steigen die Investoren auf Gold um. So lange die Bush-Administration sich nicht intensiver um ihr Leistungsbilanzdefizit kümmert, bleibt der Goldpreis auf hohem Niveau.  

Auch heute noch gilt Gold als das Symbol für Wertbeständigkeit schlechthin. So mancher Anlageberater empfiehlt auch heute noch die Investition von rund fünf Prozent des Vermögens in Gold. Die Begründung dafür dürfte allerdings eher emotionaler denn ökonomischer Natur sein. Denn Geld verdienen lässt sich mit anderen Anlagen besser. Doch Gold lässt sich in Krisenzeiten leicht transportieren und überall auf der Welt zu Bargeld machen. Da vergisst so mancher sonst kühl kalkulierende Investor, dass es keine Zinsen bringt.

Für die Anlage in Gold bieten sich verschiedene Möglichkeiten:

• Goldmünzen

Am bekanntesten sind die Goldmünzen mit einem Gewicht von einer Unze: der kanadische Maple Leaf, der südafrikanische Krügerrand oder amerikanische Eagle Star. Der Preis orientiert sich am Goldpreis. Das Aufgeld für die Münze liegt zwischen einem und vier Prozent. Aber die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis beträgt zwischen zehn und 40 Prozent.

• Goldbarren

Das ist die reinste Form der Goldanlage. Die Barren haben einen Reinheitsgehalt von 999 Promille. Wichtig ist, dass sie den Stempel einer reputierten Scheideanstalt tragen und bei einer seriösen Adresse gekauft sind. Es gibt viele Fälschungen. Je größer der Barren, desto günstiger der Preis.

• Goldzertifikate

Diese Papiere verbriefen dem Anleger einen Anspruch auf Miteigentum an einem von der jeweiligen Bank gehaltenen Goldlager. Die Zertifikate lauten auf eine bestimmte Menge Barrenoder Münzgold. Die Mindestanlage beträgt in der Regel 5 000 Euro.

• Aktien

Mit diesen Papieren beteiligt sich der Anleger an Goldminen. Der Ertrag setzt sich aus den jährlichen Dividenden und dem Kursanstieg zusammen. Neben dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens entscheidet auch der Goldpreis über die Kursentwicklung dieser Aktien. Sie gelten als ziemlich risikohaltig und sind deshalb nicht unbedingt für den privaten Anleger zu empfehlen.

• Goldfonds

Sie setzen sich hauptsächlich aus Goldminenaktien zusammen. Durch die Streuung wird das Risiko gemindert. Allerdings beinhalten manche Fonds auch Goldoptionsgeschäfte. Auch bei den Fonds machen sich die Schwankungen beim Goldpreis bemerkbar. Diese Fonds gehören nicht zu den risikoarmen Anlagen.

Wer also eine kleine Goldreserve anlegen will, kommt mit Barrengold wahrscheinlich am besten zurecht. Weitere Investitionen ins Rohstoffgeschäft sollten wohl überlegt sein und bedürfen fachlicher Beratung. Besonders an Warentermingeschäften hat sich schon so mancher die Finger verbrannt und sich nicht mehr davon erholt.

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