Insektengiftallergie

Notfall-Set kann lebensrettend sein

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Die Insektensaison steht vor der Tür. Damit sind bis zu vier Millionen Deutsche gefährdet, eine anaphylaktische Reaktion nach einem Insektenstich zu erleiden.

Insektengiftallergien sind häufig. Die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI) gibt in ihren Leitlinien [Przybilla B et al., Insektengiftallergie. Leitlinie der DGAI. Allergo J 13 (2004): 186-190)] gesteigerte örtliche Reaktionen nach einem Insektenstich bei bis zu 19 Prozent der Bevölkerung an. Systemische Reaktionen zeigen sich bei 0,8 bis fünf Prozent. Hauttest-Reaktionen oder spezifische Serum-IgE-Antikörper gegenüber Bienen- oder Wespengift finden sich bei jedem vierten Erwachsenen in der Bevölkerung und bei jedem zweiten Kind. Jährlich werden in Deutschland vom Statistischen Bundesamt etwa zehn bis 20 Todesfälle infolge von Stichreaktionen erfasst; die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein.

Akute Notfallsituation: Adrenalin ist erste Wahl

Bei der längerfristigen Therapie einer Insektengiftallergie steht neben einer intensiven Aufklärung des Betroffenen zur Vermeidung neuerlicher Stiche die subkutane Immuntherapie im Vordergrund. In der akuten Notfallsituation ist die Verabreichung von Adrenalin die Therapie der Wahl. Patienten, bei denen die Gefahr besteht, dass ein neuerlicher Allergenkontakt eine schwere Stichreaktion nach sich zieht beziehungsweise die in der Anamnese bereits über eine solche Stichreaktion berichten, wird empfohlen, ständig ein Notfall-Set mit sich zu führen. Die prompte Selbstverabreichung von Notfallmedikamenten bei schweren allergischen Reaktionen kann lebensrettend sein. Es gilt, die Zeit bis zum Eintreffen eines Notarztes zu überbrücken.

Neben einem Antihistaminikum mit raschem Wirkungseintritt und einem Glukokortikoid sollte das Notfall-Set unbedingt ein Adrenalin-Injektionssystem enthalten. Adrenalin-Autoinjektoren sind einfach anzuwendende und sichere Systeme zur Selbstapplikation von Adrenalin. Das Adrenalin wird dabei intramuskulär in die anterolaterale Partie des Oberschenkels injiziert. Für Patienten ab einem Körpergewicht von 30 Kilogramm ist die Wirkstoffstärke von 300 Mikrogramm (µg) einzusetzen. Seit kurzem steht auch für Kinder ab 15 Kilogramm ein Adrenalin-Injektor (Anapen® 150 µg) zur Verfügung. Wesentliche Voraussetzung ist, dass der Patient in der Anwendung und Handhabung geschult wurde.

Klinische Symptomatik bestimmt den Schweregrad

Die Anaphylaxie wird ganz überwiegend durch insektenspezifische IgE-Antikörper als Soforttypreaktion durch einen oder mehrere Stiche ausgelöst. Die Einteilung des Schweregrades einer allergischen Reaktion erfolgt nach der klinischen Symptomatik. Als schwere Stichreaktion (Schweregrad III oder IV) gelten eine klinisch bedeutsame Bronchialobstruktion, Schock oder Herz-Kreislauf- wie Atemstillstand. Patienten mit solchen Ereignissen in der Anamnese sind bei einem neuerlichen Stich extrem gefährdet. Auch wenn aus der Vorgeschichte keine sichere Prognose auf die Reaktionsintensität bei zukünftigen Stichen gestellt werden kann, ist grundsätzlich mit einer Verstärkung beziehungsweise Verschlimmerung der Symptomatik zu rechnen.

Fluginsekten genau beobachten

Hier zu Lande sind es überwiegend Honigbienen (Apis mellifera) oder Faltenwespen (Vespula vulgaris, Vespula germanica), die systemische Reaktionen auslösen können. Stiche kommen nicht nur im Hochsommer vor - Bienenflug gibt es vom Frühjahr bis in den Herbst, zuweilen sogar an warmen Wintertagen. Nicht selten werden Kinder, die barfuß auf einer Wiese spielen, von den Honig saugenden Insekten gestochen. Wespen sind in der Regel aggressiver als Bienen. Während erstere sich eher in der Nähe von Nahrungsmitteln und Abfall finden, halten sich Bienen vor allem in der Nähe von Bienenstöcken und Blüten auf. Beim Stich verbleibt der Stachel bei Bienen zumeist in der Haut stecken, bei Wespen ist dies seltener der Fall. Seltenere Auslöser anaphylaktoider Reaktionen sind Stiche durch Hummeln, Hornissen oder Ameisen. sp/ab

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