12. Schleswig-Holsteinischer Zahnärztetag

Die Kompetenz für Zahnersatz liegt auf Seiten der Zahnärzte

Thema, Referenten, Organisation, Teilnehmerzahl (880), Dentalausstellung – alles prima. Fortbildung kann allen Beteiligten Spaß machen und muss nicht teuer sein. Das hat auch der 12. Schleswig-Holsteinische Zahnärztetag in Kiel wieder bewiesen. Grundthema war der Zahnersatz.

Als „Ausdruck des Realitätssinnes der KZV Schleswig-Holstein“ wertete deren Vorstandsvorsitzender Dr. Peter Kriett die Wahl des Tagungsthemas. Der gern in der Öffentlichkeit erweckte Eindruck, neben Prophylaxe und Endodontie gebe es kaum noch Bedarf für Zahnersatz-Themen, sei unzutreffend. Die hohe Teilnehmerzahl demonstriere die medizinische Dimension des Themas, das nicht Innungsobermeistern der Zahntechniker und deren Fachhochschulplänen überlassen werden dürfe. Kritisch nahm Kriett zum Festzuschusssystem Stellung: Zur erhofften Stärkung des direkten Arzt-Patienten-Verhältnisse sei es nicht gekommen und die Regulierungskompetenz der Kassen werde auch nicht eingedämmt. Im Gegenteil: Heute erhöben die Bundesverbände der Krankenkassen den Anspruch, die gesamte Versorgungswirklichkeit zu bewilligen, zu prüfen und zu erfassen.

Marketing ist nach Auffassung von Professor Gerhard Riegl, Augsburg, ein Thema, das für Zahnarztpraxen immer wichtiger wird. Riegl sagte voraus, dass erfolgreiche Praxen ihren Patienten künftig mehr bieten müssen als zahnmedizinische Qualität – die halten die Patienten ohnehin für selbstverständlich und können sie auch kaum beurteilen. Haften bleibt dagegen bei den Patienten die von der Praxis zu ihm aufgebaute Beziehung – durch Service und die richtige Ansprache. Den erfolgreichen Zahnarzt und sein Team sieht Riegl künftig als „Gesundheitscoach“ für die Patienten: „Ohne Marketing spricht sich gute Qualität nicht herum.“

Wann muss eine Lücke geschlossen werden? „Dann, wenn der Patient von der Behandlung einen Gewinn erwarten kann.“ Nicht jede Seitenzahnlücke müsse geschlossen werden, sagte Professor Matthias Kern, Schleswig-Holstein. Eindeutiger Favorit an Kerns Klinik ist der eingeklebte Zahn mit Ribbond-Verstärkung. Adhäsivbrücken seien nicht per se gut oder schlecht; ihre Lebensdauer hänge sehr von der Präparationstechnik („Rillen“) ab. Vollkeramische Adhäsivbrücken klebt Kern nur noch einflügelig ein. Sein Fazit: „Die Zukunft gehört der Adhäsiv- und Implantattechnik.“

Immer noch geschieht die Prothetikversorgung in Deutschland auf beispielgebend hohem Niveau, betonte Professor Hubertus Spiekermann, Aachen. In den Niederlanden etwa sei Modellguss „die absolute Nummer eins“, Teleskope kenne man dort praktisch nicht. Vier Fünftel der Welt würden noch immer mit Klammerprothesen versorgt. Spiekermann forderte: „Die kleine normale Implantologie gehört in die Praxis – das Fach macht dann doch auch mehr Freude!“ Nicht alles solle man den Spezialkliniken überlassen. Dafür gab es kräftigen Beifall.

Patient wird unterbrochen

Professor Christian Besimo, Brunnen/Basel: Alte Patienten mögen ihre Beschwerden selbst nicht so recht nennen – schon gar nicht dann, wenn der Arzt/Zahnarzt ihnen nicht die angemessene Situation für ein ruhiges Gespräch schafft. Besimo: „Ältere Menschen brauchen zwei Minuten bis zur Schilderung des ersten gravierenden Symptoms – aber nach durchschnittlich 22 Sekunden werden sie zum ersten Mal unterbrochen.“ Was folgt daraus für die Prothetik? Möglichst einfache Konstruktionen, und vor allem: „Wenn immer möglich, starr verankern – gelenkig nur als Ausnahme.“

Wo liegen die Wurzeln des Behandlungserfolges? Professor Karl-Heinz Utz, Bonn, lieferte in seinem mitreißenden Vortrag die Antworten. Was beurteilt der Patient, wenn er die Qualität nicht beurteilen kann? Ob er Vertrauen zum Zahnarzt hat, ob er mit diesem zurecht kommt, ob der Zahnersatz gut aussieht und haltbar ist, ob der Preis angemessen erscheint, ob er sich informiert „fühlt“. Ob die Mitarbeiterinnen freundlich sind, ob die Wartezeit kurz ist.

Patient und Zahnarzt haben „unterschiedliche Wahrnehmungen, wie in der Ehe“. Und wie in der Ehe ist ausreden lassen und zuhören können der Schlüssel zum Erfolg. Konkret für die Praxis heißt das: In der ersten Sitzung muss das Anliegen des Patienten ganz genau erforscht werden.

Dr. Jörg FeldnerFeldstr. 3824105 Kiel

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.