Pferdewetten: der große Spaß mit dem kleinen Kick

Platz oder Sieg

Der Skandal um Fußball-Schiri Robert Hoyzer hat vielen Freizeitzockern den Spaß am Wetten verdorben. Das Kribbeln im Bauch darf jedoch weitergehen: einfach vom Fußballplatz auf die Pferderennbahn wechseln. Dort gibt es das Vergnügen kontrolliert und für kleines Geld.

Es dauert lange, bis alle Pferde ihren Platz an der Startlinie eingenommen haben. Die Zuschauer trippeln nervös auf der Stelle. So mancher von ihnen verspürt große Lust, mal eben nachzuhelfen. Wenn dann endlich der Startschuss fällt, halten alle den Atem an, Alte und Junge, Männer und Frauen. Wer gewinnt? Der Favorit oder der Außenseiter? Oder ein unbekanntes Pferd? Knapp drei Minuten später jagt der Sieger über die Ziellinie.

Die Zuschauer reagieren sehr unterschiedlich: Die einen jubeln, die anderen wenden sich enttäuscht ab. Die einen haben gewonnen, die anderen verloren.

Es muss nicht immer Ascot sein

Schon drängen sich die Menschen wieder am Totalisator, setzen für das nächste Rennen. Oder holen ihren Gewinn vom letzten Rennen ab.

Ganze Familien nutzen den Sonntag für einen Ausflug zur Pferderennbahn. Sie picknicken, bewundern die schönen Tiere, haben Spaß beim Wetten – ein tagfüllendes Programm an der frischen Luft. Längst haben die Veranstaltungen den Ruf des Elitären verloren, genießen Popularität.

Wett-Ede ade

Auch die Gauner haben den Pferdewetten den Rücken gekehrt. Für sie gibt es hier nicht mehr so viel zu gewinnen wie in letzter Zeit (leider) beim Fußball. Der Sport der Vierbeiner hat für diejenigen, die ein großes Rad drehen wollen, an Attraktivität verloren. Demzufolge sind auch die Gewinne der Rennvereine eingebrochen, im letzten Jahr um 20 Prozent.

Natürlich gibt es immer wieder Versuche, den Rennverlauf zu manipulieren. Doch Jockeys, die zum Beispiel ihre Pferde eher bremsen als antreiben, haben kaum noch eine Chance. Den Schiebereien, wie sie auch beim Pferdesport häufig vorgekommen sind, haben die Organisatoren den Riegel vorgeschoben. Mehrere Kameras verfolgen das Rennen von Anfang bis Ende aus verschiedenen Blickwinkeln. Auch die Wettmöglichkeiten der am Derby Beteiligten haben die Veranstalter stark eingeschränkt. Trainer und Jockeys dürfen zwar auf den Sieg des eigenen Pferdes setzen, aber nicht auf Platz oder gar auf ein Pferd der Konkurrenz.

Als die Wetten laufen lernten

Das Spiel begann, als 1822 in Bad Doberan zum ersten Mal Pferde um die Wette liefen. Ein paar Freunde setzten Geld auf das Einlaufergebnis. Später öffneten die ersten Wettbüros ihre Türen und 1870 wurde zum Hamburger Derby der noch heute gebräuchliche Totalisator eingeführt. Seit 1905 sind die Wetten gesetzlich geregelt. Die Fassung des Rennwett- und Lotteriesteuergesetzes von 1922 gilt noch heute.

Als Zuschauer eine Wette abzuschließen bringt außer Spaß und Spannung manchmal auch noch Geld ein. Immerhin zahlen die Vereine 75 Prozent der Wetteinnahmen wieder aus. Der Rest fließt in die Vereinskasse und in die Vollblutzucht. Es gibt vier Standardwetten auf allen deutschen Rennbahnen: Sieg, Platz, Zweier- oder Dreierwette. Der Wetter füllt seinen Schein aus und gibt ihn an einer der Kassen ab. Dort wird er in den Computer eingelesen und gestempelt. Der Einsatz kostet nur ein paar Euro. Glückliche Gewinner können sich an derselben Stelle nach dem Rennen ihr Geld (steuerfrei) abholen.

Aufs Ziel vorbereitet

Wer sein Glück nicht ganz dem Zufall überlassen will, bereitet sich auf seine Wette vor. Pferdeliebhaber kennen häufig die Schwächen und Stärken der Tiere, die an den Start gehen. Sie haben sie schon in früheren Rennen verfolgt, kennen die Abstammung, den Trainer oder den Jockey.

Zuschauer, die einfach aus Freude am Spiel wetten, orientieren sich zum Beispiel an der Startnummer, weil sie mit dem persönlichen Geburtsdatum übereinstimmt. Andere wiederum setzen nur auf Füchse oder entscheiden sich für das ihrer Meinung nach schönste Pferd auf der Bahn. Eher klein fällt der Gewinn aus, wenn die Wette dem Favoriten gilt. Informationen gibt es zuhauf in speziellen Rennzeitungen.

Gewinnwarnung

Doch sollte der Spaß auch Spaß bleiben. Wenn es nur noch ums Gewinnen geht, wird eine harmlose Wette zur Gefahr für Geldbeutel und Seele. Auf gar keinen Fall darf man Anzeigen in der Zeitung glauben schenken, die den garantierten Wetterfolg versprechen. Gäbe es eine Erfolgsmethode, niemand würde sie verraten.

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