Ein erfolgreicher Start
Bereits rund 60 Teilnehmer konnte der erste Euregiodent-Kongress in Ostende verzeichnen, mit fortbildungswilligen Zahnärzten aus Nordrhein-Westfalen, Belgien und den Niederlanden. Im Mittelpunkt standen wissenschaftliche Vorträge aus allen beteiligten Regionen. Doch es ging nicht nur um die reine Wissensaufnahme – vielmehr prägten grenzüberschreitender Informationsaustausch und die Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden die Diskussionen der Teilnehmer. Dies sei auch Sinn und Zweck des Kongresses, betonte Dr. Rüdiger Butz, Vizepräsident der Zahnärztekammer Nordrhein und Initiator von Euregiodent. „Neben dem reinen Wissenstransfer geht es vor allem um das gegenseitige Kennenlernen sowie um das Verstehen der Sorgen und Nöte von Zahnärzten wie Patienten in den jeweiligen Regionen. Nur so können echte grenzüberschreitende zahnärztliche Partnerschaften entstehen – und auch gelebt werden.“
Versorgung ist Unterschiedlich
Aus deutscher Sicht fiel sofort ins Auge, dass die zahnärztliche Versorgungslage in den drei Ländern unterschiedlich strukturiert ist. Beispiel Prothetik: Während in Deutschland Implantate und teleskopierende Suprakonstruktionen zum Standard gehören, sind es in den Partnerländern eher Stege. Prothetische Leistungen sind in Deutschland zum großen Teil GKV-integriert, während diese in Belgien und den Niederlanden reine Privatleistungen sind. In der Zahntechnik zum Beispiel ist die Ausbildung in Deutschland und der Schweiz anders als in Belgien und den Niederlanden.
Euregiodent (siehe auch zm 14/2003, Seiten 28 bis 31) ist am 21. September 2001 in Maastricht gegründet worden. Vertreter der Zahnärztekammern Nordrhein (Initiator), Westfalen-Lippe, dem belgischen Verbond der Vlaamse Tandarsten (VVT, flämisch) und den Chambres Syndicales Dentaires (CSD, wallonisch) sowie der Nederlandse Maatsschappij tot bevordering der Tandheelkunde (NMT) kamen dort zusammen. Ziel ist es, die grenzüberschreitende Kooperation bei der Qualitätssicherung und der Fortbildung in Praxis und Wissenschaft umzusetzen.
Gerade in den grenznahen Gebieten hat die grenzüberschreitende Inanspruchnahme von zahnärztlicher Versorgung zugenommen. Grund ist die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU. Euregiodent setzt sich dafür ein, dass Patienten in allen drei Ländern von einem annähernd gleichen Qualitätsniveau profitieren. Das geschieht durch die Zusammenarbeit mit den Hochschulen und den damit verbundenen Fortbildungsmöglichkeiten. Das Konzept will Modellfunktion für weitere Euregiodent-Modelle sein, auch im Hinblick auf die EU-Ost-Erweiterung. Geplant sind weitere Maßnahmen, wie die Errichtung von grenzübergreifenden Qualitätszirkeln, die Errichtung neuer Behandlungsmethoden für Jugendliche, Senioren und Behinderte, eine grenzübergreifende Informationsplattform für Patienten, koordinierte Aus- und Weiterbildungsprogramme oder der Informationsaustausch zwischen Universitäten und Fortbildungsinstituten. Die Finanzierung erfolgt über Beiträge der beteiligten Berufsorganisationen. Außerdem läuft ein Projektantrag über das EU-Gemeinschaftsprogramm Interreg III A, um das Ganze zu bezuschussen. Eine Entscheidung erfolgt voraussichtlich im Juli.
Der wissenschaftliche Teil des Euregiodent- Kongresses teilte sich in zwei Blöcke: Prothetik und Parodontologie. Wissenschaftler aus allen fünf Regionen waren beteiligt. Der Implantologe Prof. Dr. Rien van Waas, Amsterdam, referierte über das Problem des verkürzten Zahnbogens und dessen vollständiger Rekonstruktion. Aus Westfalen-Lippe war Dr. Christoph Runte, Münster, angereist, um über die Funktionsdiagnostik des craniomandibulären Systems zu sprechen. Auch der Münsteraner Prothetiker Prof. Dr. Dr. Ludger Figgener war zugegen. Dr. Ignace Naert, Leuven, stellte Probleme der Artikulation bei Vollprothesen, festsitzenden Konstruktionen oder Kombinationen vor. Über die Implantation im anterioren Bereich sprach Dr. Didier Blase, Louvain, und ging auf Kompromisse zwischen ästhetischen Erfordernissen und parodontaler Gesundheit ein. Dr. Roland Eckl, Nijmwegen, stellte regenerative Therapiemöglichkeiten mit Hilfe von Schmelzmatrixproteinen vor. Und Prof. Dr. Hans-Michael Raab, Düsseldorf, beschäftigte sich in seinem Referat mit Endo- Perio-Interaktionen und der Gegenüberstellung und Unterscheidung von Adoptose und Nekrose.
Alles in allem zeigten sich die Teilnehmer erfreut, dass aufgrund der internationalen Ausrichtung ein hohes Niveau der Fortbildung auf dem Euregiodent-Kongress geboten wurde. Der nächste Kongress wird von den Niederländern ausgerichtet, danach sind Nordrhein und Westfalen-Lippe am Zuge.