Munter, menschlich und ehrlich
Wolfgang Bosbach zeigte sich als ein Typ zum Anfassen. „Auf lockere, aber intensive Art wollen wir uns mit denen unterhalten, die wir eingeladen haben“, begrüßte BZÄK Präsident Dr. Dr. Weitkamp den Gast. „Wenn wir unsere Politiker richtig fragen, werden wir auch die richtigen Antworten bekommen.“ Und der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende stand den geschickten und mit Fingerspitzengefühl vorgetragenen Fragen von Prof. Susanne Tiemann, Europapolitikerin und ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages, bereitwillig und offen Rede und Antwort. Natürlich blieb vieles, was hier vertraulich geäußert wurde, auch in vertrautem Kreise. Was aber auf jeden Fall entstand, war das Bild eines versierten und engagierten Freiberuflers, der sein Engagement auch auf die Politik überträgt.
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Bosbach hat sich von ganz klein auf hoch gearbeitet. Ehemals Supermarktsleiter, machte er auf dem zweiten Bildungsweg Abitur – „weil sonst mit 20 meine Karriere beendet gewesen wäre“. Danach kamen BWL- und Jurastudium, Bosbach wurde Anwalt und ist heute noch Sozius einer Kanzlei: „Ich finde das gut, wenn man in seinem Leben schonmal gearbeitet und eine ehrliche Mark verdient hat, bevor man in den Bundestag geht.“ Für ihn sei es immer schon wichtig gewesen, unternehmerisch tätig zu sein und Verantwortung und Risiko zu tragen. Neben der Fülle seiner bisherigen Ämter habe er es immer noch geschafft, parallel zu seiner politischen Laufbahn als freiberuflicher Rechtsanwalt tätig zu sein. Leider seien dabei aber seine Familie und auch sein leidenschaftliches Hobby, der Fußball, oft zu kurz gekommen.
Bosbach äußerte sich sehr menschlich zu heiklen Themen wie dem Bild des Politikers in der Öffentlichkeit („Wir liegen als Politiker bei Umfragen irgendwo vor der organisierten Kriminalität“) oder der Aufwandspauschale von Abgeordneten. Er streifte Felder wie Familienpolitik, Unternehmenssteuerreform, Mehrwertsteuererhöhung, Beihilfe oder auch die Honorierung der Ärzte. Die Verhandlungen im Rahmen der Großen Koalition kämen ihm gefühlsmäßig manchmal vor wie im Film „Der Feind in meinem Bett“. Die Gesundheitspolitik, die nicht zu seinen direkten Fachgebieten gehört, ließ er ganz bewusst inhaltlich eher außen vor, prognostizierte aber: „Die Zahl der frohen Botschaften wird sich in Grenzen halten.“ Er plädierte dafür, den Bürgern mehr Freiheit zu geben: „Wenn man die Menschen nicht in ein System presst, treffen die auch eigenständige Verantwortungen.“ Den Themenkomplex rund um Zahnersatz und zahnärztliche Versorgung wollte er nur vertraulich behandelt wissen und sagte mit einem Augenzwinkern: „Das ist ein so vermintes Gelände, der erste, der was dazu sagt, wird erschossen!“
Weitkamp dankte Bosbach abschließend für den informativen Einblick in die Lebens- und Gedankenwelt des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden – „als Mensch wie auch als Politiker.“