Im Vordergrund steht der Beruf
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Medizin in Deutschland – anders als heute – einen schlechten Ruf“, erzählt Prof. Dr. Abbas Karimi, 1961 Gründungsmitglied der VIA. Im Vergleich zu anderen Ländern, allen voran den USA, habe es in Folge des Krieges einen Forschungsrückstand gegeben. „Wir wollten dazu beitragen, der deutschen Medizin international und insbesondere in Persien einen besseren Ruf zu verschaffen“, erzählt der emeritierte Neurochirurg. Ein weiteres Ziel sei es gewesen, Ärzte und Zahnärzte iranischer Herkunft auf dem akademischen Parkett zu etablieren. Als Vertreter der ersten Stunde erhielt Karimi im März auf der Feier zum 45. Jubiläum der VIA in Düsseldorf die Ehrenurkunde des Vereins. Ebenfalls ausgezeichnet wurden Prof. Dr. Abolghassem Pakdaman, Toraxchirurgie, Dr. Ahmad Danesh, Urologie und Dr. Assad Yavari, Innere Medizin.
Medizin und Soziales
In seiner Anfangszeit veranstaltete der Verein Symposien oder kleinere Seminare. Ab 1963 gab er die Fachzeitschrift „Djahane Peseschki“ heraus – zu deutsch „Welt der Medizin“. Bis 1980 erschienen 38 Ausgaben, danach 13 Jahre lang keine mehr. Die islamische Revolution 1979 sowie der Krieg zwischen Iran und Irak von 1980 bis 1988 legte die Vereinsarbeit weitestgehend lahm.
Volle Fahrt aufgenommen hat die VIA jedoch wieder seit 1993. Nach einer Modernisierung der Vereinsstrukturen wurde sie 2002 von der Akademie für ärztliche Fortund Weiterbildung der Ärztekammer Nordrhein akkreditiert. Zu dieser Renaissance beigetragen hat der VIA-Vorsitzende Dr. Alireza Ranjbar, der am Jubiläumsabend ebenfalls eine Ehrenurkunde erhielt. Der Kinderarzt aus Bonn setzt auf die wissenschaftliche Kooperation mit Hochschulen. So arbeitet der Ärzteverein unter anderem mit den Universitäten Köln, Utrecht und Teheran zusammen, die regelmäßig Spezialisten für die interdisziplinären Fortbildungen der VIA stellen. Seit 1993 gibt der Verein zudem wieder eine Fachzeitschrift mit dem Titel „Kanun Medical Journal“ heraus.
Zum Engagement der VIA gehören neben den Fachveranstaltungen verschiedene humanitäre Projekte. So unterstützt der Verein zum Beispiel die Opfer des Erdbebens in Bam oder hilft beim Aufbau medizinischer Zentren in unterversorgten Gebieten des Irans. „Wir investieren in Geräte und besonders in die Ausbildung der Ärzte vor Ort“, berichtet Ranjbar.
Weltpolitik im Hintergrund
Das Leben schwer macht dem Verein zurzeit der politische Kurs der iranischen Regierung. Der Atomstreit beeinträchtigt den kulturellen Austausch, die humanitäre Hilfe ist nach Aussage Ranjbars aber weiterhin willkommen. Der Vorsitzende bedauert, dass deutsche Kollegen vor dem politischen Hintergrund nicht mehr zusammen mit der VIA in den Iran reisen wollen, um sich dort selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen.
Dass sich die aktuelle politische Lage negativ auf die Vereinsarbeit auswirkt, bedauern auch die Ehrenmitglieder. „Wir sind beruflich alle erfolgreich. Wir sind auch integriert. Aber als Nation existieren wir nicht“, sagte Yavari. Es sei daher wichtig, sich auch in Zukunft intensiv zu engagieren. Auch Karimi plädiert für eine intensive Weiterarbeit: „Wir müssen als VIA alles dafür tun, damit der Iran wieder in die Weltgemeinschaft zurückfindet.“ sth
Informationen zur VIA und Hinweise auf kommende Fortbildungsveranstaltungen gibt es auf der Vereinswebsitewww.kanun.org.