Fortbildungsteil 1/2006

Bewertung neuer Applikationsmethoden in der externen Bleichtherapie

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In verschiedenen Journalen finden sich zunehmend Berichte über die erfolgreiche Anwendung von externen Aufhellungstherapien verfärbter Zähne unter Einbeziehung neuer Verfahren, wie der Applikation von Licht beziehungsweise Laser sowie der Verwendung so genannter „paint-on“-Produkte. Die verschiedenen Anwendungen scheinen bei der Bleichtherapie mittlerweile einen festen Platz neben dem etablierten Verfahren des Schienenbleichens mit carbamidperoxidhaltigen Präparaten oder des Zahnbleichens mit peroxidbeschichteten Folien zu haben. Aufhellungstherapien können zur Therapie intrinsischer Verfärbungen (Abb.1) oder im Rahmen komplexer Behandlungsfälle zur Harmonisierung der Zahnfarben im Frontzahngebiet indiziert und erfolgreich sein (Abb. 2 und 3). Allerdings lassen sich nicht alle Arten von Zahnverfärbungen mit einer Aufhellungstherapie entfernen. Amalgamtätowierungen der Zähne erweisen sich in der Regel als resistent gegenüber einer Bleichtherapie (Abb. 4). Der vorliegende Artikel soll neben einem kurzen Überblick über den aktuellen Stand etablierter Verfahren, wie dem Bleichen mit Schienen oder Folien, zu weiteren Anwendungen, wie licht-/laserunterstützem Bleichen sowie der Verwendung vom „paint-on“-Produkten Stellung beziehen.

Die Aufhellungstherapie mit Carbamidperoxidgelen oder peroxidbeschichteten Folien ist in der wissenschaftlichen Literatur gut dokumentiert. Eine Medline-Recherche unter den Suchworten „(carbamide AND peroxide) OR (foil AND peroxide) AND teeth“ ergab gut 260 Eintragungen, wobei viele Laborstudien aber auch zahlreiche klinische Studien ermittelt wurden. Die klinischen Studien zeigen, dass mit diesen Verfahren verlässliche Ergebnisse zu erzielen sind [1 bis 6] (Abb. 5). Die in klinischen Untersuchungen beschriebenen möglichen, lokalen Nebenwirkungen (vor allem Zahnhypersensibilitäten) sind in der Regel reversibel und von kurzer Dauer. Eine uneinheitliche, teilweise verwirrende Datenlage ergibt sich bei der Beurteilung, ob carbamidperoxid- oder peroxidhaltige Präparate einen negativen Einfluss auf die Zahnhartsubstanzen haben. Es liegen zum einen Studien vor, die eine Erweichung, verminderte Frakturstabilität, reduzierten Abrasionswiderstand oder erhöhte Kariesbeziehungsweise Erosionsanfälligkeit der gebleichten Zahnhartsubstanz zeigen [7 bis 28]. Zum anderen gibt es Untersuchungen, in denen diese Beobachtungen nicht bestätigt werden konnten [29 bis 34]. Festzuhalten ist allerdings, dass es zurzeit keine Hinweise aus klinischen Studien oder Fallbeobachtungen gibt, in denen am Patienten Schäden der gebleichten Zahnhartsubstanz beobachtet wurden [35]. Zahnaufhellungspräparate auf Carbamidperoxid- oder Peroxidbasis werden im Hinblick auf das Risiko möglicher oraler Karzinome als sicher eingestuft [36].

Für alle Bleichtherapien liegt allerdings ausreichende Evidenz vor, dass Bleichpräparate zur oberflächlichen Erweichung von Restaurationen aus zum Beispiel Komposit aus Glasionomerzement oder zur verstärkten Freisetzung von Quecksilber aus Amalgamfüllungen führen können [siehe Übersichtsarbeit von Attin et al., 2004]. Für die praktische Tätigkeit ist der Hinweis wichtig, dass der Haftverbund von Adhäsiven an gebleichter Zahnhartsubstanz vorübergehend reduziert ist [38 bis 54]. Es wird deshalb empfohlen, Komposit- oder Glasionomerzement-Restaurationen erst ein bis drei Wochen nach Abschluss einer Bleichtherapie vorzunehmen. Dies schließt selbstverständlich das adhäsive Befestigen von kieferorthopädischen Brackets mit ein. In dieser Phase sollen noch im Zahn verbliebene Reste an Sauerstoff (aus den Peroxiden) die Möglichkeit haben, abgebaut zu werden oder aus dem Zahn herauszudiffundieren. Verbliebene Sauerstoffreste werden dafür verantwortlich gemacht, dass die aufgetragenen Adhäsive nicht ausreichend aushärten, da eine Sauerstoffinhibition der Polymerisation vorliegt. Verbliebene Sauerstoffreste könne aber auch durch Applikation von Katalase- oder zehnprozentige Natriumascorbat-Lösungen aufgelöst werden, nach deren Anwendung die Platzierung einer adhäsiv verankerten Restauration auch an frisch gebleichter Zahnhartsubstanz möglich ist [55 bis 59].

„In-office-Systeme“ versus „home-bleaching“

Die überwiegende, meist erfolgreiche Darstellung der „in-office“-Verfahren beschränkt sich vorwiegend auf Fallberichte oder Studien, in denen kein Vergleich zu bewährten Methoden, etwa zu „home-bleaching“-Verfahren, vorgenommen wurde [60 bis 64]. Aber auch in einer klinischen, vergleichenden Untersuchung konnten Auschill et al. [65] zeigen, dass sowohl mit einem niedrig konzentrierten Schienenbleichverfahren (zehn Prozent Carbamidperoxid), einem Folienverfahren (5,3 Prozent H2O2) sowie einem „in-office“-Verfahren (35 Prozent H2O2ohne Hitzeapplikation) eine Aufhellung von Zähnen um sechs Farbstufen auf der Vita-Farbskala erzielt werden kann. Dabei war der gewünschte Aufhellungseffekt am schnellsten mit dem „in-office“-Verfahren zu erzielen, bei dem durchschnittlich 3,1+ 0,5 Anwendungen zu je 15 Minuten (min) nötig waren (Folie: 31,8+ 6,6 Anwendungen zu je 30 min; Schiene: 7,1+ 1,9 Anwendungen zu je acht Stunden (h) über Nacht). Die Häufigkeit und Ausprägung von Nebenwirkungen, wie Zahnhypersensibilitäten und Gingivairritationen, wurden von den Patienten für die drei Verfahren nicht unterschiedlich angegeben. Dennoch war die Akzeptanz des gewählten Verfahrens bei den Probanden der Schienengruppe etwas besser als bei den beiden übrigen Gruppen. Im Gegensatz zu den Ergebnissen von Auschill et al. [65] führte die vierzehntägige, nächtliche Anwendung eines Schienenverfahrens mit zehnprozentigem Carbamidperoxid in einer weiteren Studie zu einem geringeren Aufhellungseffekt als die „in-office“-Anwendung eines hoch konzentrierten Präparates (35 Prozent H2O2, ohne Hitzeapplikation) [66]. In dieser Studie wurden in einem interessanten „split-mouth“-Design die beiden Bleichverfahren an unterschiedlichen Frontzähnen desselben Patienten durchgeführt, wobei die „in-office“-Anwendung insgesamt sechs Mal für je zehn Minuten an zwei Behandlungstagen vorgenommen wurde (Abbildung 6).

Hitzeaktivierung mit Licht oder Laser

Zur Beschleunigung der Aufhellung kann eine zusätzliche Aktivierung des Bleichpräparates mit Wärme- oder Lichtapplikation erfolgen. Zunehmend finden sich in nicht wissenschaftlichen, aber auch in wissenschaftlichen Zeitschriften Fallberichte, Studiendarstellungen oder Übersichtsartikel, in denen über die Effektivität von aktivierten, wie licht-, hitze- oder laseraktivierten externen Aufhellungsverfahren für vitale Zähne berichtet wird [67 bis 70]. Dabei geht die Berichterstattung zum Teil so weit, dass herkömmliche Bleichverfahren mit geringer konzentrierten Bleichpräparaten unter Verwendung von Schienen als schädlich dargestellt werden, wohingegen die Anwendung einer Laseraktivierung als schonendes Verfahren charakterisiert wird [71]. In Bezug auf interne Aufhellungsverfahren für avitale, verfärbte Zähne ist bekannt, dass die Anwendung einer Hitzeaktivierung das Risiko für das Auftreten externer, zervikaler Resorptionen erhöht [72, 73].

Wirkungsweise von Licht und Laser zur Aktivierung

Bei der Einstrahlung von Licht auf ein Bleichgel wird ein geringer Teil des Lichtes vom Bleichgel absorbiert und hierdurch in Wärme umgewandelt. Dies dürfte der hauptsächliche Wirkmechanismus aller photokatalytischen Bleichverfahren sein. Um die Lichtabsorption und damit die Erzeugung von Wärme im Bleichgel zu erhöhen, werden Bleichgele mit Farbstoffzusatz angeboten. Der orange-rote Farbstoff Karotin zum Beispiel absorbiert blaues Licht besonders gut und findet sich daher in einigen Bleichgelen, die mit der Option für eine Lichtaktivierung angeboten werden. Anderen Bleichgelen sind feinste Silica-Partikel zugemischt, wodurch eine leicht bläuliche Farbe entsteht. Hierdurch wird Licht im roten und Infrarot(IR)-Bereich besser absorbiert.

Für die Beurteilung der Unbedenklichkeit photokatalytischer Bleichverfahren ist auch die zur Anwendung gebrachte Lichtquelle von Bedeutung, insbesondere, da es hier große Unterschiede gibt.

Lichtquellen

Für das photokatalytische Bleichen werden Halogen- und Plasmalampen sowie Laser verschiedener Wellenlängen angeboten. Ein grundsätzlicher Unterschied ist, dass Laser über eine exakt definierte, monochromatische Lichtwellenlänge verfügen, die Halogen- und Plasmalampen dagegen einen weiten Spektralbereich vom ultraviolettem Licht (UV, Wellenlänge g < 380 Nanometer (nm)), über den gesamten sichtbaren Wellenlängenbereich (zirka 380 bis 750 nm), bis weit in den Infrarotbereich (IR, g> 750 nm) hinein emittieren. Um mögliche Nebenwirkungen zu reduzieren, werden Halogen- und Plasmalampen mit einem UV- und IR-Filter ausgestattet, so dass ein schmaleres Lichtband, in der Regel violett-blaues Licht der Wellenlänge 400 bis 500 nm emittiert wird. Da IR-Filter Infrarotstrahlung nicht zu 100 Prozent unterdrücken können, geben die genannten Lampen stets auch einen nicht unerheblichen Anteil and Wärmestrahlung ab. Daher kommt es bei der Anwendung von Halogen und Plasmalampen neben der durch Absorption von sichtbarem Licht erzeugten Wärme zusätzlich noch zu einer direkten Wärmebestrahlung die eine deutlich erhöhte intrapulpale Temperatur zur Folge haben kann [74].

Bewertung aktivierter Aufhellungsverfahren

Die oben erwähnten Aktivierungen können mit einer Erhöhung der Temperatur an der Zahnoberfläche sowie in der Pulpa einhergehen. Das während der Aktivierung auf den Zahn aufgetragene Bleichgel wirkt allerdings zum Teil isolierend, so dass die Temperaturen in der Pulpa nicht so stark steigen wie ohne Gelapplikation. So können zum Beispiel ohne Gel bei Laseranwendung (Diodenlaser, 30 Sekunden (s), 3 W, 830 nm) intrapulpale Temperaturerhöhungen von knapp 16°C und bei vorhandener Gelschicht von deutlich geringeren 8,7°C gemessen werden [75]. Auch kann die Temperaturerhöhung in der Pulpa bei Gelen mit gleichem Peroxidgehalt aber unterschiedlichen Farbpigmenten geringfügig unterschiedlich sein [76]. Deutliche Temperaturerhöhungen in der Pulpa führten in einer klassischen Untersuchung von Nyborg und Brännström [77] zu keinen subjektiven Beschwerden bei Versuchspersonen. Im histologischen Präparat zeigten sich aber pathologische Pulpaveränderungen, die im Einzelfall bis zu lokalisierten Nekrosen reichten. Im Tierexperiment konnte zudem gezeigt werden, dass es bereits bei einer intrapulpalen Temperaturerhöhung von 5,5°C bei 15 Prozent der Versuchstiere zu irreversiblen Pulpaschäden kam. Bei einer Erhöhung um 11,1°C waren sogar bei 60 Prozent der Tiere nicht reversible Pulpaveränderungen zu beobachten [78]. Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie wird heute eine Temperaturerhöhung in der Pulpa um 5,5°C als kritisch angesehen [75]. In der Studie von Baldissara et al. [79] wurden allerdings auch bei intrapulpalen Temperaturen von 8,9 bis 14,7°C keine Zellschädigungen in der Pulpa beobachtet.

Die Erwärmung der Bleichsubstanz führt neben der Temperaturerhöhung in der Pulpa auch zu einer deutlich verstärkten Diffusion von Peroxid aus dem Bleichpräparat in die Pulpa [80]. Geringe Mengen in die Pulpa penetrierten Peroxids, wie sie nach der Applikation zehnprozentiger Carbamidperoxidgele beobachtet werden, können von Pulpazellen unter verstärkter Bildung des protektiven Enzyms Häm-Oxygenase-1 vermutlich abgefangen werden [81]. Im Zellkulturversuch konnte aber auch gezeigt werden, dass Peroxidmengen, die bereits innerhalb einer halben Stunde durch eine dünne Dentinschicht diffundiert sind, zu einer Enzymhemmung von Pulpafibroblasten führen können [82]. Peroxide aus extern aufgetragenen Bleichmitteln können bis zur Pulpa diffundieren. Allerdings ist nach Aussage der Autoren die dabei gemessene Peroxidmenge rechnerisch nicht ausreichend, um eine Enzymhemmung in der Pulpa auszulösen [83]. Erhitztes H2O2führte auch an Pulpazellextrakten von Kälbern zu einer reduzierten Enzymaktivität. Dabei konnte die Aktivität je nach Enzym um 20 Prozent (zum Beispiel Aldolase) oder bis zu 95 Prozent (Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase) reduziert sein [84]. Es fehlen noch weitergehende Studien, um den Einfluss des in die Pulpa diffundierten H2O2abschließend beurteilen zu können.

Patienten, bei denen eine hitzeaktivierte Bleichtherapie vorgenommen wurde, klagen zum Teil bis zu 48 Stunden nach Therapie über starke Hypersensibilitäten der behandelten Zähne [85]. Allerdings können auch Aufhellungsverfahren, die ohne Applikation von Licht oder Wärme durchgeführt werden, postoperative Hypersensibilitäten auslösen [1, 86 bis 90]. Es ist zurzeit nicht geklärt, ob durch eine Hitzeapplikation die Häufigkeit und Schwere postoperativer Hypersensibilitäten verstärkt wird.

Effektivität aktivierter Aufhellungstherapien

Die Ausprägung des Auhellungseffektes hängt nicht nur von der Art der verwendeten Aktivierung, sondern auch von der Art und Zusammensetzung des verwendeten Bleichgels ab [91]. Die Hitzeaktivierung geht mit einer Erhöhung der intrapulpalen Temperatur einher, die durchaus über die für die Pulpa kritische Temperaturerhöhung von 5,5°C hinausgehen kann [74, 75]. Die Hitzewirkung hat zudem eine erhöhte Peroxidpenetration in die Pulpa zur Folge [80]. Im histologischen Präparat ließ sich zeigen, dass dadurch milde Entzündungsreaktionen ausgelöst werden können [92, 93]. Allerdings wird diese Nebenwirkung nicht in allen Untersuchungen beobachtet [85]. Ob der Aufhellungseffekt durch zusätzliche Hitzeaktivierung erhöht oder beschleunigt wird, lässt sich aufgrund der vorliegenden Datenlage nicht abschließend beurteilen. So liegen Studien vor, in denen je nach angewendetem Verfahren eine Verstärkung der Aufhellungswirkung beobachtet werden konnte [91, 94 bis 97]. Diesen Untersuchungen steht die Studie von Jones et al. [98] gegenüber, in der keine verbesserte Wirkung durch eine Laseraktivierung eintrat. Bei der Beurteilung der Farbe gebleichter Zähne sollte aber auch immer bedacht werden, dass es durch die Austrocknung während des Bleichens zu einer Aufhellung der Zähne kommt. Diese Austrocknung ist durch die Anwendung von Hitze vermutlich erhöht, wodurch der postoperative Aufhellungseffekt vorübergehend noch zusätzlich verstärkt werden kann. Durch die Redydrierung der Zähne geht dieser positive Effekt aber wieder verloren.

Anwendung von „paint-on“-Präparaten

Seit einigen Jahren sind verschiedene Zahnaufhellungsprodukte zur Selbstapplikation in Form von Bleichstreifen, Tray-Systemen, „paint-on“-Präparaten oder Weißmacher-Zahnpasten als so genannte Overthe-Counter (OTC)-Produkte in Apotheken und Drogerien frei erhältlich. Während Weißmacher-Zahnpasten in der Regel nur eine Entfernung extrinsischer Verfärbungen bewirken (Übersicht bei Zantner und Kielbassa [99]), enthalten die anderen genannten OTC-Systeme aktive Bleichsubstanzen, die organische Chromogene zu farblosen Substanzen umsetzen und damit zur Entfärbung interner Diskolorationen führen können. OTC-Produkte stellen für den ästhetisch motivierten Patienten eine preiswerte beziehungsweise wenig zeitintensive Alternative zu den klassischen externen Bleichtherapien mit konventionell angefertigten Schienen oder „in-office“ applizierten hoch konzentrierten Bleichgelen dar. Wie oben beschrieben, liegen zahlreiche Untersuchungen zur Effektivität von OTC-Produkten sowie zu möglichen Nebenwirkungen vor.

Die Verwendung von „paint-on“-Präparaten stellt eine weitere Vereinfachung der Bleichmittel-Applikation dar, da das entsprechende Gel beziehungsweise der Lack ein- bis zweimal täglich mit einem Pinsel oder einem Bürstchen direkt auf die zu bleichenden Zähne aufgetragen und somit auf einen zusätzlichen Bleichgel-Träger verzichtet wird (Abbildung 7). Nach dem Auftragen soll das Bleichmittel je nach Produkt etwa 30 bis 60 Sekunden auf der Zahnoberfläche antrocknen. Der Patient sollte anschließend für 15 bis 30 Minuten auf die Nahrungsaufnahme verzichten. In der Regel ist eine Entfernung des Bleichgels nicht notwendig. Beim Produkt „VivaStyle Paint on (plus)“ handelt es sich um einen Lack, der nur für 20 beziehungsweise zehn Minuten (plus) auf der Zahnoberfläche verbleibt und danach mit einer Zahnbürste entfernt werden muss.

„Paint-on“-Präparate enthalten Wasserstoffperoxid (H2O2) oder Carbamidperoxid (CH6N2O3) als aktive Bleichsubstanz (Tabelle 1). Das Produkt „Blend-amed Night Effects“ verfügt als Bleichmittel über 19 Prozent Natriumkarbonatperoxid (2 Na2CO3x 3 H2O), das am Zahn in Wasserstoffperoxid (5,3 Prozent) und Natriumkarbonat gespalten wird. Dabei soll das alkalische Natriumkarbonat die Effektivität des Bleichmittels verstärken.

Die Wirksamkeit von „paint-on“-Präparaten ist in einigen klinischen Studien nachgewiesen, die sich überwiegend auf die Produkte Colgate Simply White und Crest Night Effects konzentriert haben. Nach zwei- bis dreiwöchiger Anwendungsdauer konnten verschiedene Autoren Aufhellungen von mehreren Farbstufen beobachten [100 bis 109]. Die Farbstabilität war allerdings nach vier Wochen um zehn Prozent beziehungsweise nach sechs Monaten um 40 Prozent reduziert [101, 102]. In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass „paint-on“-Präparate damit deutlich effektiver als Weißmacher-Zahnpasten waren [100, 110]. Dahingegen fanden andere Autoren keinen Unterschied zwischen „paint-on“-Gelen und Weißmacher-Zahnpasten oder der Anwendung einer elektrischen Zahnbürste [108, 111, 112]. Derzeit liegen nur wenige Untersuchungen vor, welche die Effektivität von „paint-on“-Präparaten mit anderen „home-bleaching“-Methoden vergleichen. Bleichfolien mit sechsprozentiger Wasserstoffperoxid-Konzentration (Applikationsdauer: 30 bis 60 min/Tag) oder konventionelle Carbamdidperoxid-Gele für das Schienenbleichen (Applikationsdauer: 6 bis 8 h/Tag) scheinen demnach ein größeres Aufhellungspotenzial als die bislang verfügbaren „paint-on“-Produkte zu besitzen [108, 112]. Bei „paint-on“-Präparaten mit vergleichbarer Wasserstoffperoxid-Konzentration könnte dieser Unterschied auf eine Verdünnung durch Speichelzutritt zurückzuführen sein, so dass „paint-on“-Präparate eventuell häufiger beziehungsweise länger angewendet werden müssen, um das gleiche Bleichergebnis zu erzielen.

Einigen „paint-on“-Präparaten (Blend-amed Night Effects, Vivatyle Paint on, Vivastyle Paint on plus) sind jedoch Zusätze, zum Beispiel Zellulose, beigefügt, um die Haftung des Trägers an der Zahnoberfläche zu verbessern. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Substantivität eines silikonhaltigen „paint-on“-Produkts mit 5,3-prozentiger Wasserstoffperoxid-Konzentration an der Zahnoberfläche unmittelbar nach Auftragen 84,7 Prozent und nach mehrstündiger Applikation 77,4 Prozent beträgt [113]. Die gute Substantivität des Produktes wurde in einer weiteren Studie bestätigt, in der während der ersten 30 min nach Applikation geringe Mengen Wasserstoffperoxid im Speichel detektiert werden konnten [114]. Ähnlich niedrige Wasserstoffperoxid-Konzentrationen im Speichel konnten auch nach Applikation anderer „paint-on“-Präparate festgestellt werden [115], so dass insgesamt von einem geringen Risiko für orale oder dentale Irritationen ausgegangen wird [109, 116]. Vorübergehend wiesen etwa sechs bis 20 Prozent der Patienten leichte Dentinhypersensibilitäten auf, die allerdings nach Beendigung der Bleichtherapie vollständig rückläufig waren [101, 103, 104, 107, 113] und seltener als nach Anwendung von Bleichfolien beobachtet wurden [112]. Auch die Penetration von Wasserstoffperoxid in die Pulpa scheint bei „paint-on“-Produkten im Vergleich zur Applikation von Bleichstreifen reduziert zu sein [117]. Die Wasserstoffperoxid-Konzentration in der Pulpa liegt jedoch deutlich unterhalb der Konzentration, die eine Schädigung pulpaler Enzyme erwarten lässt [118].

Ebenso wie konventionelle zehn bis 20 Prozent Carbamidperoxid- oder Wasserstoffperoxid-Gele, die zum Schienenbleichen verwendet werden, können auch OTC-Produkte zu einer leichten Mikrohärtereduktion der gebleichten Zahnhartsubstanz [119, 120| oder zu geringen Farb- oder Oberflächenveränderungen bestehender Kompositrestaurationen führen [120, 121]. Klinisch bleiben diese Nebenwirkungen jedoch wahrscheinlich ohne Relevanz.

„Paint-on“-Präparate stellen insgesamt eine vergleichsweise preisgünstige Alternative zum konventionellen Schienenbleichen dar, deren Effektivität von der Art und Konzentration des Bleichmittels sowie der Anwendungshäufigkeit bestimmt zu werden scheint. Dabei haben „paint-on“-Präparate den Vorteil, dass sie gezielt zur Aufhellung einzelner, verfärbter Zähne eingesetzt werden können. Weitere Untersuchungen zur Wirksamkeit und Sicherheit dieser Produkte (besonders im Vergleich zu anderen OTCPräparaten) werden jedoch empfohlen.

Empfehlungen für den Zahnarzt

Mit den klassischen Systemen zur Zahnaufhellung, zum Beispiel dem Schienenbleichen, lassen sich vorhersehbar gute Ergebnisse erzielen, die nicht hinter den Ergebnissen anderer Verfahren, zum Beispiel „In-office“-Anwendungen, zurückstehen.

Bei der Anwendung und Weiterversorgung aufgehellter Zähne sollten Zahnärzte die bekannten Nebenwirkungen (vor allem vorübergehende Hypersensibilitäten sowie verringerte Haftung von Adhäsiven) beachten.

Hitzeaktivierte Aufhellungsverfahren verfügen über das Potential, Pulpairritationen auslösen zu können. Ihre Überlegenheit in der Farbaufhellung ist gegenüber nicht aktivierten Verfahren nicht in jedem Fall sichergestellt. Die Anwendung hitzeaktivierter Verfahren sollte daher unter Kenntnis der oben dargestellten physikalischen sowie patho-physiologischen und physiologischen Hintergründe der jeweiligen Verfahren kritisch abgewogen werden.

Ungeachtet der ästhetischen Ansprüche der Patienten und der beträchtlichen Verkaufszahlen von Zahnaufhellungs-Produkten sei abschließend jedoch bemerkt, dass die Indikation, Durchführung und Kontrolle von Aufhellungstherapien durch den Zahnarzt erfolgen und dass auch die Selbstapplikation von Bleichpräparaten vom Zahnarzt betreut werden sollte.

Dr. Annette WiegandPriv.-Doz. Dr. Wolfgang BuchallaProf. Dr. Thomas AttinKlinik für Präventivzahnmedizin, Parodontologieund Kariologie der Universität ZürichPlattenstr.11CH-8032 Zürichthomas.attin@zzmk.unizh.ch

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Produkt/Hersteller

Wirkstoff

Konzentration in Prozent

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Blend-a-med Night EffectsProcter & Gamble

Natriumkarbonatperoxid

19

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Colgate Simply WhiteColgate

Carbamidperoxid

18

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DontodentDental Kosmetik GmbH

Wasserstoffperoxid

k.a.

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Easywhite En FaceDeltaMed GmbH

Carbamidperoxid

k.a.

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Odol Med 3 Beauty Kur GelGlaxo Smith Kline

Carbamidperoxid

10

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Oral-B Rembrandt Whitening PenOral B

Wasserstoffperoxid

k.a.

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Perlodent med Easy WhiteDental Kosmetik GmbH

Wasserstoffperoxid

k.a.

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Perlweiß Bleaching WeissChurch & Dwight

Carbamidperoxid

k.a.

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TheramedSchwarzkopf & Henkel

Wasserstoffperoxid

k.a.

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VivaStyle Paint on*Ivoclar Vivadent

Carbamidperoxid

6

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VivaStyle Paint on plus*Ivoclar Vivadent

Wasserstoffperoxid

6

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PolapaintSDI

Carbamidperoxid

8

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Die mit * gekennzeichneten Präparate sind nicht als OTC-Produkt, sondern ausschließlich durch den Zahnarzt erhältlich und erfordern nach 20- beziehungsweise zehnminütiger Anwendungsdauer eine Entfernung des Lacks. K.a. = keine Angabe der Bleichmittelkonzentration.

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