Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

laut Duden ist Ästhetik „die Wissenschaft vom Schönen, (die) Lehre von der Gesetzmäßigkeit und Harmonie in Natur und Kunst“. Von „Medizin“ ist im Duden an dieser Stelle nicht die Rede. Warum also ein Fortbildungsschwerpunkt der zm zum Thema „Ästhetik“?

Weil ein Leben ohne Schönheit in unserer Zeit, in der so vieles „machbar“ ist, „psychische Gesundheit“ beeinträchtigen kann? Weil die Möglichkeiten, die Menschen ihren eigenen Schönheitsidealen durch „physikalisches Nachhelfen“ näher zu bringen, immer größer werden, deren Umsetzung aber in die Hand von (Zahn-) Medizinern statt in die von Scharlatanen gehört?

Eigentlich zu viele Fragezeichen für ein Thema, das Wissenschaft und Medizin technisch bereits in qualitativ hochwertige Ebenen gehieft haben, das sich aber menschlicher Vernunft seit Ewigkeiten immer wieder zu entziehen scheint.

Eine möglichst optimale Stellung von Gingiva und Zähnen, unter anderem Gegenstand des Fortbildungsschwerpunktes, ist sicherlich kein Gegenstand moralischer Diskussion. Hier gehen letztlich Ästhetik und Gesundheit „Hand in Hand“.

In anderen Fragen werden sich medizinethische Puristen und Pragmatiker hingegen schon wieder streiten können: Sind Bleichtherapien oder Zahnschmuck im Oralbereich tatsächlich Angelegenheit des Zahnarztes? Und wenn ja, wo liegen in diesem Fall die Grenzen des zahnärztlichen Handelns?

Ist alles opportun, was der „Kunde“ Patient will? Hierzu bietet mit Sicherheit der abschließende Beitrag des Medizinethikers Prof. Dr. Giovanni Maio aus Freiburg einigen Stoff zum zahnärztlichen Nachdenken. Letztlich kann der in manchen Fragen schmale Grat, auf dem Ästhetik und Gesundheit gemeinsam voran schreiten müssen, nur Anstoß sein, die zahnärztliche Aufgabe im Umgang mit den Patienten ernst zu nehmen und so zu beraten und zu behandeln, wie es der berufliche Ethos gebietet: Es gilt in jedem Fall, den Patienten als Individuum zu berücksichtigen.

Patentrezepte kann es in dieser oft sehr kontrovers diskutierten Thematik ohnehin nicht geben. Denn: Nicht immer ist das technisch Machbare für jeden das Richtige. Und nicht immer ist (zahn-)ärztliche Ethik eine einfache Denkaufgabe mit Lösungen nach Schwarz-Weiß-Manier.

Eines muss der Praktiker von heute wissen: Für alles, was nach dem Stand von Wissenschaft und Forschung machbar ist, wird es Menschen geben, die das fordern, und solche, die das dann auch tun. Hier ist der Arzt Berater und im Sinne gesundheitlicher Vorsorge verpflichtet. Deswegen hat der (Zahn-) Arzt eben keine „Kunden“, sondern ihm schutzempfohlene „Patienten“.

Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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