Vertiefte Sachinformation für die Presse
Mehr Prävention in der Medizin, das hatte der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen in seinem aktuellen Gutachten wieder angemahnt. Ein Ansinnen, dem die Zahnärzteschaft bereits seit Jahrzehnten nachkommt – besitzt sie doch in Sachen Prävention unangefochtene Vorbildfunktion. „Aus gutem Grund bezeichnet man die Zahnärzte in Deutschland als die heimlichen Weltmeister der Prävention“, erklärte BZÄK-Präsident Weitkamp den Pressevertretern mit Verweis auf die DMS IV.
Weltmeister der Prävention
Die repräsentative Studie hält fest, dass der DMFT-Wert bei den Zwölfjährigen von 6,8 im Jahr 1983 auf 0,7 Zähne im Jahr 2005 gesunken ist. „Das ist ein sensationell gutes Ergebnis“, betonte Weitkamp. Dennoch ist nicht alles eitel Sonnenschein, wie er auf Fragen von Focus & Co. verdeutlichte: Während die meisten Kinder heutzutage nahezu naturgesunde Zähne haben, konzentriert sich die Karies derweil auf eine kleine Gruppe: die sozial schwachen Familien. „Hier steht der Berufsstand vor neuen Herausforderungen, weil wir neue Wege finden müssen, um auch diese Patienten zu erreichen“, bekräftigte BZÄK-Vizepräsident Dr. Dietmar Oesterreich. Zudem habe sich die Erwartung der Patienten an die Zahnmedizin und ihren Zahnarzt grundsätzlich gewandelt: Im Unterschied zu früher will das Gros auf Augenhöhe mit dem Behandler sprechen. Deshalb hat die BZÄK wissenschaftlich abgesicherte Patienteninfos zu Themen der Mundgesundheit ins Netz gestellt. „Auch auf EU-Ebene rückt der Patient immer mehr in den Mittelpunkt“, berichtete BZÄK-Vize Prof. Wolfgang Sprekels auf Fragen zur Patientenmobilität in der EU.
Eine regelrechte Janusköpfigkeit offenbart sich dagegen bei den Senioren. „Wir können heute fast allen älteren Patienten garantieren, ihren Lebensabend ohne herausnehmbaren Zahnersatz zu verleben“, versicherte Weitkamp. Mit mehr eigenen Zähnen im Alter steigt allerdings auch das Risiko, an Parodontitis zu erkranken. „Es wäre zwingend an der Zeit, die Festzuschüsse auch für den Bereich Parodontitis einzuführen und damit dem Patienten wie schon in der Prothetik jene innovativen Therapien zu ermöglichen, die im GKV-Leistungskatalog nicht enthalten sind“, stellte Weitkamp gegenüber den Journalisten fest. Die Politik ignoriere diese Forderung. Und zwar ungeachtet dessen, dass der gesetzlich versicherte Patient über die Festzuschüsse am medizinischen Fortschritt teilhaben könne.
Nur ein aufgepeppter Bema
Enttäuschend auch der Clinch um die Honorarordnung. „Ich habe meine Zweifel, ob es angebracht ist, dass uns die Politik in dieser Zeit eine Honorarordnung diktiert“, bemerkte Weitkamp. „Kein einziges Parlament ist an dieser Entscheidung beteiligt, lediglich das BMG – das man durchaus als befangen bezeichnen könnte – und die Länder, die nur eins im Sinn haben: bei der Beihilfe zu sparen.“ Überdies werde nicht verhandelt – die Zahnärzte dürften nur beraten. „In dieser Situation haben wir erlebt, dass die Beratungen absolut nicht zielführend waren und deshalb die Teilnahme ausgesetzt.“ Grund: „Wir lassen uns nicht mit einem aufgepeppten Bema identifizieren, der vermutlich im Herbst vom BMG vorgelegt wird.“ Im Gegenzug erarbeiteten die Zahnärzte selbst eine präventionsorientierte Leistungsbeschreibung und ließen sie durch das renommierte Institut Prognos in Bezug auf Kosten und Belastung neutral bewerten. Weitkamp: „Diese Reform ist überfällig. 1988 wurde die letzte GOZ verabschiedet. Seitdem arbeiten wir Zahnärzte der Inflation zum Trotz mit den original Sätzen aus den 80ern.“ Oesterreich ergänzte auf Nachfrage der Presse: „Die GOZ ist nicht nur eine rein monetäre Bewertung zahnärztlicher Leistungen – sie muss wissenschaftlichem Sachverstand folgen und Anreize zur Förderung einer präventionsorientierten Zahnmedizin setzen!“ Auch wenn die zahnärztlichen Berufsvertreter gegenüber dem BMG auf sachlicher Ebene argumentieren, ist die Auseinandersetzung Weitkamp zufolge programmiert: „Die Konfrontation wird kommen, einfach weil wir eine eigene Gebührenordnung eingebracht haben.“