Qualität – das Thema gewinnt an Bedeutung
Die ERO-Vollversammlung, an der Delegationen aus 34 Ländern teilnahmen, fand auf Einladung des Russischen Zahnärzteverbandes am 20. und 21. April 2007 in Moskau statt. Unmittelbar vor der ERO-Vollversammlung startete in Moskau der erste Paneuropäische Zahnärztekongress, an dessen Organisation die FDI beteiligt war und der zum Kreis der Referenten unter anderem die deutschen Vertreter Prof. Dr. Rainer Biffar und Prof. Dr. Georg Meyer, Greifswald, zählte.
Die Delegierten der neuen ERO-Mitgliedsländer Weißrussland, Kasachstan, Kirgisien, Moldawien, Ukraine und Usbekistan wurden besonders herzlich in der Vollversammlung begrüßt. Im Laufe der letzten drei Jahre hatte sich der Vorstand der ERO sehr bemüht, neue Länder aus dem östlichen Teil Europas in die Regionalorganisation einzubeziehen. Mit der Definition der WHO, dass alle Länder bis zum Ural geografisch zu Europa gehören, wird diese „Ost-Erweiterung“ der ERO begründet. Als angegliederte Mitglieder wurden Tadschikistan und der Schwedische Verband privat niedergelassener Zahnärzte in die ERO aufgenommen.
Neuer Vorstand
Die ERO-Vollversammlung wählte nach drei Jahren wieder einen neuen Vorstand. Der bisherige President-Elect, Dr. Patrick Hescot aus Frankreich, wurde automatisch Präsident. Zum President-Elect standen zwei kompetente Kandidaten zur Wahl: Dr. Simona Dianisková aus der Slowakei und Dr. Gerhard Konrad Seeberger, Italien. Der deutsche Zahnarzt Seeberger, in Bayern aufgewachsen und ausgebildet und seit 1986 in Cagliari, Italien, in privater Praxis niedergelassen, setzte sich bei der Wahl durch. Er wurde vom italienischen Zahnärzteverband Associazione Italiana Odontoiatri unterstützt. Der Schweizer Dr. Philippe Rusca wurde als Generalsekretär der ERO bestätigt. Als weitere Vorstandsmitglieder wurden Dr. Vladimir Sadovskij, Russland, und Dr. Bartolomeo Griffa, Italien, Associazione Nationale Dentisti Italiani, gewählt.
Die Erwartungen an den neuen ERO-Vorstand hinsichtlich einer inhaltlich relevanten, zielgerichteten Arbeit für die europäischen Zahnärzte sind hoch. Es gibt zwar viele Arbeitsgruppen der ERO zu verschiedenen Themen (zum Beispiel freie zahnärztliche Berufsausübung, EU-Parität, EU-Erweiterung, Prävention, Qualitätssicherung, Aus- und Fortbildung, Frauen in der Zahnheilkunde und das zahnärztliche Team), jedoch beanspruchen deren Ergebnisse häufig lange Zeit und sind angesichts ihrer inhaltlichen Bedeutung für den Berufsstand nicht immer so deutlich. Eine Arbeitsgruppe zur freien zahnärztlichen Berufsausübung in Europa legte einen Resolutionsentwurf vor, der die Sorge vor der Übernahme zahnärztlicher Praxen durch Berufsfremde und durch kommerzielle Unternehmen zum Ausdruck bringt. Diese Resolution wird von vielen Ländern als äußerst hilfreich angesehen. Sie soll mit einigen Ergänzungen bei der nächsten Vollversammlung während des FDI-Kongresses verabschiedet werden.
Der Entwurf einer Charta für die Organisatoren von Fortbildungsveranstaltungen versucht, die Unabhängigkeit der fachlichen Fortbildung von kommerziellen Interessen zu verankern. Dieses an sich sinnvolle Ziel wird jedoch durch gewisse realitätsfremde Formulierungen noch nicht erreicht, eine gründliche Überarbeitung der Charta erscheint von deutscher Seite aus erforderlich. Ein Projekt der AG Dental Team, das eine Übersicht über die Bedingungen der Berufshaftpflicht in den europäischen Ländern zum Ziel hat, wurde von den deutschen Delegierten kritisiert. Eine ERO Task Force hatte mit der Durchführung dieser Bestandsaufnahme ein international tätiges, privates Versicherungsunternehmen mit Sitz in Israel beauftragt. Wie der Leiter der deutschen Delegation und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Wolfgang Sprekels, ausführte, war die BZÄK nicht bereit, ihre Daten an ein externes Versicherungsunternehmen zwecks einer kostenlosen Marktanalyse weiterzugeben. Aufgrund des deutschen Einspruchs gegen das Projekt zog der ERO-Vorstand den Fragebogen dann doch zurück.
Fachdiskussion
Im Rahmen der ERO-Vollversammlung fand eine halbtägige Fachdiskussion zum Thema Qualität statt. Hier wurde aus vier verschiedenen Aspekten über Qualität referiert. Prof. Dr. Valeri Leontiev, Russland, berichtete über Qualität in Russland. Leontiev zeigte die Entwicklung der dortigen zahnärztlichen Versorgung während der letzten 15 Jahre auf. Noch immer werden über 70 Prozent der versicherungspflichtigen Bevölkerung in großen Polikliniken behandelt. Von den 50 000 Zahnärzten in Russland sind rund 20 Prozent frei niedergelassen. Trotz vieler noch bestehender Defizite habe sich die Zahnmedizin, im Gegensatz zu vielen anderen medizinischen Disziplinen, in den letzten 15 Jahren deutlich weiterentwickelt. Im Bereich Qualität werden Behandlungsstandards erarbeitet, es gibt vermehrte Fortbildungsangebote und Informationen über verschiedene Fachzeitschriften, die zahnmedizinischen Technologien wurden weiterentwickelt und es gibt Bemühungen um Patientenrechte und um eine Berufshaftpflicht für Zahnärzte.
Als weiterer Referent ging Dr. Philippe Calfon, Frankreich, sehr ausführlich auf die Rolle der Zahnärzte im Prozess der Standardisierung und Zertifizierung von DIN-Normen – unter anderem nicht nur für dentale Produkte, sondern auch bezogen auf zahnärztliche Dienstleistungen – ein. Dr. Ulrich Rohrbach, Schweiz stellte die Qualitätsleitlinien der Schweizerischen Zahnärzteorganisation vor, die Beschreibungen der Ergebnisqualität von Behandlungsmaßnahmen sind und es dem Zahnarzt ermöglichen sollen, die eigene Arbeit am fachlichen Standard zu beurteilen.
Von deutscher Seite referierte Barbara Bergmann-Krauss für die Bundeszahnärztekammer über Qualität aus der Sicht der Patienten. Sie machte deutlich, dass für diese andere Aspekte der Behandlung wichtig sind als für den zahnärztlichen Behandler.
Barbara Bergmann-KraussUniversitätsstr. 7350931 Köln