Medizinhistorische Museen

Bochum: der Malakowturm

Die Geschichte des Ruhrgebiets bietet gleichzeitig Einblicke in die Geschichte der Medizin. Im Malakowturm Julius Philipp, einem restaurierten Förderturm in Bochum-Wiemelhausen, ist die medizinhistorische Sammlung der Ruhr- Universität Bochum untergebracht. Sie zog 1990 in den denkmalgeschützten Zechenturm ein und gibt einen Überblick über die Entwicklung der Medizin und Medizintechnik vom Altertum bis zur Gegenwart.

Von 1873 bis 1875 wurde ein Malakowturm auf dem Gelände der Bochumer Zeche Julius Philipp gebaut, um Kohle aus großen Tiefen zu fördern. In seiner Architektur ist der Turm dem Historismus verpflichtet. Die mächtigen Mauern der zu dieser Zeit gebauten Fördertürme, die für das ganze Ruhrgebiet typisch sind, sind statisch bedingt. Die medizinhistorische Sammlung wird in einem Industriedenkmal ersten Ranges präsentiert.

Auf zahlreichen Ebenen im Inneren des Turmes können Besucher über 10 000 Exponate von der prähistorischen Zeit bis zur Gegenwart betrachten. Die Dauerausstellung „Abstieg ins Verborgene – Die Eroberung des menschlichen Körpers durch die medizinische Technik” ist eine Präsentation von prähistorischen Idolen über antike Weihreliefe und ägyptische Eingeweidekrüge bis zur Gegenwart mit Endoskopen und modernen Röntgengeräten. Entsprechend der Entwicklung der Medizin, die sich langsam von außen ins Innere des menschlichen Körpers vorgetastet hat, ist auch die Ausstellung räumlich aufgebaut. Der Betrachter steigt sozusagen in den Körper des Menschen. Die Sammlung dokumentiert die diversen Behandlungsarten von Krankheiten in den vergangenen Jahrhunderten.

Hygiene in Arbeitersiedlungen

Das Erdgeschoss ist sowohl der Medizingeschichte im Ruhrgebiet als auch den hygienischen Verhältnissen in den Arbeitersiedlungen gewidmet. Pockenepidemien und Bergwerksunglücke werden dem Besucher anhand von Schautafeln und Vitrinen nahegebracht.

Im ersten Stock gelangt man zu den Anfängen der modernen Medizin. Hier wird der Besucher von einer antiken männlichen Skulptur, die ein überdimensionales Bein mit sichtbaren Krampfadern festhält, begrüßt. Das Mittelalter und somit der erste Schritt ins Körperinnere wird hier anhand von anatomischen Zeichnungen dargestellt, da man zu dieser Zeit die inneren Organe nur aus Büchern kannte. Später ermöglichten es Obduktionen, detaillierte Darstellungen zu fertigen.

Die Exponate der Dauerausstellung sowie der wechselnden Sonderausstellungen sind nicht nur von medizinischer Relevanz, sondern auch für die Zahnmedizin interessant, wenn es darum geht, die Zusammenhänge im Körper aus einem historischen Blickwinkel zu betrachten.

Reise ins Innere

Ein Stockwerk höher gelangt der Besucher weiter ins Innere des Turmes. Ein entscheidender Schritt in der Medizingeschichte und damit auch ins Innere des Menschen stellte die Mikroskoptechnik dar. Sie ermöglichte es, Krankheitserreger zu vergrößern und zu klassifizieren – ein wichtiger Schritt zu ihrer Bekämpfung. Die Sammlung zeigt eine Anzahl alter Mikroskope.

Anhand von Wandtafeln werden einzelne Krankheiten dargestellt. Es gibt detaillierte Informationen über ihren jeweiligen Entdecker, ihre Symptome und über ihre Erstveröffentlichung. So kann der Besucher beispielsweise die Auswirkungen der Syphilis im Mund, die Diphtherie bei einem Kind oder aber Pestbeulen an Händen betrachten.

Dr. Wibke Merten, geb. KnönerHans-Much-Weg 1020249 Hamburg

Die Autorin ist Vorsitzende des Arbeitskreises Geschichte der Zahnheilkunde der DGZMK, einem freiwilligen Zusammenschluss von Zahnärzten und Wissenschaftlern, die sich mit der Geschichte der Zahnheilkunde befassen. Kontakt: E-Mail:wknoener@web.de

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