Alzheimersche Krankheit

Mit einem Wirkstoff-Pflaster gegen die Demenz

Etabliert haben sich bei der Alzheimer Krankheit die Acetylcholinesterasehemmer. Drei Wirkstoffe sind verfügbar, und zwar Rivastigmin, Donepezil und Galantamin. Sie hemmen den Abbau von Acetylcholin, ein Botenstoff, der für die Kognition von entscheidender Bedeutung ist, erhöhen so dessen Verfügbarkeit in den cholinergen Synapsen und gleichen damit das biochemische Defizit bei der Alzheimer-Krankheit aus.

Die Chancen der Behandlung aber können zum Teil wegen gastrointestinaler Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen nicht voll genutzt werden. Das soll sich künftig ändern. Denn es steht ein Rivastigmin-Wirkstoff-Pflaster zur Zulassung an, mit dessen Hilfe der Cholinesterasehemmer transdermal verabreicht werden kann. Die Experten versprechen sich davon eine bessere Verträglichkeit und damit die Option, mehr Patienten mit der optimalen Wirkstoffdosis und somit effektiver behandeln zu können.

Pflaster ist den Kapseln ebenbürtig

Dass diese Hoffnungen berechtigt sind, belegen erste, beim 11. Kongress der Europäischen Vereinigung der Neurologischen Gesellschaften (European Federation of Neurological Societies, EFNS) in Brüssel vorgestellte Studiendaten.

So zeigte die IDEAL-Studie (Investigation of transDermal Exelon in ALzheimer´s disease), in der 1 195 Patienten mit milder oder moderater Alzheimerscher Erkrankung placebokontrolliert mit Kapseln sowie zwei verschiedenen Dosisregimen der Pflaster behandelt wurden, eine mindestens ebenbürtige klinische Wirksamkeit der beiden Applikationsformen.

„Sowohl die transdermale wie auch die orale Behandlung besserten die Kognition sowie den klinischen Gesamteindruck“, berichtete in Brüssel Professor Dr. Clive Ballard aus London. „Dabei war jedoch zwischen den beiden Behandlungsformen kein signifikanter Unterschied festzustellen.“

Nebenwirkungen auf Placeboniveau

Anders bei den Nebenwirkungen, bei denen nach Professor Dr. Hans Förstl, München, das Pflaster deutlich besser abschnitt. Vor allem Übelkeit und Erbrechen waren kaum ein Problem, insgesamt lag die Nebenwirkungsrate kaum höher als unter Placebo. Dadurch war bei 95 Prozent der Patienten eine Behandlung mit der Rivastigmin-Zieldosis möglich.

Die Abgabe des Wirkstoffs über die Haut hat nach Ballard den Vorteil, dass durch die kontinuierliche und gleichmäßige Wirkstoffaufnahme weitgehend konstante Wirkstoffspiegel aufgebaut werden und damit eine anhaltende Wirksamkeit gewährleistet wird. Zugleich werden Wirkstoff-Peaks vermieden, was sich positiv auf die Verträglichkeit auswirkt. Da die Substanz nicht über den Gastrointestinaltrakt aufgenommen wird, ist laut Ballard schon theoretisch eine gute Verträglichkeit zu erwarten, wobei vor allem kaum Probleme mit Übelkeit und Erbrechen auftreten dürften. „Dadurch können dann mehr Patienten mit einer für eine optimale Wirksamkeit ausreichenden Dosierung behandelt werden“, erklärte der Mediziner. „Wir sehen bei den transdermalen Systemen generell Vorteile bei der Compliance“, ergänzte er.

Das Pflaster ist nach Förstl gut zu handhaben. Es wird einmal täglich auf die trockene, saubere Haut geklebt, haftet sehr gut und erlaubt den Patienten alle gewohnten täglichen Aktivitäten. „Baden, Duschen oder Schwimmen ist kein Problem“, betonte Förstl in Brüssel. Selbst wenn die Patienten stark schwitzen, ist nach seinen Worten eine Ablösung des Pflasters nicht zu befürchten.

Christine VetterMerkenicher Straße 22450735 Köln

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