Leitartikel

Neues vom Klüngel

Liebe Kolleginnen und Kollegen, „Es ist nicht auszuschließen, dass (...) sich in der GOZ bei Mehrkostenvereinbarungen ein geringeres Honorar als bisher ergeben kann.“ So die lapidare Einschätzung des BMG in einem Antwortschreiben von Franz Knieps an die KZBV.

KZBV und BZÄK hatten in einem Brandbrief auf die einschneidenden Folgen hingewiesen, die die Füllungszuschlagspläne des BMG der GOZ bescheren. Schließlich ist die Mehrkostenregelung bei Füllungen ein mittlerweile unverzichtbares betriebswirtschaftliches Standbein für unsere Praxen.

Einmal mehr wird damit der Verdacht genährt, BMG und PKV treiben mit der neuen GOZ ein abgekartetes Spiel. Einmal mehr werden bei dieser offenkundigen Interessenkoalition die Lasten einseitig verteilt – besser: verordnet. Einmal mehr stehen wohl die Gewinner auf der anderen Seite. Das BMG kommt mit einer bematisierten GOZ der Einheitsversicherung einen Schritt näher, der PKV werden Leistungen für morgen zu Preisen von gestern ermöglicht, und die Beihilfen können wunschgemäß heruntergefahren werden.

Keine Rede davon, dass die in der alten GOZ festgeschriebene stetige Anpassung des Punktwertes schnöde vergessen wurde, keine Rede davon, dass diese Punktwerte bei Berücksichtigung des Inflationsaus Keine Rede davon, dass die in der alten GOZ festgeschriebene stetige Anpassung des Punktwertes schnöde vergessen wurde, keine Rede davon, dass diese Punktwerte bei Berücksichtigung des Inflationsausgleichs heute rund 40 Prozent höher ausfallen müssten. Da wird der Bema schnell versteckt, denn in der GKV wurde der Punktwert – wenn auch auf zu niedrigem Niveau – weiterentwickelt. So fehlt denn auch spätestens hier jedes Verständnis für den PKVVorsitzenden Schulte, wenn er in der HOZ 40-prozentige Steigerungen geißelt. Und zunehmend fehlt überhaupt das Verständnis für die PKV.

Geschickt verstanden es bisher BMG und PKV die Berechnungsgrundlagen „ihrer“ neuen GOZ zu verschleiern. Entsprechende Nachfragen aus dem Bundestagsausschuss Gesundheit wurden vom BMG mit diffusem, nicht erklärbarem und zum Teil auch unerklärlichem Zahlenmaterial beantwortet. Da werden Volumina und Prozentsätze geliefert, mal mit Laborkosten, mal ohne, da spricht das BMG von Anteilen der Privathaushalte, aber auch von PKV-Anteilen. Da weiß niemand, ob die GOZ-Volumina von GKV-Patienten berücksichtigt wurden, da wird das Honorarvolumen von nicht bei der PKV eingereichten Liquidationen womöglich unter den Teppich gekehrt.

Die PKV, die ja einen finanzstarken und daher schlagkräftigen Verband hat, sieht sich bisher immer noch außerstande, ihre Ausgaben für die zahnärztlichen Behandlungen zu beziffern.

"Es drängt sich der Verdacht auf, BMG und PKV treiben mit der neuen GOZ ein abgekartetes Spiel.

KZBV und BZÄK haben aus diesem Zahlencocktail des BMG die essenziellen Nachfragen herausgearbeitet und an die Politik gegeben. Und Widmann-Mauz wie Bahr, Koschorrek wie Hovermann haben auf der letzten Sitzung des Gesundheitsausschusses kritisch und hartnäckig nachgefragt. Dankenswerterweise bemüht sich die Bundestagsfraktion der FDP mit einer Kleinen Anfrage, Fakten vom BMG auf den Tisch zu bekommen und somit Licht in die Vernebelungskammer des BMG zu bringen.

Noch vor wenigen Monaten konnte es dem PKV-Vorstand nicht wichtig genug sein, Helfer fürs eigene Überleben zu finden und vor den politischen Karren zu spannen. Ärzte, Apotheker und Zahnärzte waren wesentliche Fürsprecher für den Fortbestand der PKV. Letztlich nur durch uns konnten sich die Privaten (vorerst?) retten!

Ihr Fortbestand stand mehr als auf der Kippe. Im Zuge der jüngsten Reform hätte Ulla Schmidt die Privaten nur zu gerne eingestampft – auch das eine Hürde weniger auf ihrem Weg zur Einheitskasse. Hätten wir der PKV nicht den Rücken gestärkt, wäre diese heute wahrscheinlich von der Bildfläche verschwunden. Die KZBV hält also ihren Kopf für die PKV hin. Den Dank dafür bekommen wir jetzt: Einen Tritt in den verlängerten Rücken. Bis heute ist nicht klar, was und wohin die PKV will.

Will sie den Fortbestand bewährter Versicherungs- und damit Versorgungsstrukturen? Dann braucht sie zum Vorteil ihrer Versicherten auch für Ärzte und Zahnärzte attraktive Honorierungsgrundlagen. Wenn es die nicht gibt, braucht es auch keine PKV.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen

Dr. Jürgen FedderwitzVorsitzender der KZBV

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