Super-sauber-Zahn-putz-Zauber
Vollkornschnittchen, Käsehäppchen, Möhrenstifte und Apfelstückchen empfangen die kleinen Besucher beim zahngesunden Frühstück des Rheinland-Pfälzischen Jugendzahnpflegetags in Kusel. Insgesamt 32 Klassen aus 15 Grundschulen der Region sind mit ihren Lehrern angereist. Für sie alle steht einen Vormittag lang das Thema Zahngesundheit auf dem Programm.
„Es stinkt, als hätte jemand seit Tagen seine Zähne nicht geputzt. Seid ihr das?“ fragt die Hexe Sprudeltraut ins Publikum. „Nein!“, rufen die kleinen Zuschauer des Kindertheaters zurück. Unter dem Motto des Aktionstages „Super-sauber-Zahn-putz-Zauber“ schwingt die Waldhexe für sie in Kusel die Glitzerzahnbürste – anstelle eines Zauberstabs. Weitere Zahnbürsten – von der Designerversion bis zum Reisepaket – lernen die Jungen und Mädchen bei den 16 Stationen kennen, die die ARGE Jugendzahnpflege Kusel mit vielen ehrenamtlichen Helfern in der Fritz-Wunderlich-Halle aufgebaut hat.
Hinter den einzelnen Stationen steckt ein ausgeklügeltes Konzept, verrät Sanitätsrat Dr. Helmut Stein, Vorsitzender der LAGZ Rheinland-Pfalz. Der Parcour greift die vier Säulen der Zahnvorsorge auf:
• richtige Mundhygiene• zahngesunde Ernährung• regelmäßige Fluoridzufuhr• regelmäßiger Besuch beim Zahnarzt
So können sich die Grundschüler Zahnputzwissen aneignen, auf dem Getreidefahrrad Körner mahlen und im Müslilabor zugesetzten Zucker analysieren. Außerdem können die Jungen und Mädchen beobachten, wie der Zahnarzt am Modellgebiss die Zähne fluoridiert, und sich auf dem Zahnarztstuhl austoben.
Zur zahngesunden Ganztagsschule
Mit viel Phantasie habe die ARGE Kusel die Säulen der zahnärztlichen Prävention umgesetzt, bedankt sich Stein beim nachfolgenden Symposium „Zahngesund geht´s rund – 20 Jahre Jugendzahnpflege im Landkreis Kusel – Chancen und Perspektiven der Gruppenprophylaxe“ und gratuliert der ARGE nachträglich zum runden Jubiläum. Als beispielhaft würdigt der LAGZ-Vorsitzende das Engagement der Zahnärzteschaft und anderer Mitwirkender bis hin zu den Lehrern, die zu den Erfolgen der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe im Bundesland beigetragen hätten.
Doch wie setzt man Zahnvorsorge erfolgreich um? „Unser Ziel ist zahnbewusstes Verhalten als Ergebnis eines Erziehungs- und Lernprozesses“, sagt Stein. Als wichtige Grundlage des Rheinland-Pfälzischen „Erfolgsmodells“ stellte er – neben einem großen ehrenamtlichen Engagement – das flächendeckende Konzept des „Aktivprogramms Zahnvorsorge“ heraus. Ziel des Programms ist die Intensivbetreuung von Kindern mit hohem Kariesrisiko im Rahmen der Schulzahnpflege. Dazu besucht der Schulzahnarzt die Klassen dreimal im Schuljahr, übt mit ihnen Zahn- und Mundhygiene und fluoridiert zweimal im Jahr die Zähne der Kinder. Aktiv ist die LAGZ auch im Bereich Nuckelflaschenkaries. Wie Stein berichtet, werden in dem Modellprojekt „Gesunde Zähne von Anfang an“ regelmäßig Informationsveranstaltungen für Eltern in Krabbelgruppen abgehalten.
Auch das Land Rheinland-Pfalz ist beim Symposium auf der Burg Lichtenberg vertreten. Dr. Eike Christiane Schumann, Leiterin des Referats für Gesundheitsförderung im Gesundheitsministerium, lobt das Prophylaxe-Konzept der LAGZ als „vorzeigbares Beispiel, wie Prävention erfolgreich sein kann“. Leider sei man in anderen Bereichen der Gesundheitsförderung „noch nicht so weit“.
Ein Dank an „diejenigen, die die Knochenarbeit leisten“ richtet auch der Vertreter der Gesetzlichen Krankenkassen in Rheinland-Pfalz, Armin Lang. Gleichzeitig warnt er, dass die „Spätfolgen der Gesundheitsreform“ zu Einsparungen in der Gruppenprophylaxe führen könnten. Zudem fordert er künftig eine finanzielle Beteiligung von Ländern, Gemeinden und der PKV.
Eine Zeitreise durch 21 Jahre ARGE Jugendzahnpflege im Landkreis Kusel macht Dr. Günter Kau, Vorsitzender der Zahnärztlichen Kreisvereinigung Kusel. Er informiert die Zuhörer auch über derzeitige Arbeitsschwerpunkte. So laufen im Kreis erste Modellversuche zum täglichen Zähneputzen an Schulen mit Ganztagsbetreuung. Wie diese Modellversuche konkret aussehen, erläutert Dr. Pia Rheinheimer-Hess, Vorsitzende der ARGE Jugendzahnpflege im Landkreis Kusel, in ihrem Vortrag „Ganztagsbetreuung in Schulen – eine neue Herausforderung für die Gruppenprophylaxe“. Dabei stellt sie die Vorteile des täglichen Zähneputzens in der Schule heraus und nennt das Ziel der Prophylaxeimpulse: „Gesunde Zähne für alle Kinder.“
Wie Schulen mit Ganztagsbetreuung (zahn-)gesunde Ernährung bewerkstelligen können, zeigt Dipl. oec. troph. Marianne Bender vom Referat Ernährung der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. „Es geht noch nicht um die Qualität, sondern um die Rahmenbedingungen“, schätzt Bender die aktuelle Situation ein. Sie zählt auf, welche Aspekte Schulen bei der Gestaltung des Verpflegungsangebotes berücksichtigen müssen – vom Personal mit pädagogischem Selbstverständnis über Hygienegesetze bis zur Atmosphäre im Speisesaal.
Welche neuen Aufgaben ein Ganztagsangebot an die Schulträger und Lehrer stellt, unterstreicht Ingrid Raddatz vom Pädagogischen Zentrum Bad Kreuznach in ihrem Referat. Dabei nennt sie auch Beispiele, wie man das Thema Zahngesundheit und Ernährung in das Zusatzangebot an Ganztagsschulen integrieren könnte – etwa in Projekten oder auch fächerübergreifend. Ihre Einschätzung zu Zähneputzen an weiterführenden Schulen lautet jedoch: „Da werden Sie noch ein paar Bretter bohren müssen.“
Mehr dazu gibt es unterwww.lagz-rlp.deundwww.max-schrubbel.de