Gib Aufklärung eine Chance
Am 20. Juli 1967 fällt der Startschuss: Die damalige Bundesgesundheitsministerin Käte Strobel integriert das Deutsche Gesundheitsmuseum in ihre Behörde, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist geboren. Bis heute spielt sie eine wichtige Rolle dabei, nationale Präventionsziele zu erreichen. Sie organisiert bevölkerungsweite Kampagnen, evaluiert Projekte und macht Qualitätssicherung.
Doch seit ihrer Gründung hat sich viel getan, betont Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt: „Heute wird die gesundheitliche Vorsorge als gemeinschaftliche Aufgabe von Bund, Ländern, Gemeinden, der Sozialversicherung und der Zivilgesellschaft verstanden.“ Dazu werden auch Koalitionen und Netzwerke vor Ort gebildet.
Seit den Anfängen setzt die BZgA auf zeitgemäße Kommunikation. Sie ist mit 35 Informationsplattformen zu Themen von Aids bis Organspende im Netz präsent. Zudem entwickelte sie in den vergangenen vier Jahrzehnten unzählige Broschüren und Spots fürs Fernsehen, Kino oder Radio.
Aufklären und Abschrecken
Filme zu produzieren wurde der BZgA praktisch in Wiege gelegt: Schon ihr Vorläufer, das 1949 gegründete Deutsche Gesundheitsmuseum, drehte in den 60er-Jahren eigenständig. Mit Erfolg: „Helga“, ein Film über Zeugung, Geburt und Entwicklung eines Babys, lockt Millionen Zuschauer in die Kinos und leitet die Debatte um die „sexuelle Revolution“ ein.
Gesundheitliche Aufklärung bedeutet in den 60er-Jahren vor allem Anschauungsmaterial und populärwissenschaftliches Medizinwissen. Wer weiß, wie sein Körper funktioniert, behandelt ihn auch gut, lautet die damalige Strategie. Ein weiteres Konzept der Zeit ist Abschreckung. Der Anti-Raucher-Film „Der Tod gibt eine Party“ schockt 1967 mit Mäusen, die im Experiment durch Nikotin sterben.
Mit erhobenem Zeigefinger arbeitet die BZgA in den 70er-Jahren. Konzeptionell steht hinter Appellen wie „Du sollst, Du darfst nicht“ eine pädagogisierende Gesundheitserziehung. Die Modedrogen Haschisch und LSD verlangen zudem nach Handeln: Seit 1973 verschafft sich die BZgA deshalb regelmäßig mit Studien einen Überblick darüber, was die junge Generation konsumiert.
Neue Zeit, neue Aufgaben
Mitte der 80er-Jahre wird Aids zur gesundheitspolitischen Herausforderung. Im Rahmen des „Sofortprogramms der Bundesregierung zur Bekämpfung von Aids“ beauftragt das Bundesgesundheitsministerium die BZgA mit bundesweiter Prävention. „Gib Aids keine Chance“ wird zur größten deutschen Gesundheitskampagne, unterstützt von vielen Partnern. Seit 1983 fungiert die BZgA zudem als Kooperationszentrum für Gesundheitserziehung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und läutet einen Paradigmenwechsel mit ein: Gesundheit ist nicht mehr nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens.
Deutlich wird dies Anfang der 90er-Jahre in der deutschen Suchtprävention: Statt auf reine Informationsvermittlung und Abschreckung setzt die BZgA-Initiative „Kinder stark machen“ auf die Förderung von Lebenskompetenz. Grundlage ist ein „Nationaler Rauschgiftbekämpfungsplan“. Außerdem erhält die BZgA mit dem Schwangeren- und Familienhilfegesetz von 1993 den Auftrag, Konzepte und Materialien zur Sexualaufklärung zu erarbeiten.
„Kooperation, Innovation und Qualitätssicherung werden auch künftig Leitmotive für die Arbeit der BZgA sein“, betont Direktorin Dr. Elisabeth Pott. Handlungsbedarf gibt es laut Ulla Schmidt bei sozial bedingten gesundheitlichen Ungleichheiten. Mit einem bundesweiten Kooperationsverbund und dem EU-Projekt „Closing the gap“ hat die BZgA bereits einen Anfang gemacht und einen Austausch von effizienten Strategien angeregt.
Weitere Infos und eine filmische Retrospektive gibt es im Netz unterwww.bzga.de