Jedem das Seine
Der Kunde ist wieder König. Zumindest in der Bankenwelt wird ihm neuerdings häufiger der rote Teppich ausgerollt. Denn die großen Geldinstitute, wie Deutsche Bank oder Commerzbank, haben die private Klientel wiederentdeckt. Viele Kunden haben sich in den vergangenen Jahren wegen des schlechten Services und der hohen Kosten von den Filialbanken abgewandt und ihr Konto bei einer der preisgünstigen Online-Banken eröffnet. Das bedeutete keine Gebühren aber Zinsen fürs Guthaben bei Verzicht auf Beratung. Jetzt holen die Filialisten zum Gegenschlag aus. Wie die elektronische Konkurrenz locken auch sie verstärkt mit Null-Gebühren- Konten oder bieten Sach- und Geldprämien. Zu verschenken haben die Finanzdienstleister natürlich nichts. Doch jedes der rund 85 Millionen Girokonten, die sich auf etwa 2 100 Banken verteilen, zählt für die Bilanz. Denn hat sich der Kunde einmal für ein Institut entschieden, wickelt er meistens auch seine restlichen Geldgeschäfte darüber ab. Und die bringen dann den Profit. Da lohnt es sich, den einen oder anderen Euro in die Werbung zu investieren.
So preist die Commerzbank seit einigen Monaten ihr Gratiskonto an. Wer zugreift, bekommt zusätzlich 50 Euro gutgeschrieben. Die Haken dabei: Umsonst ist der Service erst ab einem monatlichen Eingang von mindestens 1 200 Euro. Und wer den vereinbarten Dispo ausnutzt, zahlt stolze 13,75 Prozent Zinsen (Stand: Mitte Mai 2007). Die Kreditkarte kostet pro Jahr 19,90 Euro, umsonst ist sie nur, wenn der Jahresumsatz stimmt. Etwas Ähnliches hat sich die HypoVereinsbank ausgedacht. Bei ihrem Willkommenskonto verzichtet sie sowohl auf Gebühren als auch auf einen garantierten monatlichen Geldeingang. Dafür verlangt sie, dass der Kunde einen Sparplan mit monatlich 25 Euro bespart. Die BBBank gibt sich generöser und knüpft keine Bedingungen an die kostenlose Nutzung des Girokontos. Dafür kassiert sie 30 Euro Gebühren für zwei Partner-ec- Karten.
Wie so oft steckt der Teufel im Detail. Darauf zu achten lohnt sich. Denn nur aufgrund eines Werbegags wechselt niemand so leicht die Bank. Dafür ist der Aufwand zu groß. Wann es sich auszahlt, sich von seinem Institut zu verabschieden, dafür hat Finanztest eine Faustregel aufgestellt: „Bankkunden, die für ihr Girokonto mehr als 80 Euro im Jahr bezahlen und für ein Online-Konto mehr als 40 Euro, sollten sich nach günstigeren Konten umsehen.“ Zu den günstigen Anbietern zählen – wie der Vergleich von Finanztest ergab – bei den Filialbanken vor allem die regionalen PSD- und Sparda- Banken. Sie bieten fast alle Gratiskonten ohne Bedingungen inklusive ec- und Kreditkarten an. Bei den Direktbanken ING-Diba, DKB-Bank und Wüstenrot dürfen Angestellte und Rentner ein kostenloses Konto mit ec- und Kreditkarte führen. In verschiedenen Tests gut abgeschnitten haben auch die Postbank und die Citibank. Beide Institute können mit ihren Konditionen glänzen.
Günstig und gut
Doch worauf kommt es bei der Wahl der richtigen Bank überhaupt an? Ist ein gebührenfreies Konto entscheidend oder hängt die Wahl von der Qualität der Beratung ab? Diese Fragen kann jeder Kunde nur für sich beantworten. Die Filialbanken leben von ihrem umfassenden Service, für den der Kunde in Form von Gebühren und Provisionen bezahlt. Wer bei seiner Geldanlage auf die Kompetenz des Bankberaters vertraut und in der Vergangenheit nicht enttäuscht wurde, zahlt gern für die Dienste der Hausbank. Dennoch können auch Kunden einer Filialbank Kosten sparen, wenn sie vor der Kontoführung per Computer nicht zurückschrecken. Denn viele Institute bieten die günstige elektronische Kontoführung an. Ein wichtiger Punkt für die Wahl einer konservativen Bank ist die Anzahl der Filialen und der Geldautomaten. Denn das Geld, das man bei den Konditionen spart, gibt man für lange Wege, Parkgebühren und Ähnliches wieder aus.
Kunden, die sich nicht davor scheuen, die Verwaltung ihrer Geldangelegenheiten komplett in eigene Hände zu nehmen, sind bei einer der Direktbanken gut aufgehoben. Aufgrund niedriger Personal- und Verwaltungskosten bieten sie meistens günstigere Konditionen als die personalaufwendigen Filialbanken. Kontoführung, Überweisungen, Daueraufträge und auch die Abwicklung der Wertpapiergeschäfte sind oft kostenlos. Guthaben auf dem Girokonto werden sogar häufig verzinst. Alle Bankgeschäfte lassen sich bequem und rund um die Uhr von zu Hause per Computer oder Telefon erledigen.
Ein paar Dinge gilt es aber unbedingt zu beachten, bevor die Entscheidung für eine Bank fällt. Noch wichtiger als bei Filialbanken ist bei den Direktbanken die ausreichende Versorgung mit Bargeld. Viele der elektronischen Institute gehören zu einer der großen Banken, die selbst über ein Netz von Geldautomaten verfügen oder einem Zusammenschluss angehören. Die Kunden der Direktbank 1822 nutzen die 23000 Automaten der Sparkassenorganisation. Ableger der Großbanken wie comdirect sind der Cash Group, die über 7 600 Geldautomaten verfügt, angeschlossen. Zur Cash Group gehören die Deutsche Bank, Dresdner Bank, Commerzbank und die Postbank. Ein eigenes Netz bilden Banken wie BBBank, Citibank, GE Money Bank, SEB oder die Sparda-Banken mit dem Cash-Pool (2 300 Automaten). Die ING-Diba hat sich mit der Degussa Bank zusammengetan und bietet den Bargeldservice an 1 000 Geräten.
Um in Zukunft dem Angriff der Großbanken, die es mit ihren Null-Euro-Konten auf die Klientel der Direktbanken abgesehen haben, besser Paroli bieten zu können, haben diese sich die Bargeld-Strategie der Citibank beziehungsweise der Deutschen Kredit-Bank – eine Tochter der Bayerischen Landesbank – zum Vorbild genommen: Die Direktbanken erlauben ihren Kunden, mit der hauseigenen Visa-Card weltweit kostenlos Geld an Automaten abzuheben. Da sie selber nicht über eigene Netze verfügen, bieten sie ihren Kunden einfach die Nutzung der Automaten per Kreditkarte an. Die Kosten dafür überweisen sie an die Kartengesellschaften und die sind wahrscheinlich niedriger als die Gebühren, die die Netze verlangen. Damit haben alle, die über eine Karte dieser Banken oder inzwischen auch der INGDiba verfügen, auf einen Schlag Zugriff auf jeden Automaten, der Kreditkarten akzeptiert, und das sind beinahe alle. Damit nehmen sie den Filialbanken ihr stärkstes Argument – die kostenlose Bargeldversorgung – im Kampf um die Kunden. Darauf setzt auch der Direktbroker Cortal Consors. In den Startlöchern stehen noch mehr Institute. Die Tochter der französischen BNP Parisbas plant die baldige Einführung eines Girokontos, um so das komplette Bankgeschäft anbieten zu können.
Wer sich nicht zwischen den Systemen – Direkt- oder Filialbank – entscheiden will, kann die jeweiligen Vorteile für sich nutzen: Das Konto bei der einen und die Wertpapiergeschäfte bei der anderen Bank oder umgekehrt. Kunden, die ihrer Hausbank ein Vermögen zur Verwaltung anvertrauen und vielleicht auch noch die Hypothek dort abgeschlossen haben, sollten ihre starke Position nutzen und über Konditionen verhandeln.
Rechtsanwalt Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale NRW rät: „Statt über die Bedingungen fürs Girokonto zu verhandeln, ist es sicher lukrativer, bei der Hypothek ein Zehntelprozent herauszuschlagen.“ Allerdings – so seine weitere Überlegung – man muss schon aufpassen, dass die Bank den Vorteil für den Kunden nicht an einer anderen Stelle wieder hereinholt. Auch die Bankmanager wissen, dass die Transparenz in ihrem Markt ständig zunimmt – zum Vorteil des Kunden. Die Zinssätze für Ratenkredite, Festgeld, Tagesgeld oder Baufinanzierungen lassen sich mit wenigen Klicks durchs Internet miteinander vergleichen. Und ein Konto bei einer anderen Bank ist ebenso so schnell eröffnet.
Doch so praktisch sich die Nutzung des Internets im Alltag erwiesen hat, die Vorteile haben inzwischen auch die Verbrecher unter den Anwendern für sich entdeckt. Sie verursachen Milliarden- Schäden, indem sie Konten unbescholtener Bürger ausspähen und abräumen. Deshalb ist es für Inhaber von Online- Konten umso wichtiger, sich mit der Handhabung auszukennen und sich für die Bank mit dem sichersten System zu entscheiden. Als besonders sicher gelten alle Systeme, bei denen die Verwendung oder Bestimmung der Tan- Nummern außerhalb des PCs stattfindet. Bislang sind sie noch nicht von Kriminellen geknackt worden.
Sichere Nummern …
•HBCI
Home Banking Computer Interface – kurz HBCI – gilt derzeit als das sicherste System für Electronic Banking. Dazu benötigt der Kunde eine eigene Ausrüstung, die er oft auch selbst bezahlen muss: die HBCI-Software, eine Bankkarte mit Chip und einen Kartenleser. Diese Methode lässt sich aber nur am heimischen Computer anwenden. Die Bearbeitung der Geldgeschäfte unterwegs bei Freunden oder sogar am Arbeitsplatz ist damit nicht möglich. Viele Banken bieten sie deshalb auch nicht für Privatkunden, sondern oft nur für Geschäftsleute an. Anbieter sind unter anderen: 1822 direkt, BBBank, Commerzbank, Deutsche Bank, Dresdner Bank; Hypovereinsbank oder SEB.
•mTan
Die Bank schickt für die Autorisierung von Aufträgen eine Tan auf das Handy des Kontonutzers. Dieser hat bei der Eröffnung des Kontos angegeben, auf welche Mobilfunknummer er die Tan wünscht.
•eTan plus
Auch hierzu benötigt der Kunde eine eigene Ausrüstung: eine Bankkarte mit Chip und einen Taschenkartenleser. Will er eine Überweisung ausführen, steckt er die Karte in den Kartenleser und gibt über dessen Tastatur den auf der Überweisungsseite angezeigten Bankcode ein. Der Kartenleser zeigt dann eine Tan-Nummer für die Freigabe der Überweisung an. Diese Zahl errechnet sich aus den Transaktionsdaten und einem geheimen Schlüssel in der Karte. Für dieses System hat sich zum Beispiel die Wüstenrot Bank entschieden.
… oder riskantere
•Pin/Tan-Verfahren
Citi- und DAB-Bank arbeiten immer noch mit diesem einfachen Verfahren. Dabei legitimiert sich der Kunde mit einer Pin und bestätigt jede Transaktion mit einer Tan, die er sich nach Belieben aus seiner Liste aussuchen kann. Zwar darf er jede Tan nur einmal nutzen, sie sind aber nicht an bestimmte Transaktionen gebunden. Wer also die Tan-Liste in den Fingern hält, kann sich auf dem Konto leicht bedienen.
•iTan-Verfahren
Dabei bekommt der Kunde zwar auch eine Tan-Liste. Doch legt die Bank fest, welche Transaktion mit welcher Tan ausgeführt wird. Die Tans sind nicht mehr beliebig einsetzbar. Dieses Verfahren empfehlen viele Banken, zum Beispiel: Commerzbank, Deutsche und Dresdner Bank, Postbank und SEB sowie die Direktbanken comdirect, INGDiba, Netbank und Santander Consumer Bank.
•eTan-Verfahren
Der Kunde bekommt von seiner Bank einen Tan-Generator. Der Bankcomputer produziert bei einer Überweisung eine Kontrollnummer. Diese gibt der Kunde in den Generator ein und bekommt von ihm eine Antwortnummer – die eTan. Damit bestätigt er die Überweisung. Phishing ist mit dieser Methode nicht mehr möglich, wohl aber Pharming und Trojaner. Dieses System bieten die GE Money Bank, Volkswagen direct und die Wüstenrot Bank an.
In jedem Fall muss der e-Kunde große Sorgfalt walten lassen. Bei überzogenen Ansprüchen der Bank hierbei ist ein Wechsel zu erwägen. Denn falls etwas passiert, kann das Geldinstitut nur allzu leicht die Haftung auf den Kunden abwälzen. Als König fühlt sich dieser dann wohl kaum mehr. Sondern eher als der Dumme.
Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de