Beste Aussichten
Nach den massiven Preiserhöhungen für Gas und Strom in den letzten Jahren ist das Thema Energiesparen gegenwärtig in aller Munde. Mieter von Wohnungen oder gewerblich genutzten Räumen haben meist nur die Möglichkeit, den Energie-Anbieter zu wechseln und das eigene Verhalten zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern.
Ist der Zahnarzt Eigentümer einer Immobilie, dann kann er darüber hinaus jedoch auch bauliche Veränderungen vornehmen. Ein sinnvoller Schritt zum Energiesparen kann der Austausch alter Fenster sein. Als direkte Verbindung zwischen Innen und Außen sind Fenster maßgeblich an der Energiebilanz eines Hauses beteiligt.
Dann lohnt der Austausch
Bevor sich der Zahnarzt zum Austausch der Fenster in seiner Praxis entschließt, sollte er zunächst die Gesamtkosten der Maßnahme kalkulieren und dann mit den eingesparten Energiekosten vergleichen. Für ein möglichst günstiges Angebot ist es ratsam, nicht nur eine, sondern mehrere Handwerksfirmen anzusprechen und sich Preise von unterschiedlichen Fensterherstellern geben zu lassen. Sinnvoll kann außerdem der Einsatz eines unabhängigen Energieberaters oder eines Architekten sein (siehe auch den Beitrag „Ausweiskontrolle“ auf Seite 92 ff).
Doch Vorsicht: „Eine Möglichkeit, um kurzfristig Geld einzusparen, ist der Austausch alter Fenster sicher nicht“, so Architekt Sven Büscher aus Oldenburg, der sich mit seinem Büro auf energiesparendes Bauen spezialisiert hat. „Denn durch die anfallenden Umbaukosten rechnet sich die Maßnahme in der Regel nur auf lange Sicht. Anders liegt der Fall, wenn die Fenster in den nächsten Jahren sowieso ausgetauscht werden müssen. Denn dann kann der Eigentümer die Maßnahme auch einfach vorziehen und auf diese Weise schon heute Energiekosten einsparen.“
Der passende Rahmen, das rechte Glas
Hat sich der Zahnarzt zum Austausch der alten Fenster entschieden, gilt es, die richtigen zu finden. Die Auswahl an unterschiedlichen Fenstervarianten und -modellen ist groß. Am häufigsten finden sich festverglaste Fenster oder das klassische, sich nach oben und zur Seite öffnende Dreh-Kippfenster. Daneben werden aber auch Schiebefenster oder Schwingfenster angeboten, bei denen sich die Fensterflügel um eine horizontale Achse drehen – was insbesondere bei großen Fenstern sinnvoll sein kann.
Ein weiterer erheblicher Unterschied betrifft die Verglasung der Fenster: Der am häufigsten verwendete Typ ist aufgrund seiner guten Dämmeigenschaften das klassische Einfachfenster mit Mehrscheiben-Isolierverglasung (Isolierglasfenster). Heute üblich ist eine Zwei-Scheiben-Isolierverglasung mit zusätzlicher Beschichtung (Wärmedämmverglasung). Daneben gibt es aber auch Fenster mit hoch isolierenden Drei-Scheiben-Verglasungen. Einfachfenster mit Einscheibenverglasung (Einscheibensicherheitsglas) haben dagegen nur eine Glasscheibe und daher nur eine geringe Wärme- und Schalldämmung; sie sind bei Neubauten für Wohnräume nicht mehr erlaubt.
Soll jedoch aus denkmalpflegerischen Gründen ein historisches Einfachfenster mit schlechten Dämmeigenschaften erhalten bleiben, dann können im Einzelfall auch Doppelfenster mit zwei separaten Einscheibenfenstern sinnvoll sein. Durch eine zusätzlich angebrachte Fensterebene auf der Innenseite behält die Fassade mit dem restaurierten alten Fenster ihr ursprüngliches Aussehen und erfüllt gleichzeitig die Anforderungen des Wärme- und Schallschutzes.
Eine Renaissance erlebt dieses Jahrhunderte alte Prinzip in abgewandelter Form seit einigen Jahren bei modernen hochgedämmten Kastenfenstern. Diese speziell für den Passivhausbau entwickelten Fenster setzen sich zusammen aus zwei einflügeligen getrennten Blendrahmen mit jeweils eigener Zweis-Scheiben-Isolierverglasung. Der Scheibenzwischenraum enthält für eine optimierte Dämmung das Edelgas Argon.
Holz, Kunststoff oder Alu
Der älteste Werkstoff für Fenster ist Holz, das durch seine guten Dämmeigenschaften nach wie vor sehr häufig eingesetzt wird. Nachteilig bei Holzfenstern ist jedoch ihre vergleichsweise schlechte Witterungsbeständigkeit. Deshalb müssen sie regelmäßig gepflegt und nach einigen Jahren neu gestrichen werden. „Das kann aber gleichzeitig auch ein Vorteil sein, da die Fenster auf diese Weise lange wie neu aussehen können“, erklärt Architekt Büscher. „Entscheidend ist, dass der Anstrich einen effektiven Schutz vor UV-Strahlen gibt. Je deckender der Anstrich ist, umso besser ist er also.“ Und auch bei der Wahl der Holzart gebe es natürlich Qualitätsunterschiede: „Lärche ist zum Beispiel besser als günstigeres Nadelholz wie Fichte oder Kiefer.“ Am häufigsten werden inzwischen Fenster aus Kunststoff verwendet. Bei geringen Anschaffungskosten bieten sie ähnlich gute Dämmeigenschaften wie jene aus Holz, erfordern andererseits aber keinerlei Wartungsaufwand. „Der Nachteil ist jedoch, dass auch Kunststofffenster natürlich ausbleichen oder vergrauen können“, erläutert Büscher, „aber anders als Holzfenster kann man sie nicht nachstreichen.“ Im Altbaubereich können Kunststofffenster außerdem die Optik des Hauses stark beeinträchtigen und sehr störend wirken. Zwar werden Kunststofffenster inzwischen in vielen Farben und Beschichtungen angeboten – sogar mit „Holzoptik“. Doch wirklich befriedigend ist diese Lösung nicht. Denn aus einem beschichteten Kunststofffenster wird natürlich kein „echtes“ Holzfenster.
Eine sinnvolle Alternative können daher Holz-Aluminiumfenster mit vorgeblendeter Aluminiumschale sein. Sie verbinden eine witterungsbeständige Außenhülle mit angenehm warmem Holzcharakter auf der Innenseite.
Reine Aluminiumfenster dagegen kommen aufgrund ihrer kühlen Optik vor allem in öffentlichen Gebäuden und Büros zum Einsatz. Entscheidende Vorteile sind dabei der geringe Pflegeaufwand und die lange Haltbarkeit.
Teure Maßanfertigung
Ganz entscheidend für die Kosten des Umbaus ist neben der Anzahl der Fenster auch deren Form. Denn Fenster sind zwar prinzipiell in sämtlichen erdenklichen Formaten erhältlich, doch – besonders im Altbaubereich – gibt es häufig individuelle Formen, die dann mit Mehrkosten ausgemessen und speziell angefertigt werden müssen.
Zusätzliche Mehrkosten fallen zum Beispiel an, wenn aus denkmalpflegerischen oder ästhetischen Überlegungen Sprossenfenster, Fenster mit Rundbögen oder mit Oberlichtern, Flügelfenster oder andere Sonderformen eingesetzt werden sollen. Oder wenn gar spezielle Kunstverglasungen mit gesandstrahlten, geätzten, getönten oder in Blei eingefassten Gläsern verwendet werden.
In einigen Fällen bietet es sich an, durch bauliche Veränderungen an der Außenhülle des Hauses eine Veränderung der Fensterfläche zu erzielen. Ein solch schwerer Eingriff sollte jedoch aufgrund der hohen Kosten in der Regel nur dann durchgeführt werden, wenn das Haus aus architektonischen oder denkmalpflegerischen Überlegungen heraus in seinen alten baulichen Zustand versetzt werden soll. Oder wenn der betreffende Raum hinter dem Fenster für die vorgesehenen Zwecke deutlich zu dunkel ist.
Staatliche Förderungen
Hat sich der Zahnarzt zum Austausch der Fenster entschlossen, besteht in einigen Fällen die Möglichkeit, staatliche Förderungen in Anspruch zu nehmen. Welche speziellen Fördermöglichkeiten dabei in Frage kommen, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden.
Hinzu kommt, dass viele Programme kurzfristig auslaufen, sobald die jeweils zur Verfügung gestellten Mittel aufgebraucht sind. Generelle Aussagen zu Fördermöglichkeiten sind daher kaum möglich und sollten vorab bei der Kfw-Förderbank erfragt werden. Verbraucherberatungen, Energieberater und Architekten sowie spezialisierte Handwerker bieten oftmals ebenfalls einen guten Überblick über die einzelnen Maßnahmen.
Interessant kann die Investition in neue Fenster bei Immobilien werden, die in absehbarer Zeit verkauft oder vermietet werden sollen. Denn ab dem 1. Juli 2009 soll die für Neubauten im Wohnbereich bereits eingeführte Pflicht zum Vorzeigen eines Energieausweises auf Nachfrage auch bei der Vermietung gewerblich genutzter Gebäude im Bestand gelten. Eine vorangegangene energetische Modernisierung würde objektiv den Wert einer Immobilie steigern. Da die Wertsteigerung jedoch nur in den seltensten Fällen die Umbaukosten decken wird, dürfte sich der Umbau nach wie vor nur lohnen, wenn der Eigentümer die Immobilie noch einige Zeit selbst nutzt. Ansonsten bleibt es sinnvoller, dass der neue Eigentümer sich selbst um die Fenster kümmert.
Effektiver Sonnenschutz
Neben neuen Fenstern können auch Sonnenschutzsysteme dazu beitragen, das Innenraumklima in der Praxis positiv zu beeinflussen. „Am sinnvollsten sind dabei äußere Verschattungsanlagen wie Raffstore-Anlagen oder Markisen“, so Büscher, „denn sie lassen die Wärme gar nicht erst ins Gebäude.“ Wie größere Dachüberstände böten dies auch Schiebe- oder Klappläden oder fest stehende Verschattungsanlagen wie Lamellen.
Als kostengünstige Alternative bieten sich innenliegende Verschattungen in Form von Lamellenvorhängen oder Rollos an. Indem sie die Sonneneinstrahlung hinter den Glasscheiben um 30 bis 60 Prozent vermindern, tragen sie zu einem besseren Raumklima bei. Eine sommerliche Aufheizung der Räume können sie kaum verhindern.
Für Arztpraxen haben sich vor allem Lamellenvorhänge respektive Vertikal-Jalousien bewährt, weil sie dank ihrer leichten Konstruktion selbst bei größeren Fensterflächen problemlos zu handeln sind. Ihr Vorteil ist, dass die verstellbaren Lamellen eine individuelle Dosierung des Lichteinfalls zulassen. Und obwohl sie die direkten Sonnenstrahlen abschirmen, gelangt dennoch Tageslicht in den Innenraum.
Eine weitere Möglichkeit für effektiven Sonnenschutz sind Rollos und Raffrollos, die sich vor allem durch ihre unkomplizierte Technik auszeichnen. Zu empfehlen sind sie jedoch eher bei kleineren Fenstern und in Nebenräumen der Praxis. Denn sind sie heruntergelassen, dringt nur wenig Tageslicht in den Raum. Gleiches gilt für Vorhänge.
Robert UhdeGrenadierweg 3926129 Oldenburg