Heidelberger Studenten lernen mit modernster Technik

Ausbildungsbedingungen wie in der Luxuspraxis

Wenn die Heidelberger Zahnmedizinstudenten des 6. Semesters morgens in die Kopfklinik kommen, um dort in den diversen Kursen Inhalte des Faches Zahnmedizin zu erlernen, dann fahren sie in den zweiten Stock und lassen sich an Arbeitsplätzen nieder, die einer futuristischen Praxis anmuten. Wie es dazu kam, das wurde anlässlich einer Feierstunde in den Räumlichkeiten der Heidelberger Ausbildungsstätte genauer erzählt und anschließend präsentiert: ein Vorzeigeobjekt in Sachen Ausbildung.

Schauplatz Mittwoch morgen 10:00 Uhr, sechstes Semester Zahnmedizin in Heidelberg: Dr. Johannes Mente, Oberarzt der konservierenden Abteilung, steht an seinem Masterarbeitsplatz. Dieser erinnert an einen Leitstand der Bundesbahn. Mente spielt gerade einen Film auf alle Terminals. Diese flankieren jede „Bohrstation“. Rund 40 junge Menschen, alle in weißem Kittel, tragen Schutzhandschuhe und eine Schutzbrille. Die weiblichen Studierenden haben ihre langen Haare zusammengebunden. Der Tutor zeigt auf einen riesigen Bildschirm an der Wand, auf dem derselbe Film läuft. Er stoppt den Ablauf und spult zurück, die Sequenz erscheint von Neuem. Mente verweist auf die Haltung des Präparationsinstruments. „Schauen Sie genau hin ... achten Sie auf den Winkel und arbeiten Sie mit wenig Druck ...!“ Er spricht in ein kleines Mikrophon, das er am Kopf trägt. So wird er auch in der hintersten Ecke des Saales verstanden.

Hugo ist sehr geduldig

Gabriele F. schaut vom großen Bildschirm an der Wand wieder zurück, setzt sich gerade, blickt auf ihren kleinen Bildschirm neben ihrem Arbeitsplatz und beugt sich über Hugo, ihren Patienten. Hugo ist ein Dummy. Er sperrt den Mund auf und anstelle von Zähnen hat er eine Plexiglasscheibe am Kiefer, auf der verschiedene Formen und Muster markiert sind. Diese präzise auszubohren, das steht für heute auf dem Lehrplan. Gabriele ist im sechsten Semester und hat bis zum heutigen Tag schon viel gelernt in Sachen Zahnmedizin.

Fachübergreifend vom ersten Tag an

In Heidelberg ist das Studium der Zahnmedizin seit einigen Jahren etwas anders strukturiert. Hier bestehen die ersten vier Fachsemester aus einer gemeinsamen allgemeinmedizinischen Ausbildung von Medizinern und Zahnmedizinern. Ein Weg, der derzeit auch von anderen Universitäten angestrebt wird. Er beinhaltet unter anderem einen großen, kompletten Anatomieschein, sowie die gesamte Biochemie und Physiologie der humanmedizinischen Vorklinik. Diese Fächer werden integriert vermittelt, also nicht semesterweise einzeln gelehrt. Somit werden medizinische Fragestellungen von Beginn des Studiums an im Zusammenhang betrachtet. Als Besonderheit wurde bereits im ersten Semester die Berufsfelderkundung mit Vorlesungen, Seminaren und Hospitationen in verschiedenen zahnmedizinischen Abteilungen der Klinik eingeführt, die dem Studierenden die Möglichkeit gibt, das spätere Berufsfeld hautnah kennenzulernen und hier bereits frühzeitig zu entscheiden, ob dieses Studium wirklich das Richtige ist, wie Professor Dr. Hans Jörg Staehle, Chef der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde in einem Gespräch mit den zm erklärt. Während nun die Humanmedizinstudenten nach dem vierten Semester das Physikum ablegen, steht für die Zahnmediziner noch ein praktischer Teil, nämlich der propädeutische Kurs sowie der Phantomkurs I und II an, bevor sie im fünften Semester zur Prüfung schreiten. Ist diese bestanden, geht es weiter in die klinischen Semester. Diese Sonderheit ermöglicht es dem Studierenden, zeitnah und zeitkonzentriert praktisches Arbeiten zu üben, so wie Gabriele F. es heute an den neuen Arbeitsplätzen erlebt hat.

Multimedian simulieren

Hier hat man praktiziert, was Synergismus wirklich darstellt, denn ihr Arbeitsplatz enthält eine Material- und Gerätesammlung, wie sie für alle vier Fachbereiche der Zahnmedizin benötigt wird. Das heißt also, an Hugo kann heute das Aufziehen von Kavitäten geübt werden, während der Studienkollege morgen für die perfekte Aufbereitung eines Wurzelkanals, die Extraktion von 8ern oder gar für eine vollkommene prothetische Versorgung fit gemacht wird und alle Materialien und Gerätschaften im „Kons-, oder Prothetikkasten parat liegen“, wie sich Prof. Dr. Franz Resch, Studiendekan der Medizinischen Fakultät, bei einem Rundgang von Professor Dr. Andreas Schulte erklären lässt. Mit diesem Umbau im Umfang von mehr als 2,5 Millionen Euro wurde mit gutem Gewissen in die Lehre investiert, postulierte Frau Irmtraut Gürkan, die als Kaufmännische Direktorin für die Verteilung der Finanzen zuständig war, anlässlich der Feierstunde zur Eröffnung dieser multimedialen Simulations-Arbeitsplätze. In nur 16 Wochen wurde die Umgestaltung der Ausbildungsplätze für 84 Studentinnen und Studenten, davon 44 Multimediaplätze, entwickelt und installiert. Die Firma Sirona, die in Bensheim, also in der Nachbarschaft von Heidelberg beheimatet ist, war an der Planung und Umsetzung maßgeblich beteiligt und konnte wegen der großen Menge auch einen für Land und Hochschule akzeptablen Preis anbieten, worauf der Studiendekan Zahnmedizin, Prof. Dr. Peter Rammelsberg, verwies. Zeiss hat die Dental-Mikroskope geliefert und damit den Studierenden bereits einen Einblick in die Zahnheilkunde geliefert, die mancher Praktiker noch nicht hat.

Gabriele F. lässt sich durch die vielen Honoratioren, wie Dekane, Direktorin und Direktoren der einzelnen Abteilungen und Pressevertreter, die ihr bei ihren „Aufziehversuchen“ über die Schulter schauen, nicht ablenken. Sie kontrolliert den Bildschirm an der Wand, auf dem Dr. Mente gerade die verschiedenen Formen der Kavitäten vorstellt. Sie stellt ihren eigenen Bildschirm ein, dort sind gerade mehrere Abbildungen gleichzeitig sichtbar. Viel größer und anschaulicher als in der Realität. Ohne ihre Hand zu bewegen, kann sie das Dental-Mikroskop für alle Patientenpositionen bedienen und Hugo im Mund von allen Seiten genau inspizieren. Sie freut sich über ihr Glück, dass sie in diesem Semester mit den nagelneuen Ausbildungsplätzen die Zahnmedizin der Zukunft erlernen darf.

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