Hautklinik und Dentaleinheiten für Kambodscha
Seit über 15 Jahren ist die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ) durch Hilfsmaßnahmen mit Kambodscha verbunden; einem Land, das aus den Schlagzeilen längst verschwunden ist. Die rücksichtslose Eliminierung der geistigen Eliten durch das Pol-Pot-Regime hat das Land jahrzehntelang blockiert. Vom Vietnamkrieg nicht verschont, war Kambodscha in einen grausamen Bürgerkrieg geschlittert und rutschte in eine Zeit des Genozids am eigenen Volk ab. Langsam taucht es über seine Kultur wieder aus der Versenkung auf und gibt den Blick frei auf eine fast vergessene, über tausend Jahre alte glorreiche Geschichte.
Die Gesundheitsindikatoren in Kambodscha zählen allerdings heute noch zu den schlechtesten in Asien. Beispielhaft sind die hohe Mütter-, Säuglings- und Kindersterblichkeit, verbreitete Mangel- und Unterernährung, hohe Morbidität und Mortalität an Infektionskrankheiten wie HIV, Malaria, Tuberkulose und Dengue-Fieber. Ein Gesundheitssystem befindet sich seit Jahren im Aufbau, kann sich aber mangels finanzieller Ressourcen nicht etablieren.
Projekte seit Anfang der 90er-Jahre
Der Zufall wollte es, dass das HDZ den damals amtierenden deutschen Botschafter in Phnom Penh und heutigen Kurator des Hilfswerks, Dr. Wiprecht von Treskow, kennen lernte.
Anfang der 90er-Jahre folgte das HDZ seiner Bitte und realisierte mit ihm zusammen mehrere kleine Projekte. Das Hilfswerk errichtete vor allem in der Provinz Mondulkiri Grundschulen und Ambulatorien sowie ein Altenheim und ein Kulturzentrum.
Größere Vorhaben, wie die Sanierung und Erweiterung von Distriktkrankenhäusern in Neak Loeung und Kampong Thom, folgten. Die Lieferung von 15 Dentaleinheiten an die bereits sanierte Dental School in der Hauptstadt Phnom Penh rundete die erste Phase von Hilfsaktionen bis zum Jahr 1997 ab. Das Projekt „Asia Smile“ festigte die Verbindung des HDZ mit Kambodscha. Die Hilfsmaßnahme soll die zahnmedizinische Versorgung auf dem Land verbessern.
Dermatologische Versorgung verbessern
Dr. Christoph Bendick, deutscher Dermatologe und seit 2005 Senior Advisor Dermatology of University of Health Sciences in Phnom Penh, überzeugte das HDZ, dass ungenügende bauliche Zustände im Kossamak- Krankenhaus in Phnom Penh eine dermatologische Versorgung unmöglich machten. Noch vor zwei Jahren befand sich die einzige „Hautklinik“ des Königreichs in einem acht Quadratmeter großen Zimmer. Zum Zeitpunkt der Antragstellung standen dort ein qualifizierter Hautarzt und sechs Absolventen vor der Aufgabe, 13 Millionen Einwohner dermatologisch und venerologisch zu betreuen. Mit einer Gesamtsumme von über 80 000 US-Dollar konnte das HDZ mit dem Bau einer dermatologischen Klinik Abhilfe schaffen.
Im Februar 2008 reisten der HDZ-Vorsitzende, Dr. Klaus Winter, und der HDZ-Referent für Öffentlichkeitsfragen, Dr. Klaus de Cassan, zur Schlüsselübergabe nach Phnom Penh. Anwesend waren bei der Feierstunde sowohl der kambodschanische Gesundheitsminister, S. E. Dr. Nuth Sokhom, als auch der deutsche Botschafter, S. E. Frank M. Mann.
Die qualifizierte dermato-venerolgische Versorgung und Ausbildung in Kambodscha ruht künftig weitgehend auf den Schultern von Dr. Mey Sithach. Sithach ist der einzige voll qualifizierte Dermatologe im Land. Er absolvierte seine Ausbildung von 1998 bis 2003 in Münster. Nach der Rückkehr in sein Heimatland ordneten ihn die Gesundheitsbehörden dem Kossamak- Hospital zu. Es war für das HDZ sinnvoll und lohnenswert, ihm ein Umfeld zu verschaffen, das die Erfüllung seiner Aufgaben erleichtern wird.
Während der Einweihungsfeier zeichnete der Gesundheitsminister die HDZ-Vertreter Winter und de Cassan mit dem kambodschanische Aufbauorden in Gold aus. Diesen symbolischen Dank an das HDZ geben die beiden Geehrten gern an alle deutschen Spender, Zahnärzte sowie deren Patienten weiter.
30 Dentaleinheiten für die Zahnklinik in Phnom Penh
Während ihres Aufenthaltes übergaben Winter und de Cassan zudem 30 zahnärztliche Einheiten an die Dental School der Universität in Phnom Penh. Angestoßen hatte diese Aktion Dr. Wolfgang Schmidtberg. Der langjährige Ansprechpartner für dentale Hilfsmaßnahmen in Kambodscha ist Dozent an der zahnmedizinischen Fakultät in Phnom Penh und Berater im dortigen öffentlichen Zahngesundheitswesen.
Schmidtberg bat das HDZ im März vergangenen Jahres, Mittel für die Modernisierung der Zahnklinik bereitzustellen. Ziel des Vorhabens ist es, nachhaltig die Quantität und Qualität in der zahnärztlichen Versorgung Phnom Penhs und Umgebung zu verbessern. Dabei will das Klinikum künftig auch eine teilprivatwirtschaftlich organisierte Struktur einführen, das „Use Fee System“.
Im April 2007 stellte das HDZ für die Erneuerungen insgesamt 112 000 US-Dollar zur Verfügung. Von diesem Betrag konnten die Verantwortlichen 30 moderne zahnärztliche Behandlungseinheiten, 30 mobile Absauganlagen, 15 mobile Einheiten für externe Behandlungen, 20 Lichthärtelampen, 20 Amalgammischer und 15 Scaler kaufen – zu Preisen, die in Europa und speziell in Deutschland unvorstellbar sind. Eine Behandlungseinheit kostete lediglich 2 750 US-Dollar. Zudem bezahlten sie von der Summe die nötigen Umbaumaßnahmen der Klinik und die Installation der Geräte.
Während eines Rundgangs konnten sich die beiden HDZ-Vertreter davon überzeugen, wie notwendig die Hilfsmaßnahmen tatsächlich waren. Der deutsche Botschafter Mann, sowie der Dekan der Odonto- Stomatologischen Fakultät, Prof. Suon Phany, und der Vize-Rektor der Universität Phnom Penh, Prof. Youk Sophanna, begleiteten sie durch die Klinik. Winter und de Cassan waren beeindruckt vom großen Engagement der Angestellten, Studenten, Assistenten und Dozenten.
Über 1,3 Millionen USDollar für Kambodscha
Erst seit ein paar Jahren trauen sich Touristen wieder nach Kambodscha. Noch vor nicht allzu langer Zeit hatten Reisende damit zu rechnen, in Bussen, Taxen und Zügen von Pol- Pot-Extremisten gekidnappt oder durch eine der zahlreichen versteckten Tretminen geschädigt zu werden. Die Vielzahl von verstümmelten Menschen und elternlosen Straßenkindern ist heute noch erschreckend. Hoffnung auf eine menschenwürdigere Zukunft hat das HDZ mit seinen Hilfsmaßnahmen in den letzten 20 Jahren an viele Stellen der Welt bringen können. Vielleicht tragen die vielfältigen und gezielten HDZ-Unterstützungen im Königreich Kambodscha im Wert von bisher über 1,3 Millionen US-Dollar auch dazu bei, dass das asiatische Lächeln bald wieder ganz zurückkehrt.
Dr. Klaus WinterVorsteher Stiftung Hilfswerk DeutscherZahnärzte
Dr. Klaus de CassanHDZ-Öffentlichkeitsreferent
Korrespondenzadresse:Am Paradies 8737431 Bad Lauterberg
Fotos aus Kambodscha gibt es im Netz unterhttp://www.hilfswerk-z.de/ Derma_2008/index.htmlundhttp://www.hilfswerk-z.de/Fakultaet_PP/index.html.