Mit neuen Strukturen fit für die Zukunft
Das Motto des Kongresses „Pioniering Prevention“ weise daraufhin, dass „Schweden der weltweite Führer in präventiver Zahnmedizin ist“, wie Dr. Burton Conrod, Präsident der FDI, ausführte. Die FDI sei stolz, so Conrod weiter, „ein spannendes und wegbereitendes Fortbildungsprogramm mit den aktuellsten zahnmedizinischen Innovationen und wissenschaftlichen Methoden zu präsentieren“. In mehr als 80 Veranstaltungen mit nahezu 180 international renommierten Sprechern wurde eine breite Palette zahnmedizinischer Themen angeboten.
Ergänzt wurden die Vorträge im wissenschaftlichen Programm durch verschiedene Foren, bei denen die FDI-Komitees ihre Arbeitsergebnisse vorstellten. Wie gewohnt bei der FDI boten internationale Dentalfirmen Symposien im Rahmen des Kongresses an. Die Themen kreisten um Aktuelles zum Beispiel aus Implantologie, Parodontologie und Prophylaxe.
Interessant waren Vorträge über das neue schwedische Modell der zahnärztlichen Versorgung durch niedergelassene Zahnärzte und die Betreuung pflegebedürftiger Patienten. Ausblicke auf die wissenschaftlichen Entwicklungen gab der Vortrag des IADR Präsidenten Bob Ten Kate über die Zahnmedizin im Zeitalter der Gentechnik. Interessant und gut besucht waren auch die Symposien der Zahnärztinnen und der jungen Zahnärzte weltweit.
Parallel fand eine Dentalausstellung mit 240 Ausstellern aus 40 Ländern statt. Die deutsche Dentalindustrie war gut vertreten aber auf relativ kleiner Fläche, da ein deutscher Gemeinschaftsstand immer nur bei außereuropäischen FDI-Dentalausstellungen organisiert wird.
Umfangreiches Pensum
Das umfangreiche Programm der Geschäftssitzungen der FDI startete bereits vier Tage vor Kongressbeginn. Hier wurde die Politik der FDI – Ziele, Aktivitäten nach draußen sowie verbandsinterne Fragen – besprochen. Es fanden über 68 verschiedene Geschäftssitzungen statt. Für Dr. Burton Conrod, Kanada, seit einem Jahr Präsident der FDI, war es in Stockholm der erste Auftritt als Präsident vor der Generalversammlung, den er sehr kompetent bewältigte. Er stellte den neuen Exekutivdirektor Dr. David Alexander vor, der Erfahrungen als allgemein tätiger Zahnarzt, als Spezialist in Dental Public Health und in der Dentalindustrie hat.
In der Generalversammlung, dem Weltparlament der Zahnärzte, waren 150 Delegierte aus 94 Ländern vertreten. Zusammen mit den nicht stimmberechtigten Teilnehmern und Gästen nahmen über 300 Personen an den Generalversammlungen teil.
Neue Stellungnahmen
Es wurden drei neue und zehn überarbeitete Stellungnahmen, alle vom Wissenschaftskomitee vorbereitet, in einem Offenen Forum und der Generalversammlung diskutiert und verabschiedet. Veränderungsvorschläge der Mitgliedsländer waren bereits vorab eingearbeitet worden. Die drei neuen Stellungnahmen beziehen sich auf:
• Empfehlungen für klinische Studien über Restaurationsmaterialien
• Sportmundschutz
• Zuckerersatzstoffe und ihre Rolle bei der Kariesprophylaxe
Ein dominierendes Thema in den diesjährigen Generalversammlungen und Offenen Foren war die Frage einer Neuordnung der Beiträge der Mitgliedsverbände. Die drei großen Verbände, American Dental Association, Japan Dental Association und Bundeszahnärztekammer hatten eine Änderung verlangt, weil sie mehr als die Hälfte des Beitragsaufkommens zahlen, eine Situation, die auch von vielen anderen Ländern als ungerecht empfunden wird.
Schwierig ist die Beitragsfestlegung insofern, als eine einfache Formel, zum Beispiel ein Euro pro gemeldetem Zahnarzt im Mitgliederverband, die sehr unterschiedliche wirtschaftliche Situation der 136 Mitgliedsländer vernachlässigen würde. Die Beitragsformel berücksichtigt jetzt noch das Bruttoinlandsprodukt eines Landes, was jedoch insofern als problematisch angesehen wird, als die Zahnärzteeinkommen in vielen Ländern nicht mit den Steigerungen des Bruttoinlandsproduktes mitziehen. Nach langer Diskussion wurde mit ganz knapper erforderlicher Dreiviertelmehrheit (75,3 Prozent) eine Satzungsänderung mit neuer Beitragsformel beschlossen, die eine deutliche Reduzierung der Mitgliedsbeiträge für die großen entwickelten Länder und eine Beitragsanhebung für mittlere Länder vorsieht.
Um die Organisationsstrukturen und die Finanzen der FDI insgesamt einfacher und transparenter zu gestalten, wurde der Umzug der FDI-Geschäftsstelle von Ferney-Voltaire (Frankreich) in das nahegelegene Genf (Schweiz) beschlossen. Dies ermöglicht es der FDI, als gemeinnützige Organisation anerkannt zu werden und damit Steuern zu sparen. Außerdem können die jetzt noch im Vereinigten Königreich ansässigen Tochtergesellschaften World Dental Partners, World Dental Congress und World Dental Event ebenfalls nach Genf umziehen, mit dem Ziel, alle FDI-Betriebe unter einem Dach zu haben, was Vorteile und mehr Transparenz für die gesamte Organisation bringt.
Aktiv eingebracht
Die Deutsche Delegation (sieben Delegierte mit Delegationsleiter und BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Sprekels und zwei Ersatzdelegierten) und die deutschen Vertreter in den Gremien der FDI, Dr. Peter Engel als Ratsmitglied, Prof. Dr. Reiner Biffar (stellvertretender Vorsitzender im Wissenschaftskomitee), ZA Ralf Wagner (Mitglied im Praxiskomitee), Prof. Dr. Peter Reichart (Stellvertretender Vorsitzender im Fortbildungskomitee), Dr. Brita Petersen (Stellvertretende Vorsitzende der Sektion Zahnärztinnen weltweit), stellten sich in aktiver Weise dar und beeinflussten mit ihren Redebeiträgen die Diskussionsergebnisse und Beschlüsse. Hierbei wurden die private freiberufliche Berufsausübung und die Kompetenz des Zahnarztes als Leiter des zahnärztlichen Teams immer wieder deutlich herausgestellt.
Wahlen erfolgreich
Bei den anstehenden Wahlen waren dann auch die deutschen Kandidaten erfolgreich: Dr. Peter Engel wurde auf weitere drei Jahre in den Rat gewählt, Prof. Dr. Elmar Reich wurde als einziger von fünf Bewerbern von der Generalversammlung ins Fortbildungskomitee gewählt, Dr. Brita Petersen übernahm den Vorsitz in der Sektion Zahnärztinnen weltweit.
Die deutschen Zahnärzte stellten sich auch im sozialen Rahmenprogramm gut dar. Der deutsche Empfang im wunderbaren Junibacken Kindermuseum, das von der bekannten Kinderbuchautorin Astrid Lindgren noch mitgestaltet wurde, war ein toller Erfolg und wurde von den ausländischen und deutschen Gästen sehr gelobt. Möglich wurde der deutsche Empfang durch die großzügige Unterstützung von Sirona. Die Ständige Vertreterin der deutschen Botschaft in Stockholm, Gerda Winkler, richtete Grußworte an die Gäste.
Im nächsten Jahr wird der FDI-Kongress vom 2. bis 5. September 2009 in Singapore stattfinden. Informationen dazu sind in Kürze bei der FDI (www.fdiworldental.org) verfügbar.
Barbara Bergmann-KraussProf. Dr. Elmar Reich
Korrespondenzadresse:Universitätsstraße 7350931 Köln
■ Die neuen sowie die überarbeiteten FDI-Stellungnahmen (unter anderem zu den Themen Anwendung von ISO-Normen, Qualität von Zahnimplantaten, Akupunktur in der Zahnheilkunde, Fluorid, Fluoridzahnpasta und Trinkwasserfluoridierung, Prävention oraler Erkrankungen, Tabak und Mundhygiene sowie Oralkrebs) finden sich auf den Internetseiten der FDI unter:www.fdi.worldental.org/resources/2_0guidelines.html.