Europäisches Forum Zahnmedizin in Hessen

Im Fokus: die neue GOZ

Fit für die Zukunft sollte Hessens unter dem Titel „Europäisches Forum Zahnmedizin“ etablierter Zahnärztetag (7. bis 8. November in Frankfurt) machen. Das in Vorabfragen zu 70 Prozent gewünschte Thema „ZahnMedizin im Dialog zu medizinischen Aspekten“ trug diesem Anspruch Rechnung. Allerdings stand der erste Kongresstag aus aktuellem Grund ganz im Zeichen des neuen GOZ-Entwurfs.

Keinen Hehl machte Landeszahnärztekammerpräsident Dr. Michael Frank aus seiner Enttäuschung über den frisch veröffentlichten GOZ-Referentenentwurf des BMG: Die auf ungesichertem Zahlentableau fußende Schätzung von zehn Prozent an Mehrleistung „als Zuwachs zu verkaufen, ist schon dreist“, die Ankündigung der Anhebung des Honorarvolumens um nur 0,46 Prozentpunkte „eine Unverschämtheit“, erklärte der jüngst zum Vizepräsidenten der BZÄK gewählte Standesvertreter zur Eröffnung des von rund 1300 Teilnehmern besuchten Zahnärztetages im Congress Centrum der Frankfurter Messe.

Deutlich wurde, dass Hessens Kammer ihre Zahnärzte entsprechend gut vorbereitet wissen möchte. Das ganz auf die neue GOZ abgestellte Plenarprogramm des ersten Tages sollte „für den kritischen Umgang sensibilisieren“. Frank: „Lassen Sie sich nicht durch Einzelpositionen nach der Maßgabe ‚Prima, damit können wir leben!‘ von einer reellen Einschätzung abhalten.“

Die wichtige Rolle der HOZ

Dennoch verwies Frank auf Erfolge, die im Vorfeld erzielt wurden: So habe eine Antwort des BMG auf eine Anfrage im Bundestag exakt den Stundensatz von 194 Euro fixiert, den ein Zahnarzt laut BMG im Schnitt für seine Arbeit erzielen sollte. Damit lasse sich ausweisen, wie viel Zeit er nach BMG-Meinung künftig bei einzelnen GOZ-Positionen für seine Patienten zur Verfügung habe. Ein Ansatz, der auch auf Patientenseite die Absurdität in Teilen der neuen GOZ verklaren dürfte. Aufmerken lasse zudem ein Ansatz im Paragrafen 8 des Entwurfs. Hier werde dem Zahnarzt eine am Verbraucherpreisindex angelehnte Steigerung des Wegegeldes zugestanden, was in den anderen Positionen trotz 20 Jahren Stagnation dagegen nicht umgesetzt wurde.

Auch für Christian Berger, den Präsidenten des diesjährigen Kongresspartners Bundesverband der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa (BDIZ EDI), bildet der GOZ-Entwurf die Entwicklung der letzten 20 Jahre nicht ab. Der Verband, der sich mit der GOZ 2009 „intensiv auseinandersetzt“, schließt deshalb als Reaktion selbst den Rechtsweg nicht aus.

Die unter solchen Prämissen geprägte Programmfolge sorgte für einen gut beleuchteten ersten Blick auf die Materie: Fachanwalt Dr. Thomas Ratajczak warnte vor Fallstricken des allgemeinen Teils der GOZ. „Die künftigen Selektivvertragspartner kriegen“, so warnte der Medizinrechtler, „en détail vorgeschrieben, was sie mit ihren Patienten wie zu tun haben“. Dr. Josef M. Sobek, Mitglied des GOZ-Arbeitsausschusses der BZÄK, verdeutlichte in seinem Vortrag die betriebswirtschaftliche Bedeutung der im Vorfeld seitens der Zahnärzteschaft erstellten Honorarordnung der Zahnärzte (HOZ): Sie beschreibe wissenschaftlich abgesichert den State of the Art, sei mit belastbarem Zahlenmaterial hinterlegt und schaffe mit einem Stundensatz von 202 Euro eine betriebswirtschaftliche Orientierung zur individuellen Kalkulation in der Praxis. Ein Punkt, der angesichts der neuen GOZ zunehmend wichtiger werde. Sobek stellte Vergleichspositionen zwischen alter und neuer GOZ heraus und erklärte anhand hervorgehobener Unterschiede, wie wichtig umfassende Kenntnisse im Umgang mit der Verordnung künftig werden. Sobek: „Sie brauchen eine persönliche Kalkulationsgrundlage für ihre Arbeit.“ Dennoch gelte es, so mahnte LZK-Hessen-Vorstand Dr. Olaf Winzen, auch künftig die Qualität in den Vordergrund der zahnärztlichen Praxis zu stellen.

Ganz konkret ausgeführt wurden die Einschätzungen der GOZ-Experten an ausführlich dargestellten Fallszenarien, die die Fachvortragsredner PD Dr. Benjamin Ehmke, Münster, zu Paro, Dr. Detlef Hildebrand, Berlin, zur Prothetik und Prof. Dr. Dr. Joachim Zöller, Köln, zu Implantaten aufzeigten. Eine Präsentation der aktuellen Problematik, die nicht nur erstes Gespür für das „Gebühren-Neuland“ brachte, sondern auch einen fließenden Übergang zum rein wissenschaftlichen Teil des Kongresses bot. Dieser reichte am Samstag von einem Vortrag des Allgemeinmediziners Prof. Dr. Gerlach, Frankfurt, zu Parallelen zwischen Allgemein- und ZahnMedizin, über die Diagnostik von Mundschleimhauterkrankungen von Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner bis zur Live- Darstellung einer Implantat-Prothetik.

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