Zahnärzte und Zahntechniker

Sie küssten und sie schlugen sich

„Sind wir ein Dreamteam, eine Zweckgemeinschaft oder gründet sich unsere Beziehung auf Hassliebe?“ Wer hier an dramatische Bühnendialoge denkt – weit gefehlt. Auf dem Klaus Kanter Forum in Frankfurt diskutierten Zahnärzte und Zahntechniker über ihr ambivalentes Verhältnis.

„Miteinander oder gegeneinander?“ Wie sieht die Beziehung zwischen Zahnärzten und Zahntechnikern auf fachlicher und politischer Ebene aus, lautete die Frage auf dem Klaus Kanter Forum am 29. Oktober in Frankfurt.

Trotz aller Konflikte sei es möglich, gut und aufeinander abgestimmt zusammenzuarbeiten, erklärte Gastgeber Prof. Dr. Hans Christoph Lauer, Frankfurt. „Es ist Zeit, einen gemeinsamen Weg zu finden und zu gehen“, sagte Lauer. „Auf die Politik können wir uns nicht verlassen, einen Alleingang nicht mehr leisten.“ Teamgeist sei daher gefragt. Aber, hob Lauer hervor: „Keine Mannschaft ohne Kapitän – ohne Führung endet das Team im Chaos!“

Doch ist Teamwork überhaupt sinnvoll? Diese Frage stellte Gerhard Zapke-Schauer, Autor und Präsident des Verwaltungsrats der EuRatio Akademie Zürich. Seine Antwort: Ja, wenn der Patient zum Maßstab der Beziehung wird. Nur dann haben seiner Meinung nach beide Seiten einen Benefit und verlieren sich nicht in einem „Nullsummenspiel“. Zapke-Schauer: „Im Mittelpunkt steht der Patient und seine Wünsche – ansonsten ist die Arbeit inhaltslos!“ Qualität, Preis und Zeit – das seien die bestimmenden Faktoren, darauf komme es dem Patienten an. Betrachten sich Zahnarzt und Zahntechniker als Einheit, könnten sie in beider Interesse dem Patienten ihr Know-how anbieten – über die GKV-Grundversorgung hinaus. Das bedeute selbstverständlich eine Einbindung des Technikers in das Patientengespräch – bezogen auf die technischen Inhalte.

Dass gute Ergebnisse gerade beim „Abenteuer Totalprothese“ davon abhängen, wie eng man zusammenarbeitet, bekräftigte Prof. Dr. Ingrid Grunert aus Innsbruck. Dennoch werde der Zahntechniker häufig nur als Gehilfe wahrgenommen, glaubt Zahntechnikermeister Peter Schaller aus München. „Wertschätzung fängt bei der Auftragserteilung an“, führte Schaller aus und präsentierte Beispiele von halbherzig ausgefüllten Auftragsblättern.

Wertschätzung ist wichtig

Wie die Praxis mit dem Labor umgeht, ließe sich sich auch am Informationsfluss erkennen. Ganz wichtig: Der Besuch des Patienten beim Techniker, damit der unter idealen Lichtverhältnissen die passenden Zahnfarben auswählen und komplexe Rekonstruktionen nachvollziehen kann. Schaller: „Ein gutes Gespann schafft Vertrauen beim Patienten.“

Laut Schaller sollte der Zahntechniker bei der Frage der Materialien Entscheidungsfreiheit haben und überdies die Versorgung des Patienten insgesamt steuern. Eine Forderung, die mehr als kontrovers diskutiert wurde und weit über das Ziel hinausschießt, wie der KZBV-Vorsitzende Dr. Jürgen Fedderwitz deutlich machte: „Das Heft bleibt immer in der Hand des Zahnarztes – er muss für die Qualität der gesamten prothetischen Versorgung geradestehen und übernimmt das daraus resultierende wirtschaftliche Risiko!“ Der Zahnarzt stehe in der direkten Vertragsbeziehung zum Patienten – nicht der Zahntechniker.

Zweifellos seien die Festzuschüsse damals Zündstoff gewesen. Sie hätten – und zwar durchaus gewollt – den Wettbewerb auf dem zahnärztlichen Versorgungsmarkt intensiviert. „Das Festzuschussmodell war aber bestenfalls Katalysator einer Strukturkrise, die längst im Anzug war“, sagte Fedderwitz Der ZE verschiebe sich zunehmend nach hinten, das Neugeschäft gehe zurück, das Gros der Patienten sei saniert. Laut Statistik kommen auf einen Zahntechniker in Deutschland 0,8 Prozent Zahnärzte. Zum Vergleich: In der Schweiz ist das Verhältnis 1 zu 4,23. Fedderwitz: „Den Abwehrkampf der Zahntechniker hielt und halte ich aber für falsch, weil wir dadurch ganz massiv aus dem GKV-System ausbrechen konnten.“

Starkes Band

Nichtsdestotrotz gebe es ein starkes Band zwischen Zahnärzten und Zahntechnikern. Fedderwitz: „Was beide Berufsvertretungen eint, ist der unbedingte Wille, eine qualitativ hochwertige Versorgung im Sinne der Patienten zu gewährleisten, und die Erkenntnis, dass man dieses Ziel nur gemeinsam erreichen kann.“ Der Wettbewerb müsse dabei immer um die beste Qualität gehen, nicht um den geringsten Preis. Entscheidend sei auch die räumliche Nähe. Fedderwitz: „Mir ist egal, ob mein Zahntechniker in Hamburg sitzt oder in Hongkong – er ist mir für meine Praxis in Wiesbaden zu weit weg.“

Die öffentliche Auseinandersetzung müsse sein, aber: „Wir arbeiten hinter den Kulissen seit Jahren vertrauensvoll zusammen.“ Die Beziehung ähnele einer turbulenten Ehe: „Sie küssten und sie schlugen sich – auf Streit folgt Versöhnung.“

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