Geld aus vielen Töpfen
Ein durchschnittliches Studium kostet derzeit rund 50 000 Euro – ohne Studiengebühren. Angehende Zahnmediziner wissen, dass sie etwa noch einmal rund ein Drittel dazu rechnen müssen. Denn laut Statistik gehört die Ausbildung zum Zahnarzt zu den teuersten Studiengängen. Der Grund für die Zusatzausgaben verbirgt sich im sogenannten Klinikkoffer, den die angehenden Zahnärzte erwerben müssen. Er enthält Materialien und Arbeitsgeräte, die die Studenten zum Üben benötigen. Die Kosten dafür schwankten 2005 je nach Universität zwischen 975 Euro in Dresden und 13 500 Euro in Hannover (Info:www.zahniportal.de).
Wissen wird teuer
Hinzu kommen natürlich noch wie bei allen anderen Studiengängen die Semester- und die Hochschulgebühren sowie die Ausgaben für die Lebenshaltung. Die setzt die Apotheker- und Ärztebank mit 4 825 Euro pro Semester an. Bei einer durchschnittlichen Studiendauer von elf Semestern belaufen sich die Ausgaben auf 53 075 Euro plus Koffer. Für die Humanmediziner setzen sie 13 Semester à 4 825 Euro an, macht insgesamt 62 725 Euro.
Natürlich treibt es nicht jedes Kind aus einer Arztfamilie automatisch in den weißen Kittel. Doch die Kosten für eine fundierte Ausbildung steigen in allen Bereichen. Deshalb kann die Devise für Eltern, die die Bildung ihres Nachwuchses nicht aus dem laufenden Einkommen finanzieren können, nur heißen: sparen, sparen, sparen. Möglichkeiten, die erforderliche Summe oder zumindest einen Teil davon bis zum Beginn der Ausbildung zusammenzutragen, gibt es mehrere.
Dabei hat sich beliebteste – die Ausbildungsversicherung – in der Vergangenheit nicht unbedingt als die lukrativste erwiesen. Vom Prinzip her funktioniert sie wie eine klassische Lebensversicherung. Es gibt den Risikoteil, der den Tod des Versicherten absichert, und den Sparteil. Da aber in den meisten Fällen die Eltern oder oft sogar die Großeltern die versicherten Personen sind, und das Kind der Begünstigte ist, wirkt sich das steigende Alter der Beitragszahler negativ auf den Sparanteil aus. Denn mit der Anzahl der Geburtstage steigt auch der Risikoanteil, der vom Beitrag einbehalten wird. Nach Abzug von Provision und Gebühren bleibt am Ende nur ein relativ geringer Sparanteil übrig, der den zukünftigen Studenten unterstützen soll. Die Versicherungen garantieren derzeit eine Verzinsung von nur 2,25 Prozent. Hinzu kommt die Überschussbeteiligung, die das Unternehmen aus den Beiträgen zusätzlich erwirtschaftet. Derzeit bewegt sie sich in der Größenordnung von maximal vier Prozent.
Zwei Ziele, zwei Wege
Diese Zahlen machen deutlich: Es ist sinnvoll, Risikoabsicherung und Geldanlage zu trennen. Also eine Risikolebensversicherung abzuschließen und den Sparanteil getrennt davon anzulegen. Aber wie? Denn was die Verbraucherschützer bislang noch als ihr Credo verkündeten, lässt sie inzwischen ins Grübeln geraten. Der Grund dafür ist die Abgeltungssteuer, von der ab 2009 viele der Alternativen betroffen sein werden. Alle Produkte, die Zinsen ausschütten, sind betroffen. Daher kann es sein, dass sich eine Versicherung mit einer sehr guten Überschussbeteiligung doch rechnet.
Als eine Alternative bietet sich der Sparbrief an. Hierbei sind alle Bedingungen vorgegeben: Laufzeit zwei bis sechs Jahre, feste Zinsen mit einer Rendite zwischen zwei und fünf Prozent. Das Geld liegt fest und der Sparer kann erst am Ende der Laufzeit darüber verfügen. Das gilt auch für den Banksparplan. Bei dieser sicheren Anlage zahlt der Sparer über einen Zeitraum von mehreren Jahren regelmäßig einen monatlichen Betrag ein, auf das Guthaben gibt die Bank einen Grundzins und am Ende einen verlockenden Bonus. Wie attraktiv die Konditionen wirklich sind, zeigt nur die effektive Verzinsung. Die Rendite liegt zwischen drei und sechs Prozent. Ein vorzeitiger Ausstieg ist kaum möglich.
Ebenfalls auf der sicheren Seite befinden sich Großeltern oder Paten, die dem Nachwuchs ein Schuldkonto bei der Deutschen Finanzagentur einrichten. Ab Monatsbeträgen von 52 Euro sammeln sich auf dem Konto Bundesschatzbriefe, die Renditen um die drei Prozent abwerfen. Wie beim Banksparbrief stehen Schätzchen vom Typ A mit jährlicher Zinszahlung und vom Typ B mit Zinsansammlung zur Wahl. Bei beiden Varianten steigen die Zinsen über die Laufzeiten von sechs beziehungsweise sieben Jahren an. Zwar ist die Rendite nicht so attraktiv, dafür verlangt die Bundesschuldenverwaltung aber auch keine Gebühren. Im Gegensatz zu den Bankbriefen kann der Sparer nach Ablauf eines Jahres über die Schatzbriefe verfügen.
Schwerpunkt Rendite
Die Aussicht auf bessere Renditen als die bis jetzt aufgezeigten Möglichkeiten versprechen Sparpläne mit Aktien-, Renten- oder Mischfonds. Zwar ist das Risiko wegen möglicher Kursverluste deutlich höher als bei den niedrig verzinsten Anlagen. Doch wenn über einen Zeitraum von mehreren Jahren gespart wird, gleicht sich das Auf und Ab der Börse wieder aus. Denn in Zeiten niedriger Kurse gibt es mehr Anteile für den monatlichen Beitrag und bei steigenden Kursen eben weniger. Anders als die anderen Anlagen, die man getrost der Bank überlassen kann, sollte sich der Anleger beim Fondsparen selbst engagieren. Er muss den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg finden und dann – falls das Geld noch nicht sofort benötigt wird – eine lukrative Anlage zur Überbrückung finden. Das kann zum Beispiel ein gut verzinstes Tagesgeldkonto sein.
Was die steuerliche Seite der verschiedenen Anlagemöglichkeiten betrifft, so stehen alle im Zeichen der Abgeltungssteuer, die ab 2009 die Abgaben bestimmt. Dann sind 25 Prozent auf alle Kapitalerträge und auch Wertzuwächse fällig. Gilt aber der Sprössling als Inhaber des Sparkontos, kann er seine Einkünfte mit dem Freibetrag von 750 Euro verrechnen. Legen die Eltern für ihr Kind eine Nichtveranlagungsbescheinigung des Finanzamtes bei der Bank vor, können sie den Grundfreibetrag von 7 664 Euro ausnutzen – allerdings nur, wenn das Kind keine anderen Einkünfte hat.
Sparen im Akkord
Nicht alle Eltern haben frühzeitig daran gedacht, für die spätere Berufsausbildung von Sohn oder Tochter rechtzeitig die Spargroschen zurückzulegen. Sie sind gefordert, wenn die Abiturpartys abgefeiert sind und der Bescheid der ZVS (Zentrale Vergabestelle) über den Studienplatz auf dem Tisch liegt. Ihre Kinder haben schließlich einen gesetzlichen Anspruch auf Unterhalt, auch wenn sie schon volljährig sind. Das heißt, die Eltern müssen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zahlen, bis das Kind den ersten berufsqualifizierenden Abschluss geschafft hat – meistens bis zum Ende des Studiums. Dafür stehen ihnen steuerliche Freibeträge und Kindergeld zur Verfügung. Letzteres zahlt der Staat aber nur noch bis zum 25. Lebensjahr. Die Höhe des Elterunterhalts richtet sich nach der sogenannten Düsseldorfer Tabelle und beträgt bei einem Einkommen der Eltern bis 5 100 Euro derzeit bis zu 653 Euro. Kindergeld und Steuerfreibeträge sorgen dafür, dass Eltern diesen Unterhalt zahlen können. Sie selber dürfen im Ernstfall jeder 1 100 Euro für die eigene Lebenshaltung behalten. Reicht der Wechsel der Eltern nicht aus, empfehlen die Experten vom Deutschen Studentenwerk (DWS), erst einmal einen Antrag auf Bafög (Bundesausbildungsförderungsgesetz) zu stellen. Das macht insofern Sinn, als dass nach Schätzungen der Bundesregierung mehr Studenten und Schüler Anspruch auf die staatliche Unterstützung haben als Anträge eingehen. Außerdem gibt der Bescheid, den der angehende Student bekommt, Auskunft darüber, wie hoch der Elternanteil gemessen am Bafög-Bedarf sein muss, wenn ihm ein Teilbetrag zugestanden wird. Selbst wenn der Bescheid ablehnend ausfällt, bleibt ein Vorteil. Denn mit der Ablehnung ist eine Voraussetzung für andere Sozialleistungen erfüllt. Der Höchstbetrag, den Bafög-Empfänger bekommen können, liegt ab August dieses Jahres bei 643 Euro im Monat. Als großzügiges Geschenk dürfen die Studis die finanzielle Unterstützung von Bund und Länder nicht betrachten. Die Hälfte bekommen sie als Zuschuss, die andere Hälfte als zinsloses Darlehen, das sie nach dem Studium zurückzahlen müssen. Insgesamt darf die Summe 10 000 Euro per anno nicht überschreiten.
Selbst bei sparsamster Haushaltsführung wird es schwer fallen, mit diesem Geld auszukommen. Deshalb suchen sich viele Studenten einen Nebenjob als Kellner, Nachtportier oder Ähnliches: 66 Prozent aller Studenten während des Semesters, 65 Prozent in der vorlesungsfreien Zeit, 36 Prozent ständig. In die Bredouille geraten sie aber, wenn die Vorbereitung auf das Examen ansteht, ein Praktikum fällig wird oder sogar der Entschluss gefasst wird, ein Semester im Ausland zu verbringen.
Horizont erweitert
Die Chance auf ein Auslandssemester sollte jeder nutzen, wenn er sie bekommt. Für die Finanzierung stellt der Staat ebenfalls günstige Darlehen bereit: den Bildungskredit. Er ist für die fortgeschrittenen Ausbildungsphasen gedacht und wird unabhängig von Bafög, Unterhalt oder Einkommen der Eltern vergeben. Voraussetzung ist eine bestandene Zwischenprüfung oder ein Bachelor-Abschluss. Der Kredit fließt nur bis zum 12. Semester. Ausgegeben wird er über die KfW-Förderbank für längstens zwei Jahre, bis zu 300 Euro monatlich und einer Gesamtsumme von maximal 7 200 Euro. Die Mindestlaufzeit liegt bei drei Monaten. Zurückgezahlt wird der Kredit spätestens vier Jahre nach der ersten Auszahlungsrate mit monatlich mindestens 120 Euro.
Was die Finanzierung eines Studiums angeht, so hat die Politik die Hürde für die Bildung mit der Einführung der Studiengebühren noch höher gelegt. Seit dem Wintersemester 2006/2007 dürfen die Hochschulen maximal 500 Euro Semestergebühren verlangen. Die meisten Unis tun das auch. Für viele Studienanwärter wäre dieses Hindernis das Aus gewesen, würden nicht bislang fünf Länderbanken eine günstige Finanzierung der Gebühren anbieten. Gleich bei der Einschreibung an der Uni bekommen die Erstsemester einen Kreditantrag in die Hand gedrückt, zum sofortigen Ausfüllen. Die NRW-Bank zum Beispiel überweist dann die Gebühren direkt an die Uni. Sie verlangt weder eine Bonitätsprüfung noch eine Sicherheit. Zurückgezahlt wird in der Regel zwei Jahre nach dem Examen, spätestens elf Jahre nach Studienbeginn. Bafög-Empfänger unterliegen einem besonderen Schutz: Für sie wurde eine Kappungsgrenze eingeführt, die dazu führt, dass Studienbeitragsdarlehen ganz oder teilweise erlassen werden können. Die Verzinsung ist variabel, doch derzeit liegt die Höchstgrenze bei 5,9 Prozent.
Abschluss auf Kredit
Fällt der monatliche Scheck von zu Hause nicht so üppig aus, und reicht das Bafög vorne und hinten nicht zum Leben, kostet aber ein Nebenjob zu viel Zeit, um das Studium zügig durchziehen zu können, gibt es noch eine Möglichkeit, gut über die Runden zu kommen: den Bankkredit.
Als eines der ersten Institute nahm die KfWFörderbank die Einführung der Semestergebühren zum Anlass, den Studenten einen zinsgünstigen Kredit für die Finanzierung ihres Studiums anzubieten. Sie verzichtet dabei ebenfalls auf eine Bonitätsprüfung und auf Sicherheiten. Sie bietet den günstigsten Zins mit derzeit 6,34 Prozent effektiv und einem Zinscap bei 8,9 Prozent. Allerdings gelangen die Studenten an den KfW-Kredit nur durch die Vermittlung anderer Institute.
Inzwischen bieten viele Banken und Sparkassen eigene Studienkredite an. Leider sind die Konditionen so unterschiedlich, dass man sie kaum miteinander vergleichen kann. Die meisten orientieren sich bei den Zinsen an den Vorgaben der Ratenkredite. Doch anders als diese werden Studienkredite nicht in einer Summe, sondern in Raten ausgezahlt. Die Empfänger können jeweils Unter- und Obergrenzen wählen. Das können zwischen mindestens 50 Euro bei der Berliner Bank und 800 Euro im Monat bei der Deutschen Bank sein. Viele Banken erlauben eine Anpassung der Auszahlung an den jeweiligen Bedarf. Der kann sich zum Beispiel ändern, wenn der Student gerade einen lukrativen Job hat und nicht soviel Geld benötigt. Nach der Auszahlphase ruht der Kredit erst einmal. Nach einem oder zwei Jahren beginnt dann die Rückzahlung. Erst jetzt erfährt der Schuldner, wie viel er der Bank wirklich schuldet. Für die Tilgung seiner Schulden bleibt ihm dann ein Zeitraum von bis zu 25 Jahren.
Schwierig wird es für die jungen Schuldner, wenn sie variable Zinsen für den Kredit vereinbart haben. Dann kann sich die Höhe der Schuld häufig ändern. Allerdings gestatten die Geldinstitute jederzeit Sondertilgungen wie sie beispielsweise nach einer Erbschaft möglich sind. Die meisten fordern die Zinsen erst während der Tilgung ein. Doch bei manchen Instituten, wie auch bei der KfW-Förderbank, beginnt die Zinszahlung gleich mit der Auszahlung. So kann es passieren, dass die Auszahlungsrate einfach um die fälligen Zinsen gemindert wird. Für fleißige Studis hält die KfW ein Bonbon bereit: Erbringen sie einen Leistungsnachweis, zum Beispiel eine bestandene Zwischenprüfung, setzt die Zinszahlung aus und das Konto füllt sich wieder mit der kompletten Rate.
Insgesamt aber dürfte es einfach zu teuer sein, ein komplettes Studium auf Pump zu finanzieren. Dieser Meinung ist auch der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerkes Achim Meyer auf der Heyde: „ Ein Studiendarlehen kann immer nur eine Ergänzung sein.“ Und er hält auch gleich noch einen Tipp für die Verhandlungen mit der Bank bereit: „Wer einen Kredit aufnehmen möchte, sollte sich eine Gesamtrechnung erstellen lassen und auf einen eingebauten Zinscap bestehen. Der begrenzt die variablen Zinsen nach oben. Dieses Verfahren ist ja bei der Baufinanzierung auch üblich.“
Es darf auch länger dauern
Studenten der Zahn- und Humanmedizin sowie der Pharmazie dürfen sich schon seit Ende der Siebzigerjahre über günstige Konditionen für Studienkredite freuen. Daran hat sich bis heute noch nichts geändert. Ihnen bietet die Apotheker- und Ärztebank besonders günstige Konditionen während der Vorbereitung auf das Examen. Den Zahnmedizinern gewährt die Apobank für die letzten drei Semester während der Examensvorbereitung einen monatlichen Kredit über maximal 300 Euro. Dazu vergibt sie gleich zu Beginn des Studiums einmalig 2 000 Euro für die Instrumenten-Erstausstattung eines Klinikkoffers. Für die insgesamt 8 300 Euro verlangt sie derzeit einen Zinssatz von nur 5,49 Prozent effektiv. Humanmediziner können sich 15 Monate länger finanzieren lassen zu den gleichen Konditionen. Auf diese Weise fördert die Apobank den Nachwuchs ihrer Klientel und bindet sie gleich für die Zukunft an das Institut – derselbe Hintergedanke, den auch die Konkurrenten bei der Vergabe von Studienkrediten verfolgen.
Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de