16. Zahnärztetag Sachsen-Anhalt

Interdisziplinäre Fortbildung

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Unter dem Motto „Psychosomatik in der Zahnheilkunde“ hatten die Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt und die Gesellschaft der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Halle zu ihrem diesjährigen Zahnärztetag geladen. Auch dieses Jahr füllten die Kollegen bei der Fortbildungsveranstaltung im historischen Herrenkrug Parkhotel in Magdeburg alle Reihen.

Gastgeber Dr. Frank Dreihaupt, Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt, begrüßte zahlreiche Kollegen und Gäste aus der Landespolitik im Herrenkrug.

„Gute Traditionen soll man pflegen“, erklärte Dr. Gerlinde Kuppe, Ministerin für Gesundheit und Soziales des Landes, in ihrem Grußwort, in dem sie andererseits die zahlreichen Neuerungen von Selektivverträgen bis zur GOZ-Novellierung begrüßte.

Kammerchef Dreihaupt konterte geschickt, mit den vielfachen Reglementierungen engagiere sich die Regierung für „den kleinen Mann“, der einmal ein mündiger Bürger war, denn diese staatliche Einflussnahme koste ihn die Selbstbestimmung, so dass er gar nicht mehr wisse, mit wem er es als Patient eigentlich zu tun habe: „Freie Menschen brauchen keine Wohltaten; es genügt ihnen, vernünftig regiert zu werden.“

Traditionell war eine Delegation aus Ungarn angereist. Dr. Janos Gerle, den Vize-Präsidenten der Sektion Zahnärzte in der dortigen Ärztekammer, Budapest, zeichnete Dreihaupt mit der Apollonia aus, der Ehrengabe der Zahnärztekammer, weil der Kollege sich als Mann der ersten Stunde für die zahnärztlichen Belange in seinem Land eingesetzt hat. Den diesjährigen Reichenbach-Förderpreis übergab der Kammerpräsident an Dr. Lars Boeckler, Halle. Die Kammer schreibt diesen Förderpreis seit 2000 alljährlich aus. Der Nachwuchswissenschaftler von der Universitätszahnklinik Halle referierte über seine Forschungsarbeit zu einem neuen Dentinhaftvermittler zur Befestigung von Kunststoff- und Keramik-Füllungen und -kronen. Im wissenschaftlichen Teil des Zahnärztetages unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Louis Gerlach drehte sich alles um die Psychosomatik als interdisziplinäres Fach. Aus Sicht des Psychosomatikers referierte Prof. Dr. Stephan Doering, Münster, aus Sicht der Zahnärztin sprach PD Dr. Anne Wolowski, ebenfalls Münster, um die Teilnehmer für die besondere Problemstellung zu sensibilisieren.

Psychosomatik stehe in der Zahnheilkunde noch am Rande der Aufmerksamkeit, obwohl betroffene Patienten häufig den Zahnarzt konsultierten, erklärte Doering, Inhaber des bundesweit einzigen Lehrstuhls für Psychosomatik in der Zahnheilkunde. Diesem Fach mehr Aufmerksamkeit als bisher zu schenken, lohne sich durchaus: Immerhin ein Viertel der Deutschen litten unter einer psychischen oder psychosomatischen Erkrankung. Gehe man davon aus, dass nur bei einem Drittel dieser Betroffenen die psychische Erkrankung mit der Zahnbehandlung interferiere, brauche etwa jeder zehnte Patient in der Zahnarztpraxis hier spezielle Hilfe. In erster Linie handele es sich dabei um Schmerzen ohne organische Ursache, etwa CMD und Bruxismus bis zu komorbiden Depressionen. Der kompetente Umgang mit diesen Patienten ermögliche frühzeitiges Erkennen der Ursache und entlaste alle Beteiligten.

Mit seinem Festvortrag „Finde das rechte Maß! Die Benediktsregel als Richtschnur unternehmerischen Handelns“ zog Anselm Bilgri, München, die Zuhörer in seinen Bann. Vor vier Jahren gründete der ehemalige Benediktinermönch sein Zentrum für Unternehmenskultur mit dem Anspruch, „Unternehmen und deren Gestalter beim Umbau der Arbeitswelt hin zu beweglichen, effektiven und menschengerechten Organisationen zu begleiten“. Eine Arztpraxis etwa sei ein lernender Betrieb, der wachsen will. Nach Bilgri sind dafür drei Grundvoraussetzung zu schaffen:

• die Fähigkeit einander zuzuhören, um darauf Vertrauen aufzubauen („Gehorsam“)• die Bodenhaftung zu behalten („Demut“)• situatives Führen einer überschaubaren Mannschaft, mit klaren Anweisungen für Anfänger sowie Spielraum für erfahrene Kollegen („Diskretio“). Nur wer diese drei Wurzeln pflege, verhelfe seinem Unternehmen heutzutage zu Wachstum.

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