Darmkrebs

Vorsorge geht alle an

236939-flexible-1900
In Deutschland sterben jedes Jahr rund 27000 Menschen an Darmkrebs. 73000 Menschen werden alljährlich mit der dieser Diagnose konfrontiert. Damit ist diese Erkrankung die zweithäufigste Krebsart bei Männern und Frauen. Aber Darmkrebs ist heilbar, sofern er rechtzeitig erkannt wird. Auch die Zahnarztpraxis kann aufklären oder sogar als Team zur Vorsorgeuntersuchung gehen.

Der Monat März stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der Darmkrebsaufklärung, die maßgeblich von der Felix Burda Stiftung initiiert wird. Allein schon das sollte ein Grund für den Zahnarzt sein, sein eigenes Prophylaxeverhalten sowie das seiner Familie zu hinterfragen, das Thema aus der Tabuecke zu holen und offen auch mit Personal und Patienten zu diskutieren und zur Vorsorgeuntersuchung zu motivieren.

Entstehung der Erkrankung

Darmkrebs entsteht in der Regel aus Polypen. Viele dieser zunächst gutartigen Wucherungen der Darmschleimhaut entarten im Laufe von sechs bis zehn Jahren zu bösartigen Tumoren. Jahre, in denen der Körper keine Alarmsignale aussendet. Wenn sich der Krebs durch krampfartige Schmerzen, Müdigkeit oder Gewichtsverlust bemerkbar macht, ist er meist schon so weit fortgeschritten, dass Heilung nicht mehr oder nur noch sehr schwer möglich ist.

Familiäre Disposition

Die Ursachen für die Entstehung von Darmkrebs sind noch immer nicht hinreichend geklärt. Eine ganz wesentliche Rolle bei der Entstehung spielt aber die familiäre Disposition. Etwa drei von zehn Betroffenen haben demnach ihre Krankheit „geerbt“. Wenn eine solche familiäre Vorgeschichte hinsichtlich Darmkrebs besteht, haben auch schon sehr junge Menschen ein stark erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken und sollten regelmäßig zur Vorsorge gehen.

Darmkrebs ist kein Schicksal, sondern die einzige Krebserkrankung, die sich durch Vorsorge nahezu vollständig verhindern oder in einem so frühen Stadium entdecken lässt, dass der Krebs heilbar ist. Bei keiner anderen Krebsart bietet die Früherkennung derart große Chancen. Wird Darmkrebs frühzeitig entdeckt, kann die Erkrankung bei den meisten Menschen zu 100 Prozent geheilt werden. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können also Leben retten!

Erkrankungsrisiko

Das durchschnittliche Risiko, in seinem Leben an Darmkrebs zu erkranken, beträgt bei der deutschen Bevölkerung etwa sechs Prozent. Die Häufigkeit von Darmkrebs steigt ab dem Alter von 50 Jahren stark an. Ab diesem Alter sollte man deshalb mit regelmäßiger Vorsorge beginnen.

Familiäres Risiko erkennen und reduzieren

Etwa ein Drittel der Menschen, die an Darmkrebs erkranken, haben ihre Krankheit geerbt, das heißt, in der Familie gibt es eine Neigung für diese Krebserkrankung. Direkt mit den Erkrankten verwandte Personen (Eltern, Geschwister, Kinder) haben ein erhöhtes Risiko, ebenfalls Darmkrebs zu bekommen. Bei mehreren Fällen von Darmkrebs oder Darmkrebsvorstufen in der Familie kann sich das Risiko, selbst an Darmkrebs zu erkranken, um das Sechsfache erhöhen. Ein deutlich erhöhtes Darmkrebsrisiko haben auch Menschen, bei deren direkten Verwandten Polypen (Adenome) entdeckt wurden, da diese als Vorstufen von Darmkrebs gelten.

Eine familiäre Vorbelastung bedeutet nicht, dass die Erkrankung unabwendbar wäre. Wer um die familiäre Belastung für Darmkrebs und Darmpolypen weiß, kann Darmkrebs ebenso gut vorbeugen wie Menschen mit normalem Risiko. Voraussetzung ist, dass man frühzeitig mit der Darmkrebsvorsorge beginnt und sich in regelmäßigen Abständen einer Darmspiegelung unterzieht.

Diabetes-Typ-2 erhöht das individuelle Risiko

Eine Risikogruppe, die bislang noch zu wenig beachtet wurde, sind die Typ-2-Diabetiker. Patienten mit Typ-2-Diabetes haben gegenüber der Normalbevölkerung ein dreifach höheres Risiko für die Entwicklung einer Darmkrebserkrankung. Auch die Rate der tödlichen Krankheitsverläufe ist bei dieser Personengruppe höher. Kommt zu Typ-2-Diabetes zusätzlich eine erbliche Darmkrebsbelastung hinzu, steigt das Darmkrebsrisiko dadurch weiter an.

Patienten mit Typ-2-Diabetes haben im frühen Stadium der Erkrankung einen erhöhten Insulinspiegel. Es ist schon länger bekannt, dass Insulin Wachstum fördernde Eigenschaften besitzt und das Wachstum von Zellen, eben auch von Tumorzellen, beschleunigt. Wenn Patienten mit Typ-2-Diabetes einen Darmtumor entwickeln, wächst dieser aggressiver und führt häufiger zum Tod.

Bei Patienten mit Diabetes-Typ 2, die auf eine Insulinbehandlung angewiesen sind, sollte deshalb vor Beginn der Insulintherapie eine Vorsorgekoloskopie durchgeführt werden.

Typ-2-Diabetes ist in der Hauptsache eine Folge ungesunden Lebensstils. Neben der konsequenten Änderung des Lebensstils, um durch regelmäßige Bewegung und gesunde ballaststoffreiche Ernährung vorhandenes Übergewicht abzubauen und den gestörten Stoffwechsel zu normalisieren, sollten Patienten mit Typ-2-Diabetes ihr erhöhtes Darmkrebsrisiko minimieren, indem sie sich in regelmäßigen Abständen einer Vorsorgekoloskopie unterziehen (alle drei bis fünf Jahre).

Weitere Risikofaktoren

Seit Langem ist bekannt, dass bestimmte Faktoren die Entstehung von Darmkrebs beeinflussen. Neben einer familiärer Disposition, Übergewicht (insbesondere Bauchfett) und Diabetes-Typ-2 (insbesondere in Kombination mit Übergewicht, Bluthochdruck und einer Fettwechselstörung) gibt es noch weitere Faktoren, die das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, erheblich erhöhen.

Ein erhöhtes Risiko tragen Menschen, die:

• an einer schweren Entzündung der Dickdarmschleimhaut (Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn) leiden• Darmpolypen haben oder hatten• Blut in oder auf ihrem Stuhl beobachtet haben• sich falsch ernähren, das heißt wenig Obst, Gemüse und andere Ballaststoffe essen• Alkohol trinken und/oder rauchen• sich wenig bewegen• Übergewicht haben (insbesondere Bauch fett)• älter als 45 Jahre sind.

Methoden der Darmkrebsvorsorge

Darmspiegelung (Koloskopie)

Die mit Abstand wirkungsvollste Methode ist die Darmspiegelung (Koloskopie), da sich mit ihr bereits die Vorstufen von Darmkrebs (Polypen) zuverlässig erkennen und sofort entfernen lassen. Mit einem dünnen flexiblen Schlauch wird mithilfe einer hochauflösenden Kamera die Darmwand auf Darmkrebs und dessen Vorstufen untersucht. Wird dabei Krebs entdeckt, ist er meist in einem so frühen Stadium, dass er geheilt werden kann. Ist der Befund unauffällig, braucht die Untersuchung erst nach zehn Jahren wiederholt zu werden.

Die Vorsorgedarmspiegelung ist die einzige Methode, mit der sich Darmkrebs fast zu 100 Prozent verhindern lässt. Sie wird für gesetzlich Versicherte ab dem Alter von 55 Jahren bezahlt. Die Darmspiegelung wird von dafür ausgebildeten Experten vorgenommen. Sie ist eine außerordentlich risikoarme und dank der Kurzschlafspritze, die vor der Untersuchung gegeben wird, auch eine völlig schmerzfreie Untersuchung. Zur Vorbereitung auf die Darmspiegelung muss ein Mittel zur Darmreinigung eingenommen werden. Neueste Trinklösungen schmecken sehr gut und die nötige Trinkmenge ist erheblich gesunken.

Leider haben viele Menschen immer noch eine falsche Vorstellung von der Darmspiegelung. Sie ist außerordentlich risikoarm und nicht schmerzhaft. Die Patienten bekommen nach einer „Kurzschlafspritze“ von der Untersuchung nichts mit. Auch die Vorbereitung auf die Darmspiegelung ist seit Kurzem wesentlich erleichtert, da die Trinklösung zur Darmreinigung vor der Spiegelung bei neuesten Präparaten sehr verbessert und die nötige Trinkmenge erheblich reduziert ist.

Test auf verstecktes Blut im Stuhl

Eine einfache, jedoch nicht sehr wirkungsvolle Vorsorgeuntersuchung ist der Test auf verstecktes Blut im Stuhl (Hämokkulttest). Er wird gesetzlich Versicherten ab dem Alter von 50 Jahren angeboten und sollte jedes Jahr wiederholt werden. Ist der Test positiv, das heißt, es wurde Blut im Stuhl gefunden, muss die Ursache auf jeden Fall durch eine Darmspiegelung abgeklärt werden. Die Aussagefähigkeit des Hämokkulttests ist sehr begrenzt, da er nur auf Blut reagiert. Blutbeimengungen im Stuhl können Hinweise auf Polypen oder Tumore sein, aber eventuell vorhandene Tumore und Polypen bluten nicht andauernd. Ein negativer Test bietet also keine Sicherheit, frei von Darmkrebs und Polypen zu sein. Der Testbrief ist beim Arzt zu erhalten, man kann aber auch einen der neuen immunologischen Okkultbluttests in der Apotheke erwerben und diesen zur Auswertung in ein Labor schicken oder zuhause selbst auswerten. Stuhltests ersetzen jedoch nicht den Arztbesuch und müssen jährlich wiederholt werden. Jedes positive Ergebnis verlangt eine Abklärung durch eine Darmspiegelung. Tipp an Praxisinhaber: An alle Angestellten mehrmals im Jahr die Testbriefchen ausgeben oder den immunologischen Test aus der Apotheke beziehen: Das wäre Prophylaxe in der Praxis.

Virtuelle Koloskopie / CT-Kolonographie

Die virtuelle Darmspiegelung, auch CT-Kolonographie genannt, ist ein neueres Verfahren. Während bei der „klassischen“ Darmspiegelung ein Endoskop in den Darm eingeführt wird, findet die virtuelle Koloskopie nicht direkt im Körper des Patienten statt, sondern wird am Computermonitor „simuliert“. Dabei werden die digitalen Schnittbilder am Computer in eine dreidimensionale Ansicht des Darmes umgewandelt.

Mithilfe verbesserter Softwareprogramme gelingt es, die Zuverlässigkeit der virtuellen Koloskopie zu erhöhen. Für eine sichere Vorsorge und Früherkennung von Darmkrebs und Darmpolypen gilt dennoch bisher die klassische endoskopische Darmspiegelung als aussagekräftigste Methode, da bei der klassischen Koloskopie auch sehr kleine oder entzündliche Veränderungen erkannt werden und entdeckte Polypen sofort entfernt werden können. Genauso wie vor einer normalen Darmspiegelung ist es auch bei der virtuellen Koloskopie notwendig, den Darm vorab zu reinigen. Die virtuelle Koloskopie wird nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Kosten der Vorsorge

Bei familiärer Veranlagung zu Darmkrebs oder sonstigen besonderen Risiken werden alle Vorsorgeuntersuchungen schon bei jungen Menschen bezahlt. Grundsätzlich zahlen die gesetzlichen Krankenkassen den Okkultbluttest und die Austastung ab dem 50. Lebensjahr jährlich. Ab dem 55. Lebensjahr zahlen die Krankenkassen entweder eine Darmspiegelung die bei negativem Befund nach zehn Jahren wiederholt werden kann oder zweijährig den Stuhltest.

Schritte zur Krebsvorsorge

Das Thema sollte beim Hausarzt, Internisten, Gynäkologen oder Urologen angesprochen werden. Die früher und aktuell vorhandenen Krebserkrankungen in der Familie müssen erwähnt werden (familiäres Risiko siehe oben). Er wird dann an einen Facharzt/Gastroenterologen überweisen. Einen Stuhltest gibt es in Apotheken zu kaufen.

Wichtig: Ein positives Testergebnis muss durch eine Darmspiegelung abgeklärt werden.

Mehr Infos:www.darmkrebs.deundwww.felix-burda-stiftung.de. Weiteres Material bei der Deutschen Krebshilfe, Postfach 1467, 53004 Bonn oder im Internet unter www.krebshilfe.de.  sp/pm

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.