Die Ausbildung der Kinder als Finanzierungsoption

Familiäre Anlagen

sg
So groß die Freude und der Segen auch sind – an einem kommt man nicht vorbei: Kinder verursachen Kosten. Die größte Ausgabensumme macht wohl die Ausbildung des Nachwuchses aus. Deshalb tun Eltern gut daran, so früh wie möglich vorzusorgen, die Banken bieten hierzu diverse Anlagenprodukte.

„Die beste Geldanlage ist die Investition in die Ausbildung der Kinder“, so lautet der Rat von Udo Reifner, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Hamburg. In der Tat profitieren Kinder am meisten von einer fundierten Ausbildung – viel mehr als von dicken Geschenken und finanziellen Zuwendungen. Sie verhilft ihnen zur Selbstständigkeit und einem gesicherten Einkommen. Die Eltern können sie dann ruhigen Gewissens in die Unabhängigkeit entlassen. Doch kostet die Umsetzung dieses Plans viel Geld. Und die meisten Eltern – zumal wenn sie mehrere Kinder haben – können ein Studium oder eine andere längere Ausbildung nicht aus der Portokasse bezahlen. Sie müssen dafür vorsorgen.

Optimal wäre es, gleich nach der Geburt jeden Monat eine bestimmte Summe auf die Seite zu legen. Wer es sich leisten kann, nimmt das Kindergeld in Höhe von 164 Euro und steckt es in einen Sparplan. Dann fördert der Zinseszinseffekt das Wachstum des Kapitals nachhaltig. Wie die Redaktion von Finanztest errechnet hat, kommen bei einer jährlichen Rendite von derzeit realistischen drei Prozent im Verlauf von 20 Jahren 53 740 Euro zusammen. Das reicht, um ein normales Studium zu finanzieren.

Auf welche Weise die Eltern das Geld für ihre Kinder anlegen, entscheidet darüber, wie viel am Ende übrig bleibt. Immer noch heftig bewerben die Versicherungsgesellschaften die Ausbildungspolice. Dabei handelt es sich um eine klassische Lebensversicherung, bei der ein Teil der Beiträge für Provision und Gebühren verwendet wird. Mit einem weiteren Anteil deckt die Versicherung das Todesfallrisiko des Versicherten ab. In vielen Fällen sind es die Großeltern, die diese Versicherung für das Enkelkind abschließen. Dabei wirkt sich das steigende Alter der Beitragszahler negativ auf den Sparanteil aus. Denn mit der Zahl der Geburtstage steigt auch der Risikoanteil, der vom Beitrag einbehalten wird und der Sparanteil sinkt. Zurzeit garantieren die Versicherungen nur eine Verzinsung von 2,25 Prozent. Und selbst diesen Satz zu erwirtschaften fällt ihnen in diesen Niedrigzinszeiten sehr schwer.

Dazu addiert sich die Überschussbeteiligung, die das jeweilige Unternehmen aus den Beiträgen seiner Versicherten erwirtschaftet. Auch dieser Anteil sinkt derzeit. Konnten die Versicherten die Auszahlung am Ende der Laufzeit nach zwölf Jahren steuerfrei kassieren, fordert der Fiskus seit 2005 seinen Tribut. Ein weiterer Nachteil ist, dass weder Kind noch Eltern vor Vertragsende über das Kapital verfügen können. Es sei denn, sie akzeptieren einen Verlust beim Verkauf oder bei der Kündigung der Police. Verbraucherschützer wie Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Düsseldorf, empfehlen seit jeher die Trennung von Sicherheit und Anlage. So rät sie jedem Haupternährer einer Familie, unbedingt eine Risikolebensversicherung abzuschließen. Damit im Ernstfall, wenn er stirbt, Mutter und Kinder finanziell abgesichert sind.

Banksparbrief

Das Geld für die Ausbildung des Nachwuchses aber sollte Rendite bringend und sicher angelegt werden. Fällt die Wahl auf ein Produkt ohne Abschlusskosten, sind schon etliche Euro gerettet. Der Banksparbrief erfüllt zum Beispiel dieses Kriterium. Hierbei sind alle Bedingungen vorgeben und wie bei der Versicherung liegt das Geld über einen bestimmten Zeitraum fest. Weder Eltern noch Kind können darüber verfügen. Zurzeit sollten wenigstens drei Prozent Zinsen für einen Sparplan möglich sein. Die Mercedes-Benz-Bank hält ein solches Angebot bereit. Um sicher zu sein, dass das Kind zwischendurch über Geld verfügen kann, sollten die Eltern beim Abschluss des Sparplans auf die Kündigungsfristen achten.

Fondssparplan

Einfacher zu handhaben ist ein Fondssparplan. Allerdings eignet sich die Investition in Aktien nur dann, wenn das Kapital über etwa zehn Jahre nicht benötigt wird. Denn während dieser Zeit können sich die Aufs und Abs an den Börsen ausgleichen. Die Chancen, mit einem international anlegenden Fonds eine ansehnliche Rendite zu erreichen, sind aussichtsreicher als mit einem Sparplan. Wer sowohl auf Sicherheit setzt und gleichzeitig höhere Renditen kassieren will, kann die Sparsumme aufteilen. Ein Teil wandert in den Banksparplan und der Rest wird in Fondsanteile umgesetzt. Wer genau weiß, welchen Fonds er bevorzugt, kann günstig über einen Fondsvermittler wie zum Beispiel best-infonds oder Fund-Discount im Internet kaufen. Die Hausbank verlangt einen Ausgabeaufschlag von fünf Prozent.

Sparen über Indexfonds

Weniger Risiken als ein gemanagter Aktienfonds birgt ein Sparplan, der auf einem Indexfonds basiert. Diese Fonds entwickeln sich wie der zugrunde gelegte Index. Es kommt also nicht auf das Geschick des Managers an. Positiv auf die Rendite wirkt sich aus, dass so gut wie keine Gebühren anfallen. Allerdings bieten solche Sparpläne nur wenige Direktbanken an wie etwa die INGDiba, comdirect oder die DAB-Bank.

Es zahlt sich aus, die Entwicklung des Fonds einigermaßen im Auge zu behalten – vor allem wenn sich allmählich der Zeitpunkt nähert, zu dem das Geld benötigt wird. Denn wer gezwungen wird, in einem Börsentief zu verkaufen, hat das Nachsehen. Da nützt auch die tollste Hausse drei Monate vorher nichts mehr. Deshalb macht es Sinn, auf dem Höhepunkt zu verkaufen und das Kapital sicher auf einem Tagesgeldkonto zu deponieren bis es gebraucht wird. Ist der günstigste Zeitpunkt jedoch verpasst, verkauft der Vater beziehungsweise das volljährige Kind nur soviel Anteile wie unbedingt nötig sind, der Rest bleibt stehen, bis wieder bessere Zeiten kommen.

Finanzagentur

Wem der Sparplan bei der Bank zu starr ist und die Investition in einen Fonds zu riskant, für den eignet sich vielleicht das Sparen bei der Finanzagentur. Ab einem Monatsbeitrag von 52 Euro sammeln sich auf dem Schuldkonto Bundesschatzbriefe, die derzeit Renditen von 2,45 Prozent für den Typ A, der jährlich Zinsen auszahlt und 2,74 Prozent für den Typ B, bei dem sich die Zinsen über die Sparzeit ansammeln. Zwar ist die Rendite nicht so attraktiv, dafür verlangt die Bundesschuldenverwaltung aber auch keine Gebühren. Rechtsanwalt Michael Wortberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz sieht noch einen weiteren Vorteil: „Das Geld ist dort sehr sicher angelegt. Daran sollte man denken, wenn andere die Bundesschätzchen als langweilig titulieren.“

Jedenfalls können die Kinder gut über das Geld verfügen, denn nach einem Jahr Stillhaltefrist stehen monatlich bis zu 10 000 Euro bereit zum Auszahlen. „Doch sollte jeder“, so Wortberg, „nach seiner Risikobereitschaft die Auswahl unter den Anlageprodukten treffen und dabei möglichst seinen persönlichen Grundsatz beachten: Ich kaufe nichts, was ich nicht kenne.“

Staatliche Unterstützung

Auch der Fiskus beteiligt sich an der Ausbildung der Kinder. Er nimmt bei den Erträgen und unterstützt – zum Teil – bei den Ausgaben. Grundsätzlich fallen auf alle Zinserträge und Kursgewinne 25 Prozent Abgeltungssteuer an – auch für Kinder. Doch können auch sie wie alle Erwachsenen einen Freibetrag von 801 Euro im Jahr nutzen. Außerdem hat der Gesetzgeber verfügt, dass Kinder pro Jahr Einkünfte bis zu 8 671 Euro steuerfrei einnehmen dürfen. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus 7 834 Euro Grundfreibetrag plus Sparerpauschbetrag plus einer Sonderausgabenpauschale von 36 Euro.

Allerdings sollten die monatlichen Bezüge des Nachwuchses monatlich 360 Euro nicht übersteigen, wenn Sohn oder Tochter über die Eltern kostenfrei in der gesetzlichen Krankenkasse versichert ist. Bei höheren Einkommen muss er/sie sich selbst versichern.

Volljährigkeit und Studium

Hat der Sprössling die Volljährigkeit erreicht und beginnt er ein Studium oder eine andere Ausbildung, werden die Eltern ihn unterstützen, wenn das angesparte Kapital nicht ausreicht. Das wird wohl häufig der Fall sein. Denn ein normales Studium kostet rund 45 000 Euro, fällt die Wahl auf ein Humanoder Zahnmedizinstudium sind es leicht ein paar tausend Euro mehr. Der Fiskus beteiligt sich an diesen Kosten eher nicht. Es sei denn, das Kind studiert auswärts und bezieht noch Kindergeld. Dann dürfen die Eltern einen steuerlichen Freibetrag von 924 Euro im Jahr geltend machen. Der monatliche Scheck aber ist ihre private Angelegenheit. Warum das so ist, erklärt der Kölner Steuerberater Dirk Bracht: „Diese Aufwendungen sind durch Kindergeld, Kinderfreibetrag und bei auswärtiger Unterbringung volljähriger Kinder durch den Ausbildungsfreibetrag abgedeckt.“ Das Kindergeld zahlt Vater Staat bis zum 25. Lebensjahr – vorausgesetzt, das Kind befindet sich in der Ausbildung. Auch für die hohen Semesterund Studiengebühren kommen die Eltern komplett selbst auf. Anders verhält es sich, wenn Studierende und Auszubildende ihr Studium selbst finanzieren. Dazu Dirk Bracht: „Sie können ihre Kosten als Sonderausgaben oder Werbungskosten absetzen. Abzugsfähig sind sämtliche Ausgaben, die mit dem Studium oder der Ausbildung im Zusammenhang stehen, also nicht nur Studiengebühren.“

Duales Studium

Der Fiskus unterstützt also Lehrlinge und Studenten, die während ihrer Ausbildung Geld verdienen. Das trifft zum Beispiel für das duale Studium zu. Dabei stehen die Studenten bei einem Unternehmen unter Vertrag. Sie arbeiten dort nach einem festen Plan und absolvieren nebenher ein Studium. Steuerberater Bracht: „Meist werden im Rahmen einer dualen Ausbildung Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit erzielt, so dass sämtliche Ausgaben, die mit der Ausführung, Sicherung und Erhaltung dieser Tätigkeit zusammenhängen, auch unbegrenzt abzugsfähig sind.“

Alle Kosten für Aus- und Weiterbildung absetzen können Lernfreudige, wenn sie ein Zweitstudium beginnen oder sich in irgendeiner Form zusätzliches Wissen verschaffen.

Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de

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