Zahnmedizinische Fachangestellte 2008

Zahnärzte stabilisieren ihre Ausbildungsleistung

Erstmals seit sieben Jahren gibt es auf dem deutschen Ausbildungsmarkt mehr unbesetzte Stellen als unversorgte Bewerber. Die Partner des Nationalen Ausbildungspaktes legten im Oktober 2008 diese positiven Zahlen vor. Bei leicht rückläufigen Tendenzen der Ausbildungsverträge für die Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) konnten Zahnärzte dennoch ihre Ausbildungsleistung insgesamt stabilisieren.

Der Gesamtwirtschaft gelang es, die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30. September 2008 gegenüber dem Vorjahr um 9 200 auf 539 560 zu steigern. Das bedeutet ein Plus von 1,7 Prozent. Bei den Freien Berufen wurden zum 30. September 2008 insgesamt 43 200 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, was ein leichtes Minus von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Somit haben die Freien Berufe als drittgrößter Ausbildungsbereich der deutschen Gesamtwirtschaft ihr gutes Vorjahresergebnis, bei dem ein deutlicher Anstieg von fast sechs Prozent zu verzeichnen war, immer noch erfolgreich bestätigt.

Die bei der Verlängerung des Ausbildungspaktes im März 2007 noch einmal erhöhten und sehr ehrgeizigen Ziele wurden mit der Einwerbung von 68 300 neuen Ausbildungsplätzen und 42 700 neuen Ausbildungsbetrieben von der Wirtschaft bereits erreicht und überschritten. Zu diesem guten Ergebnis haben die Freien Berufe mit über 6 200 zusätzlichen Ausbildungsplätzen und rund 5 000 neuen Betrieben einen bedeutenden Anteil geleistet. Zudem sind 27 900 Stellen für Einstiegsqualifizierungen eingeworben worden – das Engagement wird fortgesetzt.

Leicht rückläufig

Die Zahl von neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) ist im Jahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen (siehe Abbildung). Bundesweit wurden in diesem Jahr zum 30. September 2008 insgesamt 11 792 Ausbildungsverträge für ZFA neu abgeschlossen (ABL: 10 502; NBL: 1 290). Gegenüber dem Vorjahr haben die Ausbildungszahlen damit im Durchschnitt um 2,37 Prozentpunkte abgenommen (ABL: minus 1,82 Prozent; NBL: minus 6,59 Prozent). Ausgehend von einer geringen Grundgesamtheit, ist in den neuen Bundesländern wie im Vorjahr wiederum eine abnehmende Ausbildungsleistung zu erkennen, was auch mit einem Rückgang von Schulabgängern im Osten Deutschlands zusammenhängt.

Die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge variieren in den einzelnen Kammerbereichen um den Durchschnittswert. Stabile Werte bei den neuen Ausbildungsverhältnissen finden sich unter anderem in Bremen, Hessen und im Saarland. Zugewinne gab es in Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen. Thüringen Brandenburg, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz beispielsweise hatten hingegen Verluste zu verzeichneten (siehe Tabelle).

„Politische Bemühungen für ein Mehr in Sachen Ausbildung sind zu begrüßen. Echte Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen aber letzten Endes nur die Wirtschaft, das Handwerk, die Freiberufler und damit eben auch die Zahnärzte“, erklärt Dr. Michael Sereny, Präsident der ZÄK Niedersachsen und für zahnärztliche Mitarbeiterinnen zuständiges Vorstandsmitglied der BZÄK sowie Mitglied des Beirates zur Begleitung des Bundesverbandes der Freien Berufe am Nationalen Ausbildungspakt.

Politik bremst aus

Die politische und unternehmerische Verantwortung der zahnärztlichen Kollegen, sich auf breiter Grundlage für die Ausbildung einzusetzen und damit die gesellschaftliche Teilhabe der Jugend in Deutschland zu gewährleisten, wird in den letzten Jahren von der Politik immer stärker behindert. Der Ausbildungsbereich zeigt beispielhaft, dass die ständigen Interventionen der Politik in die Wirtschaftsabläufe der Zahnarztpraxen politisch und wirtschaftlich widersinnig sind. Für Schulabgängerinnen mit dem Berufswunsch Zahnmedizinische Fachangestellte bleibt die Situation angespannt. „Ursachen für die stagnierenden Ausbildungsverhältnisse sehen wir in der anhaltend angespannten wirtschaftlichen Situation vieler Zahnarztpraxen sowie in den Unsicherheiten über zukünftige Auswirkungen politischer Entscheidungen auf unsere Praxen“, erklärt der für den Bereich Ausbildung zuständige Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Dietmar Oesterreich. „Jüngste politische Fehlentscheidungen sind der von CDU/CSU und SPD beschlossene sogenannte Gesundheitsfonds, die Behandlungspflicht zu festen, reduzierten privaten Gebührensätzen im Basistarif der PKV und der vom BMG vorgelegte Referentenentwurf einer neuen GOZ, dem eine solide, betriebswirtschaftliche Kalkulation gänzlich fehlt.“ Auch die aktuelle weltweite wirtschaftliche Rezession dürfte sich im nächsten Jahr negativ auf den Ausbildungsmarkt niederschlagen.

Perspektivisch rückläufige Ausbildungszahlen haben ihren Grund aber auch in zunehmendem Bewerbermangel, insbesondere in den neuen Bundesländern und den sich andeutenden zunehmenden Passungsproblemen zwischen Ausbildungsangebot und -nachfrage. Hierfür ist nicht ausschließlich der demografische Wandel, sondern auch die mangelnde Ausbildungsreife der Jugendlichen verantwortlich. Hinzu kommen möglicherweise „Fehllenkungen“ der Jugendlichen durch staatliche Programme.

Hoher Stellenwert

Die Bundeszahnärztekammer wird sich weiter im Ausbildungsbereich engagieren, damit ein qualifizierter und am Bedarf der zahnärztlichen Praxen in Deutschland orientierter Mitarbeiter/Innen-Nachwuchs gewährleistet ist. Für sie hat die Ausbildungsqualität einen besonders hohen Stellenwert. Denn im hoch effektiven, deutschen dualen Ausbildungssystem bringen sich zum einen die Praxen mit ihren Mitarbeitern ein, genauso wichtig ist aber auch die Vermittlung von theoretischen Wissensinhalten in der Berufsschule. „Der Einsatz von Fachlehrkräften aus dem Berufsstand ist deshalb besonders wichtig für die Ausbildungsqualität, und wir wollen und müssen auch in Zukunft aus dem Berufsstand heraus qualifizierte Ausbilder stellen“, führt Sereny aus. Auch engagierten sich die Kammern seit Jahren vor Ort, um jungen Menschen eine Ausbildungsmöglichkeit anzubieten. Das belege eine Vielzahl von Aktivitäten zur Gewinnung neuer Ausbildungsbetriebe und zur Nachwuchswerbung. Sie böten darüber hinaus eine Vielzahl von Qualifizierungen für das Assistenzpersonal an, um damit die Attraktivität des Berufsbildes unter jungen Interessenten zu fördern. Die BZÄK ist zudem Mitglied des Beirates zur Begleitung des BFB am Nationalen Ausbildungspakt. Die Politik sollte nach Meinung der BZÄK endlich realisieren, dass die mehr als 55 000 niedergelassenen Zahnärzte ein fester Bestandteil des wirtschaftlichen Mittelstandes in Deutschland und der viertgrößte Arbeitgeber im Gesundheitswesen seien. Sie seien damit Brotgeber für rund 326 000 Menschen und mit einem Anteil von über 80 Prozent einer der wichtigsten für Frauen in Deutschland.

Zahnarztpraxen sind also nach wie vor ein bedeutender Arbeitsplatzgarant und ein Motor der beruflichen Ausbildung in Deutschland. Ein Mehr an Ausbildung muss deshalb auch bei strukturellen Verbesserungen der Standortbedingungen für die Unternehmen in Deutschland ansetzen. Dafür sind sowohl Kostenentlastungen als auch politische Verlässlichkeit notwendig.

Dr. Sebastian ZillerLeiter der Abt. Prävention und Gesundheitsförderung der BZÄKChausseestr. 13, 10115 Berlin

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