Gesundheitsmarkt

Vielversprechende Aussichten

Heftarchiv Praxis
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Die Nische e-Health wird sich in Zukunft zu einem vielversprechenden Wachstumsmarkt mausern. Daran besteht bei den Analysten der Roland Berger Strategy Consultants kein Zweifel. Warum das so sein wird, begründen die Unternehmensberater in ihrer aktuellen Studie.

Die Experten von Roland Berger ziehen für ihre Boom-Prognose unter anderem Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) heran. Danach macht der Gesundheitsmarkt schon jetzt zehn Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. 2020 soll der Anteil bei 16 Prozent liegen. Für den e-Health-Markt werden ab 2010 jährliche Wachstumsraten von elf Prozent erwartet.

Potenzial bislang nicht ausgeschöpft

Bisher sei hier das Potenzial noch nicht ausgeschöpft worden, urteilt die Unternehmensberatung in ihrer Studie „E-Health – Wachstumsperspektiven für die Telekommunikationsbranche“ und beruft sich auf die EU-Kommission, die die Investitionen der Gesundheitsbranche in innovative Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in den vergangenen 25 Jahren auf nur ein Prozent des Umsatzes beziffert. Erst vor Kurzem sei der Anteil auf zwei Prozent gestiegen. IKT sind laut Roland Berger daher der Schlüssel zum kommenden Erfolg. Durch ihren verstärkten Einsatz – zum Beispiel bei der Übertragung und Speicherung großer Datenmengen – lasse sich nicht nur die Interaktion zwischen Patienten und Anbietern von Gesundheitsdienstleistungen entscheidend verbessern, durch optimierte Vernetzung könnten letztere außerdem für einen effizienteren Austausch von Know-how unter Medizinern sorgen. Der Vorteil: Unnötige Kosten werden vermieden – laut Studie eine überfällige Entwicklung, denn zurzeit entstünden 25 bis 40 Prozent der Gesundheitsausgaben durch Redundanz und Ineffizienz.

Voraussetzungen schaffen

Die EU-Kommission teilt den Markt für e-Health-Dienstleistungen in vier Bereiche auf – an ihnen orientiert sich auch die Roland Berger-Analyse:

• klinische Informationssysteme für die Datenverarbeitung und -speicherung im stationären Bereich sowie Softwarelösungen für Praxen niedergelassener Ärzte

• integrierte Gesundheitsinformationsnetzwerke zum Austausch von Gesundheitsdaten und Serviceleistungen, wie e-Rezept oder e-Überweisungen

• privat und wissenschaftlich genutzte Internetplattformen zum Austausch medizinischen Wissens

• elektronische Unterstützung von Pflegepersonal durch e-Care-Anwendungen, wie zum Beispiel Videokonsultationen

Damit der Boom in diesen Segmenten einsetzen kann, müsse die EU dringend geeignete Rahmenbedingungen und Standards etablieren, heißt es in der Studie. Eine Barriere sei die starke Fragmentierung der angebotenen Leistungen: Zurzeit sind 5 000 bis 6 000 Klein- und Mittelbetriebe in diesem Markt tätig, die eine große Vielfalt an Produkten, Standards und Insellösungen anbieten.

Das Problem ist laut Studie folgendes: Weil die Systeme untereinander nicht kompatibel seien, würden Synergien verhindert. Zudem seien die Strukturen im Gesundheitswesen und das Zusammenspiel der Akteure für Privatunternehmen unüberschaubar, was sie von Investitionen abhalte. Mehr Interesse, in den Gesundheitsmarkt einzusteigen, lasse sich laut Roland Berger außerdem wecken, indem ein eindeutiger rechtlicher Rahmen für e-Health-Produkte und -Dienstleistungen geschaffen wird. Dazu gehörten Fragen des Datenschutzes oder der Mobilität von Patienten.

Produkte etablieren

Die Roland Berger-Fachleute erwarten einen europaweiten Wettlauf um Marktanteile. Ihre Prognose: „Wer sich als erstes offensiv am Heimmarkt positioniert, wird auch die Marktlandschaft in Europa entscheidend prägen.“

Einen frühen Start haben Orange / France Telecom und Vodafone hingelegt, indem sie e-Health klar als eines ihrer zukünftigen Wachstumssegmente definiert und Produkte am Markt platziert haben. Zum Portfolio für professionelle Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen gehört zum Beispiel das Projekt „rendez-vous-santé“, das Terminbuchungen bei Ärzten vereinfacht. Patienten tragen ihre Terminwünsche selbst in den Online-Kalender des Arztes ein und erhalten anschließend eine Bestätigung per E-Mail.

Für den Service „Connected Hospital at Home“ ist die französische Telekom eine Kooperation mit der Organisation „Soins et Santé“ eingegangen, die Patienten nach einem Krankenhausaufenthalt zu Hause pflegt. Das Telekommunikationsunternehmen stattet die Patienten mit einem Computer aus. Alle Pflegenden können auf die darauf gespeicherte Krankenakte zugreifen und sich so optimal abstimmen.

Entscheidend für die erfolgreiche Marktetablierung von Produkten aus der Telekommunikationsbranche ist laut der Berger- Analyse „die Identifikation der Partnerorganisation für das Produkt, die das medizinische Know-how einbringt und den Zugang zu potenziellen Kunden erleichtert“. Mithilfe der Kompetenz, die Partner aus dem Gesundheitswesen mitbringen, könnten sich externe Unternehmen außerdem ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit sichern.

Susanne TheisenFreie Journalistin in KölnSusanneTheisen@gmx.net

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