Hepatologie

Expertenpapier zum besseren Umgang mit der Hepatitis B

210650-flexible-1900
Schätzungen zufolge sind hierzulande rund 500 000 Menschen chronisch mit dem Hepatitis B-Virus infiziert. Nur rund jeder fünfte Betroffene weiß von der Infektion. Die Diagnostik zu verbessern und die Infizierten einer adäquaten Therapie zuzuführen, ist Ziel eines Expertenpapiers zum „Besseren Umgang mit der Hepatitis B“, das zugleich forcierte Bemühungen um die Prävention einfordert.

Das Hepatitis B-Virus ist um ein Vielfaches ansteckender als beispielsweise das HI-Virus. Es sind ungleich viel mehr Menschen Virusträger und auch bei der chronischen Hepatitis B drohen letztlich erhebliche gesundheitliche Konsequenzen bis hin zum Leberzellkarzinom. Dennoch wird die Infektion in der Öffentlichkeit kaum als gesundheitliches Problem wahrgenommen: „Die Hepatitis B steht eindeutig im Schatten von Hepatitis C und HIV“, mahnte Dr. Thomas Ulmer, niedergelassener Allgemeinmediziner und Mitglied des Europaparlamentes bei einem Pressegespräch in Heidelberg.

Das auf Initiative des Mediziners erarbeitete Expertenpapier will diese Situation ändern und die gesamte Bevölkerung und insbesondere die Politiker wachrütteln. „Europaweit sind rund 14 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis B-Virus infiziert und jährlich sterben rund 36 000 Menschen an der Erkrankung. Dies entspricht in etwa der Zahl der Verkehrstoten“, betonte Ulmer.

Wichtig: Frühzeitige Diagnose und Therapie

Kommt es zu einer chronischen Infektion, so ist nach seiner Darstellung eine frühzeitige Diagnose notwendig, damit eine Leitliniengerechte Behandlung eingeleitet werden kann. „Zwar lässt sich die Infektion nicht heilen, wohl aber kann die Krankheitsprogression aufgehalten und es können Komplikationen bis hin zur Entwicklung einer Leberzirrhose und eines hepatozellulären Syndroms abgewendet werden“, berichtet Professor Dr. Michael Manns aus Hannover. Sowohl bei der Diagnostik wie auch der Prävention durch die Impfung läuft nach seinen Worten leider nicht alles optimal in Deutschland. Ein Grund liegt offenbar im „schlechten Image“, das Lebererkrankungen hierzulande haben. „Sie gelten als alkoholbedingt und damit als selbst verschuldet“, so Manns. Leberkrank zu sein, komme somit einer Art Stigmatisierung gleich.

Bereitschaft zum Hepatitis B-Test stärken

Durch mehr Aufklärung und ein verbessertes Wissen soll dieses Vorurteil in der Bevölkerung abgebaut und für mehr Bereitschaft zur Hepatitis B-Testung geworben werden. Generell sollte eine Testung der Leberwerte routinemäßig in die Check-up-Untersuchung integriert werden, forderte der Hepatologe. Ergeben die Befunde Auffälligkeiten, so müssen sie konsequent abgeklärt werden, was bislang allerdings noch nicht unbedingt geschieht.

Besonders wichtig sind Tests auf eine Hepatitis B bei der Gruppe der Migranten, da bei ihnen die Infektionsrate hinsichtlich der Hepatitis B sehr hoch ist. „Von allen chronisch Infizierten in Deutschland haben 50 bis 65 Prozent einen Migrationshintergrund“, erläuterte Dr. Markus Cornberg vom Kompetenznetz Hepatitis. Migranten sollten nach seinen Worten deshalb in Einrichtungen, die sie regelmäßig aufsuchen, auf die Problematik angesprochen werden und das in ihrer Landessprache. Sie sollten Informationsmaterial erhalten, und es sollte ihnen der Zugang zum Hepatitis B-Test erleichtert werden.

Diskussion um Impfung der gesamten Bevölkerung

Ähnlich ist es mit der Impfung, die hierzulande noch zu wenig genutzt wird. So reicht es nach Manns nicht, nur Kinder und Jugendliche zu impfen. Vielmehr empfiehlt der Hepatologe eine Impfung der gesamten Bevölkerung, um das Weitertragen der Infektion zu unterbinden. „Wir streben bis zum Jahre 2015 Hepatitis-B-Impfraten von 98 Prozent an“, berichtete Manns bei der Vorstellung des Expertenpapiers in Heidelberg.

Er machte in diesem Zusammenhang ganz besonders auf die Notwendigkeit der Impfung von Mitarbeitern im Gesundheitswesen aufmerksam. Dabei reicht es nach Manns nicht, nur als Arzt oder Zahnarzt in der Praxis geimpft zu sein. Eine Hepatitis B-Impfung brauchen unbedingt auch die Praxishelfer und -helferinnen. „Darüber hinaus fordern wir inzwischen den Impfschutz für die ganze Bevölkerung“, so Manns.

Es müsse nach der Impfung kontrolliert werden, ob tatsächlich ein ausreichender Antikörpertiter erreicht wurde. Ist das nicht der Fall, so ist eine erneute Impfung ratsam. Sind ausreichende Antikörpertiter erwirkt worden, so sollte entsprechend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden, ob noch ein effektiver Impfschutz besteht oder nicht.

Christine VetterMechenicher Straße 22450735 Köln

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.