Antikörper schützt Kinder vor RSV-Infektion
Immer häufiger können mittlerweile auch sehr unreife Frühgeborene überleben. Diese Entwicklung ist allerdings kaum mehr fortzusetzen, da die Grenze des Überlebens nach wie vor die 24. Schwangerschaftswoche (SSW) ist. „Die Überlebenschancen extrem unreifer Frühgeborener haben sich auf einem hohen Niveau stabilisiert. Sie scheinen sich zurzeit jedoch nicht weiter steigern zu lassen“, berichtete Dr. Thorsten Wygold, Hannover, bei der 104. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) in München.
Nicht selten dramatischer Verlauf
Aktuellen Daten zufolge überleben nach seinen Angaben derzeit rund 60 Prozent der Kinder, die zwischen der 24. und der 25. Schwangerschaftswoche geboren werden. Bereits eine Schwangerschaftswoche später, liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit sogar bei 75 Prozent. Es muss jedoch alles getan werden, um das Risiko von Beeinträchtigungen und möglichen Behinderungen infolge der Frühgeburt gering zu halten.
Besonders riskant ist in dieser Zeit eine RSV-Infektion. Sie führt vor allem bei Risikokindern häufig zu einer schweren obstruktiven Atemwegserkrankung. Diese manifestiert sich klinisch in der akuten Phase mit einem klaren Nasensekret, mit Husten, einer Tachydyspnoe sowie mit Giemen und mäßigem Fieber, das aber auch fehlen kann. Die Infektion verläuft laut Professor Dr. Reinhard Berner, Freiburg, nicht selten sogar dramatisch: „Die Kinder müssen unter Umständen sogar in die Klinik aufgenommen werden und brauchen eine intensivmedizinische Behandlung“. Die Virusinfektion kann allerdings nicht kausal behandelt werden, es kann nach Berner nur versucht werden, symptomatisch vorzugehen und die Kinder so gut es möglich ist, im Kampf gegen die Infektion zu unterstützen.
Mit der Prophylaxe schon vor der RSV-Saison starten
Vor allem bei Risikokindern, also bei Frühgeborenen und Kindern mit chronischer Grunderkrankung und vor allem bei Kindern mit einem hämodynamisch wirksamen angeborenen Herzfehler kommt es nach Berners im Falle einer RSV-Infektion überproportional häufig zu einem potenziell lebensbedrohlichen Verlauf. Die Mortalität der Kinder bezifferte der Mediziner auf vier Prozent. Vor diesem Hintergrund ist laut Privatdozent Dr. Markus A. Rose aus Frankfurt eine prophylaktische Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper Palivizumab (Synagis®) sinnvoll.
Der Antikörper bindet an das F-Protein des RS-Virus und verhindert damit, dass es zur Infektion kommt. Allerdings muss die Behandlung schon vor Beginn der RSV-Saison starten, mahnte der Kinderpulmologe. Denn die Reaktion folgt einer Sättigungskinetik, sodass ein frühzeitiger Beginn der Prophylaxe notwendig ist, um die Kinder effektiv zu schützen. Der Antikörper muss zudem konsequent im Abstand von vier Wochen gegeben werden.
„Geschieht dies, so lässt sich die Rate an Klinik-Einweisungen bei Frühgeborenen und Kindern unter zwei Jahren um mehr als 50 Prozent senken“, sagte Rose in München. Kommt es dennoch zur RSV-Infektion, so verläuft diese in aller Regel weniger schwer und es wird seltener eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich.
Viel weniger Folgekomplikationen
Die RSV-Prophylaxe verringert auch die langfristigen Folgen einer schweren RSV-Infektion. Diese geht mit einem erhöhten Risiko für eine frühzeitige Sensibilisierung, für ein rezidivierendes Giemen und für spätere obstruktive Atemwegserkrankungen und speziell ein Asthma bronchiale einher. Dass auch diese Gefahr durch eine gezielte RSV-Prophylaxe weitgehend gebannt werden kann, zeigen Studien. „Sie dokumentieren eine signifikante Reduktion des Giemens der Kinder“, betonte Rose in München.
Christine VetterMerkenicherstraße 22450975 Köln