Medizin im Krieg
Die Ausstellung, die zuvor von November 2008 bis Februar 2009 in London gezeigt wurde, beginnt ihre Betrachtung über Krieg und Medizin mit dem Krimkrieg (1853 bis 1856). Das ist aus spezifisch britischer Sicht verständlich, war dieser erste moderne Stellungskrieg doch besonders opferreich.
Das britische Empire sah sich durch den Vorstoß der Russen Richtung Dardanellen in seiner Rolle als Seemacht bedroht und fürchtete eine Störung der Machtbalance auf dem europäischen Kontinent, sollte Russland bis zum Balkan und zur Türkei vordringen. Das zaristische Russland ließ sich aber von der Drohkulisse der Engländer und Franzosen nicht abschrecken. Der Krieg wurde außerordentlich verlustreich. Die große Mehrheit der britischen und türkischen Opfer des Krieges starb nicht an den Folgen der unmittelbaren Kampfhandlungen, sondern daran, dass die Verletzungen durch die fehlende medizinische Versorgung nicht ausreichend behandelt werden konnten.
Seit der Schlacht von Waterloo hatte in Europa keine größere kriegerische Auseinandersetzung mehr stattgefunden. Die Schrecken des Krieges waren verblasst. Nun erreichten Scharen von Schwerverwundeten die britische Insel, und die Bevölkerung wurde mit den furchtbaren Auswirkungen des Feldzuges konfrontiert. Zur Heldin der Verletzten wurde im Krimkrieg die berühmte Florence Nightingale (1820 bis 1910), die bei den Schlachten von Balaklava und Scutari den Verwundeten zur Seite stand. Als Folge des medizinischen Desasters forderte Nightingale vom britischen Kriegsminister eine Untersuchungskommission, um eine Sanitätsreform der Armee durchzuführen.
Königin Victoria (1819 bis 1901) nahm großen Anteil an dem Einsatz von Florence Nightingale in den Kriegslazaretten. Sie schrieb in einem Brief: „Liebe Miss Nightingale, wie ich weiß, ist Ihnen meine hohe Wertschätzung Ihrer christlichen Tätigkeit in diesem großen und blutigen Krieg bekannt, und ich brauche nicht zu wiederholen, wie aufrichtig ich Ihre Dienste bewundere, die sich würdig denen meiner lieben und tapferen Soldaten zur Seite stellen, deren Leiden auf so gütige Weise zu lindern Sie die Ehre haben […] Wenn Sie in die Heimat zurückkehren, wird es mir eine große Ehre sein, jemanden zu empfangen, der unserem Geschlecht ein so leuchtendes Vorbild gesetzt hat. Ich bete für die Erhaltung Ihrer wertvollen Gesundheit und verbleibe stets die Ihre Victoria R.“ [aus: Letters of Queen Victoria, A Selection from Her Majesty´s Correspondence, 1. Folge, Bd. 3: 1854 bis 1861].
Schrecken des modernen Krieges
Für die preußisch-deutsche Seite offenbarten die Schlachten der Kriege 1866 gegen Österreich und der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 die Schrecken eines modernen Krieges. Wobei die Verluste auf preußisch-deutscher Seite deutlich geringer ausfielen als bei Österreichern und Franzosen. Auf deutscher Seite starben nach Schätzungen 1870/71 rund 45 580 Soldaten, bei den Franzosen rund 136 000, wobei ungefähr 66 000 Zivilpersonen bei den Belagerungen von Metz und Paris den Tod fanden. Preußens König Wilhelm I. besuchte im Oktober 1870 die verwundeten Soldaten, die in den Prunkräumen des Schlosses von Versailles in Mengen untergebracht waren, und nahm Anteil am Schicksal der Verletzten.
Bei den preußisch-deutschen Truppen im Krieg von 1870/ 71 sollen etwa 1 500 Militärärzte und in den Lazaretten 5 500 bis 7 000 Zivilärzte tätig gewesen sein. Dazu kamen in Deutschland rund 200 000 freiwillige Helfer, die in etwa 1980 Vereinen organisiert waren.
In diesem Krieg zeigte sich, wie nützlich die Hilfe von zivilen Personen bei der medizinischen Versorgung der Kranken und Verletzen sein konnte. Mit gutem Beispiel ging Preußens Kronprinzessin Victoria (1840 bis 1901) voran. Sie kümmerte sich um die Verbesserung der medizinischen Versorgung in den deutschen Lazaretten. In einem Brief vom 17. September 1870 an ihre Mutter, Königin Victoria von Großbritannien und Irland, beschrieb sie ihre Eindrücke über die schwierige Arbeit der Ärzte: „Unsere Hospitaleinrichtungen sind jetzt sehr verbessert worden; in weiteren vierzehn Tagen wird das Lazarett ganz anders aussehen, und die armen Verwundeten werden sich bedeutend wohler fühlen. Das Vorurteil von Ärzten und Patienten gegen frische Luft zu überwinden, ist wirklich fast ganz unmöglich. Wir haben keine einzige Schwester, keinen einzigen Wärter hier, nur Leute aus der Stadt, die schmutzig, unwissend und äußerst nutzlos sind, haben uns aber nach besseren Kräften umgetan, die wir bald erhalten sollen. Dr. Schröder und Dr. Doetz sind ausgezeichnet – aber die anderen Ärzte sind wirklich die reinen Unglücksraben, dumme alte Kerle – manch armer Teufel hätte gerettet werden können, wenn sie ihr Metier verstanden hätten. Professor Schillbach aus Jena ist hergekommen und hat verschiedene Operationen ausgeführt, ebenso Generalarzt Koch aus Kassel, der sich bemühte, ein wenig Ordnung in die Dinge zu bringen, da die Organisation wirklich trostlos war.“ [aus: Briefe der Kaiserin Friedrich, hrsg. von Sir Frederick Ponsonby, Berlin 1929].
Genfer Konvention
Unter dem Eindruck der vielen Verwundeten und Toten bei der Schlacht von Solferino im Juni 1859 zwischen dem Kaiserreich Österreich und dem Königreich Piemont-Sardinien mit seinem Verbündeten Frankreich wurde der Schweizer Bankier und spätere Friedensnobelpreisträger Henry Dunant (1828 bis 1910) zum Initiator der seit 1863 in Genf tagenden internationalen Konferenz, die schließlich mit der Genfer Konvention endete. 1864 unterzeichneten 16 europäische Staaten die neue Konvention.
Erstmals in der Geschichte der Menschheit existierte nun eine internationale Vereinbarung, die den Status des Sanitätswesens und der im Krieg Verwundeten festschrieb: eine Garantie für die Neutralität der Verwundeten sowie des Sanitätspersonals, der dazugehörenden Einrichtungen und der Zivilpersonen, die die Verletzten aufnahmen und pflegten. Auch feindliche Soldaten sollten in den Genuss der medizinischen Versorgung kommen. Unantastbares Zeichen für Sanitätseinrichtungen und deren Personal wurde das rote Kreuz auf weißem Grund. Bis auf den heutigen Tag wissen wir, dass die hohen Ziele sehr oft nicht – oder wie im Zweiten Weltkrieg an manchen Fronten überhaupt nicht – beachtet wurden. Sehr oft wurden Rot-Kreuz-Symbole von den Krieg führenden Parteien missachtet.
Von Anbeginn stand die Konvention im Widerspruch zu den Zielen des Krieges an sich. Selbst Rot-Kreuz-Funktionäre äußerten die Meinung, dass Kriege stets bis zum Äußersten geführt würden, mit dem Ziel, den Gegner zu vernichten. Dieser Gesetzmäßigkeit müsse sich auch die Verwundetenbetreuung unterordnen. Die Konvention dürfe also nicht dem Zweck des Krieges zuwider laufen und die sanitären Hilfskräfte somit zu Verrätern des Vaterlandes machen.
In den Schlachten und Feldzügen des 20. Jahrhunderts ging es dann nicht mehr nur um die humanitäre Hilfe für den gegnerischen Soldaten, sondern immer öfter auch um die medizinische Pflege für Zivilpersonen. Auch in den Konflikten unserer Tage werden die hehren Ziele der Genfer Konvention immer wieder gebrochen. Ärzte, Krankenschwestern und übriges medizinisches Pflegepersonal sind selbst in Gefahr oder werden an ihrer Arbeit gehindert.
Herausforderung an der Front
Nach dem Einigungskrieg von 1870/71 blieb dem Deutschen Reich ein größerer Krieg über 40 Jahre erspart (Ausnahmen waren der Einsatz deutscher Truppen bei der Niederschlagung des Boxeraufstandes 1900 und der Vernichtungskrieg gegen das Volk der Herero ab 1904). Umso stärker war die Herausforderung, vor die der Erste Weltkrieg das medizinische Personal an der Front und im Hinterland stellte. Der Einsatz moderner Waffen verursachte furchtbare Verletzungen. Zirka ein Fünftel der Kranken und Verletzen wurde nicht an der Front, sondern im deutschen Kernland versorgt. Durchschnittlich pro Monat wurden während des Krieges 86 300 Personen von der Truppe zu Lazaretten nach Deutschland geschickt. Die Transporte von der Kriegsfront waren mit die wichtigsten Pflichten des Sanitätspersonals. Das 1914 gut ausgebaute Eisenbahnnetz erleichterte diese Aufgabe erheblich.
Einer derjenigen, der sich bei den Transporten besonders hervortat, war der Militärchirurg Walter von Oettingen (1873 bis 1948). Zusammen mit seiner Frau Elisabeth (1875 bis 1972) organisierte er aus eigenem Vermögen den Vereins-Lazarettzug L, mit dem die Verletzten von den Kriegsschauplätzen in die Krankenhäuser gebracht wurden. Dabei erhielten sie die erste medizinische Versorgung.
Auf verlorenem Posten
Die Ärzte und das Pflegepersonal, die während des Zweiten Weltkrieges helfend tätig waren, sahen sich noch unvorstellbareren Herausforderungen ausgesetzt. Unter der Ägide von totalem Krieg, Rassenwahn und Holocaust stand die Humanitas auf gänzlich verlorenem Posten. Nur wenigen Ärzten gelang es, unter den Bedingungen des totalen Krieges Menschlichkeit und Ethik hochzuhalten. Waren noch im Ersten Weltkrieg weitgehend Soldaten von den Kriegshandlungen betroffen gewesen, so wurden jetzt Zivilisten immer stärker zu gezielt ausgesuchten Opfern. Durch den Vernichtungskrieg Nazi-Deutschlands im Osten Europas – in der Sowjetunion, aber auch auf dem Balkan – und die Luftangriffe der Alliierten auf deutsche Städte, bedurften Millionen von Menschen ärztlicher Hilfe.
Die Ausstellungen in London und Dresden greifen ein Thema auf, dass auch in unserer Zeit leider wieder brandaktuell ist. Wie ein erst kürzlich gezeigter Fernsehfilm anschaulich offenlegte, geht es beim Thema „Krieg und Medizin“ nicht nur um die Behebung körperlicher Verwundungen. Auch die seelischen Verletzungen können schlimm, oft noch viel schlimmer und länger andauernd sein als die körperlichen Schäden.
Traumatische Folgen
Die traumatischen Folgen, die moderne Kriege bei den Betroffenen hinterlassen, verdeutlicht ein Bild in der Dresdener Ausstellung besonders gut. Die Farblithographie zeigt einen psychisch kranken Soldaten als einen in Isolation gefangenen Menschen. Der expressionistische Künstler und Gründer der „Dresdener Sezession“, der Deutsche Conrad Felixmüller (1897 bis 1977), war während des Ersten Weltkrieges als Krankenpfleger im Reservelazarett Arnsdorf tätig. Seine Kriegserinnerungen verarbeitete Conrad Felixmüller in seinen Bildern. Die Ärzte in der Zeit des Ersten Weltkrieges waren mit den psychischen Kriegsfolgen bei Patienten oft überfordert. Wer unter Kriegsneurosen litt, wurde als Hysteriker hingestellt und vielfach unmenschlich „therapiert“. Erwähnt seien nur die Behandlung mit kaltem Wasser, das Strafexerzieren, die Verweigerung von Urlaub oder sogar die Anwendung von Elektroschocks.
Auch heutzutage ist die Betreuung von traumatisierten Soldaten im Heimatland nicht immer zufriedenstellend. Immer wieder gab es Berichte, dass sich die US-Regierung unter der Führung von George W. Bush nicht ausreichend um die psychischen Kriegsschäden ihrer Soldaten gekümmert hat.
Ärzte im Spannungsfeld
Ärzte können im Krieg dem Konflikt ausgesetzt sein, einen Patienten so schnell wie möglich wieder dem Kriegsprozess zuzuführen, obwohl sie aus medizinischer Sicht den Kranken noch nicht wieder entlassen würden. Extrem formuliert mündet das in die Frage, ob der Arzt durch das schnelle medizinische Wiederherstellen der Soldaten sogar dazu beiträgt, den Kriegsverlauf zu verlängern. Befindet sich ein Arzt im Kriegsfall also im permanenten Spannungsfeld zwischen seinem hippokratischen Eid und seiner patriotischen Pflicht? Militärärzte, aber auch Zivilärzte, waren in vergangenen Kriegen als Bürger nicht frei von patriotischen Stimmungen. Nur wenige Mediziner empfanden seinerzeit einen Konflikt zwischen ihrer ärztlichen Ethik und ihrer patriotischen Pflicht, die militärische Strategie zu unterstützen.
Eine ambivalente Position in dieser Frage bezog der Mediziner Rudolf Virchow (1821 bis 1902). Während er 1869 im Preußischen Abgeordnetenhaus als Abgeordneter der Deutschen Fortschrittspartei eine allgemeine Abrüstungsinitiative eingebracht hatte, widmete er sich im Krieg gegen Frankreich der Organisation der Krankenpflege. Virchow formulierte zum Verhältnis zwischen Medizin und Krieg: „Die Medizin ist zunächst berufen, die Aera des Friedens vorzubereiten. Inmitten der Schrecken des Krieges ist sie und wesentlich nur sie amtlich berufen, auf den Schlachtfeldern anwesend zu sein als Vertreterin der Humanität, als Repräsentantin des Menschenfriedens […] Im Pulverrauch des Schlachtfeldes entfaltet sie das Banner mit dem rothen Kreuz […] um für die Verwundeten ein geheiligtes Asyl zu errichten […] Seien wir Hohepriester der Humanität im Kriege, Segen spendend für Alle.“ [Virchow, Rudolf, Der Krieg und die Wissenschaft, in: Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medizin, 1870, S.5].
Eine dezidiert pazifistische Haltung legten in vergangenen Kriegen Quellen zufolge nur wenige Mediziner an den Tag. In der neueren Geschichte sind sicher die „Ärzte gegen den Atomkrieg“ (IPPNW, International Physicians for the Prevention of Nuclear War) die deutlichsten Protagonisten in diese Richtung.
Um zu erforschen, wie die Ärzte heute in Kriegssituationen arbeiten, hat der Wellcome Trust für die Ausstellung „Krieg und Medizin“ den Künstler David Cotterrell als Gast der Joint Forces Medical Group nach Afghanistan in die Provinz Helmand geschickt. Dort beobachtete er drei Wochen die schwierige Arbeit der Militärärzte im Hauptfeldlazarett Camp Bastion. Seine beeindruckenden und berührenden Fotos der Reise sind in der Ausstellung und im Katalog zu sehen.
Die moderne Medizin erleichtert die Behandlung von Kriegsverletzten. Im Bereich der plastischen Gesichtschirurgie ist heute viel möglich. Auf den Schlachtfeldern des Ersten und Zweiten Weltkrieges kam es tausendfach zu schlimmen Gesichtsverletzungen. Durchschossene oder weggesprengte Zähne oder Kiefer forderten die Fähigkeiten von Chirurgen und Zahnärzten.
In der Ausstellung in Dresden ist auch eine Gesichtsprothese aus bemaltem Blech zu sehen, die der britische Zahntechniker Archie Lane im Queen’s Hospital in Sidcup (heute Stadtbezirk von Greater London) 1918 anfertigte. Neben vielen weiteren interessanten Exponaten werden zum Beispiel Fotografien aus dem königlichem Reservelazarett für Kieferverletzte in Düsseldorf und Büsten zur Darstellung von Gesichtsverletzungen aus dem Ersten Weltkrieg gezeigt.
Zahnarzt im Krieg
Während des Zweiten Weltkrieges war jeder Sanitätsstation, jedem Feld- oder Kriegslazarett ein Zahnarzt zugeteilt. Im Bereich einer Armee wurde meist sogar eine Station für Kieferverletzungen eingerichtet. Ein Zahnarzt aus Danzig, wo im Zweiten Weltkrieg die ersten Kämpfe zwischen Deutschen und Polen stattfanden, schilderte seine ersten Kriegseindrücke mit Verwundeten so: „Die Chirurgen haben alle Hände voll zu tun. Also hilf dir selbst, dann denen. Und ich habe geschient, verbunden, versorgt, als sei ich ein alter Feldchirurg. Ich sehe sie noch. Drei Mann, ein Matrose vom Sturm auf die Westerplatte [Anmerkung des Autors: die polnischen Einheiten wurden dort am Morgen des 1. September 1939 von deutschen Truppen von See und Land her angegriffen] mit zwei Gesichtsschüssen bedacht, komplizierte Unterkieferfraktur; ein Hilfspolizeimann, Schuß durch beide horizontalen Äste und den Zungenboden, schwerste Defektfraktur mit stärkster Dislokation, 4 Frakturen im Unterkiefer“. [Als Kriegszahnarzt im polnischen Feldzug eingesetzt, in: zm 1940, Nr. 36, S. 375].
Auf den Zahnarzt im Krieg kamen aber auch weniger dramatische Aufgaben zu: „Daneben wird besonders in Zeiten der Ruhe den Soldaten, die mangelhaft bezahntes Gebiß haben, Zahnersatz eingefügt. Das Vorderdringlichste ist natürlich, dass die Kau- und Sprechfunktion wiederhergestellt wird, während die Behebung von Schönheitsfehlern selbstverständlich hintan steht. Denn die Belastung der Zahnstationen ist eine riesige, da viele Männer, gerade von den älteren Jahrgängen, erst beim Militärdienst auf eine sorgsame Pflege und Überprüfung ihrer Zähne aufmerksam wurden“. [Die Zahn- und Kieferstationen im Felde, in: zm, 1941, Nr. 10, S. 110].
Wie schwierig es für Ärzte und Pflegepersonal auch heute noch ist, im Krieg Verwundeten zu helfen, zeigen die Impressionen einer OP an einem verwundeten Soldaten im Irakkrieg 2003. Sie stammen von Cheryl Ruff, die 2003 als Mitglied der US Navy Narkoseschwester war. Hier ein Auszug:
„Die Ärzte entschieden, den Eingriff am Unterleib abzubrechen und den Brustkorb zu öffnen. Eine dramatische, aber notwendige Entscheidung. Als der Brustkorb offen war, sahen wir ein Loch von der Größe eines Tennisballs im oberen Bereich seiner rechten Lunge, aus dem Blut quoll. Ich beatmete ihn, aber der Sauerstoff kam nicht in sein Blut – stattdessen wurde er aus dem riesigen, klaffenden Loch in seiner Lunge herausgeblasen. […] Als die Operateure diese verheerende, tödliche Wunde bemerkten, sahen sie sich an und konstatierten: „Das war´s mit der OP. Wir können nichts mehr für den Mann tun.“ Ich blickte zu Commander Fontana und fragte: „Das war´s? Was soll ich jetzt machen?“ „Du musst ihn sterben lassen, Cheryl“, sagte er und ging vom Tisch weg. Der Mann war nur noch am Leben, weil ich mich bemühte, ihn konstant zu beatmen, indem ich den Beatmungsbeutel für die Narkose immer wieder drückte.“ [Im Ausstellungskatalog und erstveröffentlicht in Cheryl Lynn Ruff, K. Sue Roper: Ruff´s War. A Navy nurse on the frontline in Iraq, Annapolis 2005].
Kay LutzeLievenstraße 1340724 Hildenkaylutze@ish.de