Jahrestagung AKOPOM

Osteomyelitis des Gesichtsschädels und ihre Sonderformen

Die 30. Jahrestagung des Interdisziplinären Arbeitskreises Oralpathologie und Oralmedizin (AKOPOM) vom 21. bis 23. Mai dieses Jahres in den Rhein-Main-Hallen in Wiesbaden stand unter dem Leitthema „Osteomyelitis des Gesichtsschädels und ihre Sonderformen“ und widmete sich speziell der Bisphosphonatassoziierten Osteonekrose.

Die beiden Hauptvorträge, gehalten von Priv.-Doz. Dr. Torsten Hansen, Pathologie Mainz, und Sebastian Höfert, MKG-Chirurgie Recklinghausen, erfuhren eine große Resonanz durch die Besucher. Hansen wies in seinem Vortrag darauf hin, dass inzwischen mehr als drei Millionen Patienten weltweit mit Bisphosphonaten, vor allem mit den potenten nitrogenhaltigen Pyrophosphat-Analoga und meist wegen einer malignen Grunderkrankung, seltener wegen einer Osteoporose, behandelt worden sind. Histologisch liegt bei der Bisphosphonat-assoziierten Osteonekrose eine diffuse Osteonekrose mit florider Osteomyelitis und verstärkter osteoklastärer Knochen-/Kollagen 1-Resorption vor. Weiterhin ist eine Besiedlung mit Aktinomyzes israeli charakteristisch. Dagegen finden sich bei einer infizierten Osteoradionekrose typischerweise eine zellarme Gefäßhyalinose und flächige Nekrosen. Neben den morphologischen Veränderungen stellte Hansen auch die verschiedenen derzeit diskutierten Pathogenese-Konzepte zur Bisphosphonat-assoziierten Osteonekrose vor.

Sebastian Höfert beschrieb in seinem Referat die klinischen Aspekte der Erkrankung. Nach den Therapieempfehlungen der American Society of Oral and Maxillofacial Surgery steht in frühen Stadien die konservative Therapie im Vordergrund (Mundhygiene, Antibiose), bei fortgeschrittener Erkrankung ist neben einer oberflächlichen Wundkürettage meist eine chirurgische Intervention erforderlich. Essentiell ist in der Nachsorge der Patienten die Einbeziehung des Onkologen, der die Bisphosphonat-Therapie durchgeführt hat beziehungsweise durchführt, um das weitere Prozedere hinsichtlich der Tumortherapie abzustimmen.

Die beiden Hauptvorträge wurden durch eine kleine Fallserie, die Dr. Sven Otto, LMU München, vorstellte, ergänzt. Er befasste sich mit dem seit 1896 bekannten Vincent-Zeichen, einer Beeinträchtigung der Funktion des Nervus alveolaris inferior im Rahmen von entzündlichen Prozessen des Unterkiefers. Otto berichtete von sieben Patienten, die als Initialsymptom der Bisphosphonatassoziierten Osteonekrose über ein Taubheitsgefühl der Unterlippe klagten.

Die weiteren Vorträge des wissenschaftlichen Programms des AKOPOM beschäftigten sich mit Pathogenese, Früherkennung und Prognose des oralen Plattenepithelkarzinoms.

Aus der Reihe hochwertiger Beiträge ist unter anderen der Vortrag von Katrin Hertrampf aus der Kieler MKG-Chirurgie hervorzuheben, der die aktuellen (Zwischen-)Ergebnisse einer Studie zum Kenntnisstand der niedergelassenen Zahnärzte über die Früherkennung des oralen Plattenepithelkarzinoms und die Diagnostik seiner Vorläuferläsionen zum Thema hatte. Im Vergleich mit Studien, die in anderen, vornehmlich angelsächsischen Ländern durchgeführt worden sind, lässt sich konstatieren: Die deutschen Zahnärzte sind in ihrem Wissen über Früherkennung, Symptomatik und Prognose des oralen Plattenepithelkarzinoms ihren Kollegen in anderen Ländern ebenbürtig, in einigen Bereichen sogar überlegen.

Fluoreszenzdiagnostik

Über die Anwendung der Fluoreszenzdiagnostik (Vision Enhanced Lesion: VEL-Scope) in der Untersuchung von Mundschleimhautläsionen berichtete Dr. Dr. Martin Scheer von der Kölner Universitätsklinik für MKG-Chirurgie. Die Methode war zur Bewertung von Hyperkeratosen, oralen Plattenepithelkarzinomen und entzündlichen Veränderungen eingesetzt worden. Auch wenn die Sensitivität mit 100 Prozent außerordentlich hoch ist, muss auf die unzureichende Spezifität (80 Prozent ) für neoplastische Läsionen hingewiesen werden. Fazit: VEL-Scope befindet sich derzeit noch im Stadium der klinisch-praktischen Evaluation und kann bislang nicht zur Differenzierung von Läsionen empfohlen werden.

Wie im vergangenen Jahr wurde ein AKOPOM-Workshop zur oralen Bürstenbiopsie angeboten. Prof. Dr. Dr. Martin Kunkel, Bochum, Priv.-Doz. Dr. Dr. Oliver Driemel, Lüneburg, und Prof. Dr. Hartwig Kosmehl, Erfurt, stellten die aktuellen Möglichkeiten der Früherkennung des Mundhöhlenkarzinoms und seiner Vorläuferläsionen vor und diskutierten die Anwendung der verschiedenen Methoden in der zahnärztlichen Praxis. Die Teilnehmer hatten Gelegenheit, selbst Bürstenabstriche zu entnehmen, zu färben und auszuwerten.

Tagung 2010

Die 31. Jahrestagung des AKOPOM wird traditionell als Gemeinschaftstagung mit der Arbeitsgemeinschaft für Kieferchirurgie (AgKi) am 13./14.05.2010 nach mehreren Jahren Wiesbaden wieder im traditionsreichen Bad Homburg stattfinden. Neben dem Hauptthema „Prognostische Parameter bei Karzinomen des oberen Aerodigestivtraktes“ sind Präsentationen zu freien Themen vorgesehen (Abstractformular unterwww.akopom.de, Anmeldeschluss: 15.11.2009).

Dr. Stephan Schwarz (Kassenführer des AKOPOM)Pathologisches Institut Universitätsklinikum ErlangenKrankenhausstr. 1291054Erlangenstephan.schwarz@uk-erlangen.de

Prof. Dr. Dr. Martin Kunkel (1. Vorsitzender des AKOPOM)Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische GesichtschirurgieRuhr-Universität BochumIn der Schornau 23–2544892 Bochummartin.kunkel@ruhr-uni-bochum.de

Priv.-Doz. Dr. Dr. Oliver Driemel (Schriftführer des AKOPOM)Abteilung für Mund-, Kiefer- und plastische GesichtschirurgieStädtisches Klinikum LüneburgBögelstr. 121339 Lüneburgoliver.driemel@klinik.uni-regensburg.de

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