Talk im Sturm
So nahmen sie denn alle Platz auf einer imaginären Hartmannbund-Talk-Couch als virtuelle Gäste; allen voran die imaginäre Ulla Schmidt, mit der es nach den Worten Winns „acht Jahre keinen Spaß gemacht hat, gegen sie Gesundheitspolitik zu machen“. Noch tief sitzt bei Winn seine Bestürzung über „einen ideologisch geprägten Weg in die gesundheitspolitische Sackgasse“. Sichtlich erleichtert erschien der HB-Chef sowohl über die scheidende SPD-Gesundheitsministerin, als auch über den Einzug von Rudolf Henke, Vorsitzender des Marburger Bundes, in den Bundestag. Winn reichte ihm symbolisch auf dem Podium die Hand und versicherte ihm die berufspolitische Unterstützung des Hartmannbundes.
Schelte musste indes Dr. Frank Ulrich Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer, beziehen, dem Winn „missliches“ Kommunikationsmanagement im Zweiklang mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft beim Thema Zuweiserprämien durch Kliniken bescheinigte. Auch der im Rahmen des diesjährigen deutschen Ärztetages angestoßenen Debatte um die Priorisierung medizinischer Leistungen attestierte der HB-Chef mangelhafte Vorbereitung und „mediale Ziellosigkeit“. Klare Adresse an die Bundesärztekammer: Freie Verbände und die verfasste Ärzteschaft sollten sich zukünftig strategisch besser abstimmen.
Als weitere Gäste der fiktiven Talkrunde durften sich die Spitzenvertreter des Deutschen Hausärzteverbandes, Dr. Wolfgang Hoppenthaller und Ulrich Weigelt, angesprochen fühlen. Von ihnen forderte Winn mehr Augenmaß in der Nutzung ihres politisch zugesprochenen Spielraums bei § 73b-Verträgen. Die Monopolstellung eines einzelnen Verbandes dürfe nicht in einem „demonstrativ exerzierten Alleinvertretungsanspruch“ enden. Auch die Bedrängung von Ärzten, die sich nicht einschreiben wollen, durch den Hausärzteverband müsse aufhören, mahnte der HB-Chef.
Zum Reizthema Honorarreform begrüßte Winn den KBV-Vorsitzenden Dr. Andreas Köhler im Kreis seiner imaginären Talkgäste. Trotz deutlicher Kritik zollte Winn dem KBV-Chef Anerkennung für die Verhandlungen über die Erhöhungen der Gesamtvergütungen. Dennoch sei das kollektivvertragliche Abrechnungssystem „komplizierter denn je“. In den nächsten Jahren würden fünf verschiedene Orientierungspunktwerte und zusätzlich qualitätsorientierte Zuschläge hinzukommen und den „Durchblick weiter erschweren“, so Winn. Für die Zukunft wünschte er sich von Köhler eine visionäre Weiterentwicklung des KV-Systems.
Zu schade, dass die Angesprochenen nicht selbst Stellung zu den Äußerungen Winns beziehen konnten. Die eine oder andere Erwiderung hätte der Veranstaltung keinen Abbruch getan.
Wolfgang StraßmeirStubenrauchstr.17 A12161 Berlins