Fortbildung in der Hafenstadt
Und dass diese Veranstaltung zum Vergnügen aller Teilnehmer wurde, dafür hatten die Fortbildungsreferenten mit der Auswahl der Redner schon gesorgt.
Denn gleich anschließend stellte PD Dr. Rainer Buchmann, Düsseldorf, unter Beweis, wie ein parodontologisches Praxiskonzept auszusehen hat, damit Patient sowie Zahnarzt und Team zufrieden nicht nur auf den Behandlungserfolg, sondern auch auf die finanzielle Seite des Geschehens schauen können. Buchmann machte deutlich, wie wichtig eine durchdachte Delegation ist, und postulierte: „Wenn wir die Diagnose gemacht haben, müssen wir die Preise kennen. Denn der Patient braucht Eckpunkte zur Orientierung“. Er gab wichtige Anleitungen: „Paro ist wirtschaftlich, aber Paro geht nur im Team!“ und wurde fachlich: „Antibiotika bekommen nur Patienten mit Immunsuppression (wie nach Radiatio), nach der Endokarditis oder Patienten mit Implantaten (Hüfte, Knie)“. Und weiter: „Nur mit einer Anästhesie kommen Sie bis an den Grund einer Tasche, ohne nur in das obere Drittel!“ Der Referent plädierte dafür, sich mit den Preisen der einzelnen Leistungen auseinander zu setzen und diese im Patientengespräch mitzuteilen. Er riet auch dazu, am Empfang oder im Wartezimmer Leistungen mit Erklärungen und Preisen auszulegen. „Das hat einen psychologischen Effekt und schafft Klarheit für den Patienten!“ Buchmann gab noch weitere wertvolle Tipps: „Machen Sie immer ein Bild vor der ersten Behandlung!" Oder: „Wenn Sie Weichgewebechirurgie sowie Mikrochirurgie machen, rechnen Sie mit der GOÄ ab, das ermöglicht die Abrechnung der Behandlung mit Lupenbrille, des Materials und mehr!“ Und schließlich: „Wenn Sie noch nicht fit sind in der Parodontologie, dann holen Sie sich ein oder zwei Mal pro Woche einen Spezialisten in die Praxis: Das bindet Ihre Patienten und rechnet sich!“
Mundraum inspizieren
Die „medizinische“ Seite der Zahnmedizin wurde von Professor Dr. Dr. Hans-Joachim Sliephake, Göttingen, beleuchtet. Im Fokus stand das Mundhöhlenkarzinom, das in die Top-Ten der Krebserkrankungen aufgerückt ist (Frauen elfte Stelle, Männer achte Stelle) und bereits bei der normalen Inspektion der Mundhöhle in seinem Frühstadium entdeckt werden kann. Der Kieferchirurg rechnete: Bei 55 000 Zahnärzten müsste jeder Zahnarzt alle zehn Jahre einen Tumorpatienten sehen. „Und diesen einen sollten Sie nicht verpassen!“ Sliephake repetierte die Risikofaktoren wie Alkohol, Tabak und wenig Gemüse/Obst, ging auf die Lokalisation ein, die für den Zahnarzt gut einsehbar ist, wie Mundboden 36 Prozent, Zunge 15 Prozent, Wange sieben Prozent, Lippen zehn Prozent, und machte darauf aufmerksam, dass die Karzinogenese nicht über Nacht verläuft, sondern der Zahnarzt durchaus für die Erstdiagnose gefragt ist. „Fragen Sie immer nach anderen Karzinomerkrankungen, denn es könnte auch ein Sekundär-CA sein!“ Er warnte auch vor einer Erythroplakie, die mit einer Transformationsrate von über 50 Prozent maligne entartet und: „Denken Sie auch an Lues im Spätstadium!“
Die Fortschritte der Adhäsivtechnik für die heutige zahnärztliche Behandlung stellte Professor Dr. Lothar Pröbster, Wiesbaden, vor. Er machte deutlich, wie wichtig die Schaffung einer Retention durch die Ätzung ist, um die chemischphysikalische Verbindung zwischen organischem Material und Füllstoff dauerhaft zu gewährleisten. Er diskutierte die Möglichkeiten und Grenzen der Adhäsivtechnik aus klinisch-wissenschaftlicher und gleichsam aus betriebswirtschaftlicher Sicht und leitete daraus ein durchführbares Praxiskonzept ab.
„Zeigen Sie Ihren Patienten Wertschätzung!" Und: „Der Händedruck ist wichtig und entscheidend für das weitere Arzt-Patienten-Verhältnis!“ Mit diesen klaren Sätzen machte die Kommunikationstrainerin Betül Hanisch aus Freiburg klar, worauf es im Miteinander ankommt. Sie hatte vorher in einem Seminar die Mitarbeiterinnen geschult und dort klar zu verstehen gegeben: „Was ich Ihnen hier sage, sage ich auch gleich Ihren Chefs, damit die dahinter stehen, wenn Sie ab morgen die Umgangsformen in Ihrer Praxis auf den Kopf stellen!“ Und last but not least: „Denken Sie positiv, das hebt die Stimmung, das Klima in der Praxis und fördert die Freude am Beruf – und in einer positiven Atmosphäre fühlen sich auch Ihre Patienten wohl!“