Gaba-Symposium beim Kongress der IADR-CED

Erosionen in den Griff bekommen

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Der jährlich stattfindende Kongress der International Association for Dental Research – Continental European Division (IADR-CED) ist eine internationale Veranstaltung von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung, der eine ideale Plattform für den fachlichen Wissenstransfer darstellte. So startete Gaba parallel zum Münchner Kongress ein Fachsymposium, das mit einer Pressekonferenz begleitet wurde und Themen rund um exogene Noxen und Schäden der Mundgesundheit im Visier hatte.

Vor jeder Restauration stehe der Verlust von Zahnsubstanz, der einerseits durch Bakterien, andererseits aber auch durch Säureexposition erfolgen könne, wie sich Dr. Bärbel Kiene, Basel, in ihrem Beitrag ausdrückte. Sie machte deutlich, dass der anfänglich sehr dünne Schmelzabtrag, der nach Anlösen der Schmelzmatrix durch den Kau- oder Putzvorgang erfolgt, sich schließlich zu Dellen und Furchen entwickele, die bis ins Dentin hinein reichen können.

Beschichtung mit schwer säurelöslichen Substanzen

Die Folge sei ein massiver Abtrag der Zahnform unter Verlust von Bissfunktionen, abgesehen von ästhetischen Einschränkungen. Wie stark sich eine Erosion letztlich klinisch ausprägt, sei individuell sehr unterschiedlich, denn es gebe multiple Entstehungs- und Kompensationsmechanismen, die sich gegenseitig beeinflussen. All diese Vorgänge seien irreversibel. Die Biologin erklärte in diesem Zusammenhang, dass der Diagnostik ein hoher Stellenwert zukommt. So sei die rechtzeitige Einleitung adäquater Prophylaxe- und Therapiemaßnahmen für den Patienten von zentraler Bedeutung. Spätestens dann, wenn klinisch Defekte festgestellt werden, jedoch auch wenn es lediglich Anzeichen für ein erhöhtes Erosionsrisiko gibt, sollte eine intensive Diagnostik eingeleitet werden. Der von Bartlett, Ganss und Lussi [Bartlett et al., 2008] kürzlich vorgestellte Screening-Index (BEWE = Basic Erosive Wear Examination) eigne sich nicht nur gut für eine Beurteilung der Säureschäden bei geringem Zeitaufwand, sondern unterstütze den Zahnarzt auch bei der individuellen Planung präventiver Maßnahmen. Um den Zahnarzt bei der systematischen Erfassung von Risikofaktoren zu unterstützen, hat Gaba – basierend auf den entsprechenden relevanten wissenschaftlichen Publikationen und unter Einbeziehung von Experten – ein Set für die Risikodiagnose von Zahnerosionen entwickelt. Es ermöglicht die gezielte Evaluation unterschiedlichster Risikofaktoren und erleichtert die systematische Planung von Prophylaxe- und kausalen Therapiemaßnahmen. Dort, wo die kausale Therapie nicht möglich beziehungsweise nicht ausreichend ist, bestehe auch die Möglichkeit, den Verlust an Zahnhartsubstanz durch die regelmäßige Anwendung vor allem zinnhaltiger Produkte einzudämmen, wie in aktuellen Untersuchungen bewiesen wurde.

Professor Dr. Gottfried Schmalz, Regensburg, beantwortete die Frage nach Gesundheitsschäden durch Werkstoffe, die zu zahnärztlichen Restaurationen verwendet werden. Gerade im Zeitalter der Komposit-Kunststoffe, die vorwiegend im Front- und Prämolarenbereich, bei einigen Indikationen auch zur Füllung von Molaren-Läsionen verwendet werden, sind in den letzten Jahren immer wieder Zweifel an der Verträglichkeit dieser „weißen“ Füllstoffe laut geworden. Schmalz erklärte die Zusammensetzung der inzwischen sehr gut in großen Studien untersuchten Materialien, die zu über 80 Prozent aus anorganischen Bestandteilen bestehen. Er gab einen Überblick über die international dokumentierten Studienverläufe und kam zu dem Schluss, dass die neuen Materialien im Allgemeinen gut verträglich seien. Allerdings hätten sich in Einzelfällen vorwiegend bei zahnärztlichem Personal – hier ist die Exposition am größten – Nebenwirkungen gezeigt. Diese beschränkten sich auf allergische Erscheinungen wie Juckreiz, Hautbeziehungsweise Schleimhautschwellungen sowie Rötungen. Bei Patienten treten diese Erscheinungen mit weniger als 0,1 Prozent auf, sind also äußerst geringfügig anzusetzen. Bei zahnärztlich tätigen Personen ist diese Rate etwas erhöht und schlägt mit zwei bis drei Prozent zu Buche. Verglichen mit der Unverträglichkeitsrate gegenüber Kosmetika (10 Prozent) sei aber auch dies noch sehr niedrig, wie sich der Biokompatibilitätsspezialist ausdrückte.

Geringere Hydrophilie – weniger Nebenwirkungen

Trotzdem seien Wissenschaftler ständig bemüht, so Schmalz, diese Risiken weiter zu minimieren, indem die Formulierungen der Füllstoffe weiter modifiziert und optimiert werden. Als Allergen gelten vorwiegend die Füllstoffe, die für die gute Verarbeitbarkeit des Materials verantwortlich zeichnen, jedoch hydrophil sind und sich somit im Laufe der Zeit aus der Oberfläche herauswaschen lassen. Diese können dann in Körperzellen eindringen und hier im DNA-Stoffwechsel Veränderungen hervorrufen. Normalerweise jedoch sorgt der körpereigene DNAReparaturmechanismus für die schnelle Beseitigung eines derartigen Schadens, in ganz wenigen Fällen jedoch treten dann die oben beschriebenen Nebenwirkungen auf. Hier gilt es also Lösungen zu finden, die eine geringere Hydrophilie und damit geringere Lösbarkeit der Füllungsbestandteile gewährleisten. Schmalz machte deutlich, dass durchaus schon Materialien gefunden worden seien, die diese erwarteten Eigenschaften aufweisen, sie aber noch in Langzeitstudien ihre Eigenschaften unter Beweis stellen müssten, um im späteren Praxisalltag dann bestehen zu können.

Während Komposit-Werkstoffe in den meisten Fällen für kleinere Läsionen verwendet werden, haben in den letzten Jahren Keramikwerkstoffe das frühere alt bewährte Goldin-, -on- oder -overlay allein schon aus ästhetischen Gründen abgelöst. Diesen „weißen Stahl“ stellte Professor Dr. Daniel Edelhoff aus München den bei der Pressekonferenz anwesenden Journalisten vor. Das Material, das in Verbindung mit der CAD/CAM-Technologie seit Jahren erfolgreich in großem Maße zur Restauration defekter Zähne herangezogen wird, weise gegenüber Metallen und anderen Keramiktypen spezifische Eigenschaften auf, die unbedingt bei der Präparation, der Herstellung, der Bearbeitung und der Eingliederung berücksichtigt werden müssten. Die Ergebnisse vieler klinischer Langzeitstudien bestätigten zwar die hohe Stabilität von Zirkoniumdioxid-Keramik, auch bei der Verwendung als Brückengerüst, wiesen jedoch gleichzeitig auf eine erhöhte Zahl von Komplikationen zumeist in Form von Abplatzungen (chipping) hin, wenn das Material als Verblendkeramik zum Einsatz kommt. Letzteres habe sich jedoch bei neueren Materialien wieder gebessert. All diese Zwischenfälle seien meist multifaktoriell begründet, wie sich Edelhoff ausdrückte. In diesem Zusammenhang erwähnte er die extrem schlechte Wärmeverteilung und sagte, dass bei der Verarbeitung nie auf eine gute Wasserkühlung verzichtet werden sollte. Das Material sei durchaus für den Front- und Seitenzahnbereich einsetzbar, bei Brücken sollten aber möglichst zwei Glieder nicht überschritten werden. „Das gibt die Datenlage noch nicht her“, so der Zahnmediziner in München. Zur Frage der Befestigung von Zirkonoxidkeramiken wies Edelhoff auf die Abhängigkeit zur Präparationsgeometrie hin. Sein Tipp: Einzelkronen sollten konventionell, Brücken mit Adhäsiv oder Semiadhäsiv befestigt werden. Er empfahl, sich derzeit noch gegen Implantate aus dem „weißen Stahl“ zu entscheiden, seien sie doch Studien zufolge wenig osseointegrativ und aufgrund des geringen Durchmessers noch stark frakturgefährdet.

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