17. Zahnärztetag in Sachsen-Anhalt

Gute Argumente gegen den GOZ-Entwurf

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Im Mittelpunkt des politischen Teils beim gut besuchten ZahnÄrztetag in Magdeburg stand die aktuelle GOZ-Diskussion. Die Zahnärzte bekamen argumentative Schützenhilfe von der Landesgesundheitsministerin. Im fachlichen Teil ging es um das Erkennen und Vermeiden von Risiken in der zahnärztlichen Therapie.

Sie teile weitgehend die Kritik der Zahnärzteschaft am Entwurf für die neue private Gebührenordnung, erklärte Dr. Gerlinde Kuppe, Ministerin für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt, beim 17. ZahnÄrztetag Sachsen-Anhalt am 24. Januar 2009 in Magdeburg. Das Bundesgesundheitsministerium müsse die wirtschaftlichen Berechnungen, auf die es sich berufe, offenlegen und nachvollziehbar machen, forderte die Ministerin und sagte ihre Unterstützung für die Forderung der Zahnärzte nach einer Überarbeitung des Entwurfs zu.

Kammerpräsident Dr. Frank Dreihaupt unterstrich nochmals, dass neben der Punktwertfestlegung und der Gebührenbemessung vor allem gravierende Mängel in der Leistungsbeschreibung der Grund für die Ablehnung der GOZ aus zahnärztlicher Sicht seien. Die Gebührenordnung enthalte fachliche Fehler und sei vom Stand einer modernen, präventionsorientierten Zahnmedizin weit entfernt.

Als Festredner legte Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher, Ulm, seine Ansicht zur aktuellen Entwicklung auf dem Finanz- und Wirtschaftssektor dar. Die Krise sei unausweichlich gewesen, weil sich – als Folge technischer Entwicklungen, vor allem in der Informations- und Kommunikationstechnik – ein globaler Finanzmarkt entwickeln konnte, der sich einer staatlichen Regulierung weitestgehend entzog und auf dem zügellos Gewinne generiert wurden, die einer materiellen Basis entbehrten. Die Entwicklung mit „Basel II“ (gut „geratete“ Banken müssen Kredite mit geringerem Eigenkapital hinterlegen) und die internationalen Bilanzierungsregeln (der Buchwert bleibt nicht konstant, sondern steigt mit dem Marktwert) habe das „Bonanza“ der Finanzwirtschaft noch befördert. Als „Geschwür“ bezeichnete er zudem die Steueroasen; die müssten verschwinden, forderte er nachdrücklich. Die hohen Bürgschaften der Bundesregierung für die Banken befürwortete er; der Staat habe gar keine andere Möglichkeit.

Praxisnahe Hinweise

Das wissenschaftliche Programm des ZahnÄrztetages, der eine Gemeinschaftsveranstaltung von Zahnärztekammer und Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist, stand diesmal im Zeichen des Erkennens und Vermeidens von Risiken in der zahnärztlichen Therapie. Dazu hatte der Tagungsleiter, Prof. Dr. Dr. Klaus Louis Gerlach, Magdeburg, zwei renommierte Referenten eingeladen. Prof. Dr. Dr. Rolf Singer, Frankenthal, nahm zu zahnmedizinisch-fachlichen Fragen und hier insbesondere zum Gebiet der zahnärztlichen Chirurgie Stellung und vermittelte zahlreiche praxisnahe Hinweise. Zu rechtlichen Aspekten vor allem aus gutachterlicher Erfahrung sprach Dr. Dr. Klaus Oehler, Osnabrück, und unterstrich, dass auch der Gutachter die Pflicht habe, sich auf der Basis aktueller und gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse zu bewegen und nur solche Aufträge als Gerichtsgutachter anzunehmen, für die er tatsächlich über Expertenwissen verfügt. Die Schwierigkeit der gerichtsgutachterlichen Tätigkeit liege darin, dass juristische Experten (das Gericht) zahnmedizinische Laien sind, für ihre Entscheidungsfindung aber unabdingbar zahnmedizinischen Sachverstand (von Gutachtern) benötigen, die wiederum juristische Laien sind – beide Seiten sollten sich nicht zum Rollentausch verleiten lassen, so der Referent.

Im Rahmen des ZahnÄrztetages wurde zum neunten Mal der Erwin-Reichenbach-Förderpreis der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt vergeben. Er würdigt wissenschaftliche Arbeiten, die die schnelle Überführung neuer Erkenntnisse in die Praxis ermöglichen. Die mit 2 500 Euro dotierte Auszeichnung erhielt Christian Heinzelmann, Halle/Saale, für seine Studie auf der Suche nach möglichen Knochenklebstoffen für die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie.

Sabine FiedlerZahnärztekammer Sachsen-AnhaltGroße Diesdorfer Straße 16239110 Magdeburg

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