Die beste Behandlung
Seit dem Jahr 2005 sind die Managements von Krankenhäusern dazu verpflichtet, im Abstand von zwei Jahren Qualitätsberichte zu veröffentlichen. Sie sollen die Leistungen der Klinik für die Öffentlichkeit verständlich darstellen und so einen Vergleich der verschiedenen Häuser ermöglichen. Die Berichte bestehen aus vier Teilen: In den Teilen A und B geht es um allgemeine Daten wie Betten- und Patientenzahl, um Angaben zu den Fachabteilungen, zum Krankenhauspersonal, zu Geräten und therapeutischen Besonderheiten der Klinik und zur Anzahl der Behandlungen und Operationen. Teil D steht den Kliniken zur Verfügung, um ihre Qualitätspolitik und ihr Qualitätsmanagementsystem vorzustellen.
Entscheidend für Patienten ist Teil C. Er enthält die Auswertung der von der Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) festgelegten und erhobenen Standards. Die sogenannten BQS-Qualitätsindikatoren geben Aufschluss über die medizinische und pflegerische Leistungsstärke einer Klinik, zeigen also, ob die fachliche Qualifikation der Mitarbeiter angemessen ist, wie häufig eine Behandlung erfolgreich war und wie oft Komplikationen auftraten. Ergänzt werden die Qualitätsberichte durch nützliche Zusatzinformationen, etwa Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige oder die Anbindung der Klinik an öffentliche Verkehrsmittel.
Manche Krankenhausmanagements stellen die Qualitätsberichte auf ihrer Homepage zur Verfügung. Für viele Patienten sind die Informationen allerdings Fachchinesisch – sie brauchen jemanden, der übersetzt und ordnet. Diese Aufgabe übernehmen die Betreiber von Krankenhausportalen.
Weisse Liste
Dieses Portal wurde von der Bertelsmann-Stiftung gemeinsam mit den Dachverbänden der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen ins Leben gerufen. Es wird aus Mitteln der Bertelsmann-Stiftung finanziert und will den Patienten ein unabhängiger Lotse sein. Diese können auf verschiedene Arten nach einem geeigneten Krankenhaus suchen:
• Mit derFreitextsuchefinden sie in drei Schritten die passende Klinik. Dazu geben sie zunächst den Behandlungswunsch ein, also den Namen der Krankheit oder der Untersuchung, die gemacht werden soll. Kenntnis von Fachwörtern ist dafür nicht notwendig, anstelle von Diabetes kann auch nach Zuckerkrankheit gesucht werden. Mit der anschließenden Eingabe der Postleitzahl wird der Behandlungsort festgelegt und im dritten Schritt bestimmt, in welchem Umkreis nach einer Klinik gesucht werden soll – auch eine bundesweite Suche ist möglich.
• Der interaktiveSuchassistentführt Patienten in 13 Schritten durch die Suche, erklärt die angezeigten Qualitätsdaten und liefert nur auf den Behandlungswunsch zugeschnittene Infos. Wer akut wegen einer Kieferbehandlung ins Krankenhaus muss und darüber hinaus an Demenz oder Multiple Sklerose leidet, kann das miteinbeziehen lassen. Weitere Fragen, die geklärt werden, sind Versorgungsschwerpunkte der Fachabteilungen, ärztliche Qualifikationen, personelle Ausstattung und Informationen zu Behandlungsverfahren.
• Bei der Suche überKörperregionenkönnen Patienten die Grafik eines menschlichen Körpers anklicken, um die gewünschte Behandlung zu finden.
• Über dieDirektsuchekann man gezielt ein bestimmtes Krankenhaus ansteuern, indem man auf eine interaktive Landkarte klickt oder den Ort beziehungsweise den Namen eines Krankenhauses eingibt. Daraufhin werden die Kontaktdaten der Klinik sowie Informationen zu Leistungen, Versorgungsschwerpunkten und Serviceangeboten bereitgestellt.
Wer die Weisse Liste nutzt, muss bereit sein, sich einzuarbeiten und vor allem viel zu lesen. Die Informationen – besonders bei der Nutzung des Suchassistenten – sind ausführlich und überfordern eventuell den einen oder anderen Nutzer. Sind medizinische Fachbegriffe unklar, helfen der Diagnose-Dolmetscher oder das Weisse Liste-Glossar – zu finden unter dem Menüpunkt Dienste.
Übrigens: Ende April hat die AOK einen Krankenhausnavigator auf den Weg gebracht, der sich an Patienten richtet, die an Hüft- oder Kniegelenken oder wegen eines Oberschenkelbruchs nahe dem Hüftgelenk operiert werden müssen. Er arbeitet mit den Daten der Weissen Liste. Bisher liefert er nur Informationen für die vier Pilotregionen Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe. Nach und nach soll die Datenbank erweitert werden.
Angebote der Krankenkassen
Hilfestellung zur Wahl der richtigen Klinik bieten auch einige Krankenkassen.
• DerKlinik-Lotseder Ersatzkassen ist übersichtlich gegliedert. Es gibt sechs Suchoptionen: Allgemeine Suche, Krankheiten/Behandlungen, Spezielle Leistungen, Struktur/Ausstattung, Personal und Qualitätssicherung. Der Klinik-Lotse punktet mit umfangreicher Ergebnisdarstellung und sehr guten Such- und Hilfefunktionen.
• Einen besonderen Zusatzservice neben den üblichen Suchfunktionen (Ort, Krankenhausname, Diagnose, Fachabteilung, Operation/Eingriffe) bietet derKlinikführerder Techniker Krankenkasse (TK) unter dem Menüpunkt Patientenbefragung. Seit 2005 befragt die TK ihre Versicherten nach einem stationären Krankenhausaufenthalt zu ihrer Zufriedenheit mit der Klinik. Gefragt wird nach der Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis, der medizinisch-pflegerischen Versorgung, der Information und Kommunikation sowie der Organisation und Unterbringung. Außerdem werden bis zu fünf besondere Stärken eines Krankenhauses angegeben. Bisher hat die TK nach eigenen Angaben knapp 160 000 Fragebögen ausgewertet.
Für alle Krankenhausportale gilt: Selbst wenn Übersetzungshilfen angeboten werden, etwa der ICD-Assistent bei Klinik-Lotse oder der Diagnose-Dolmetscher der Weissen Liste, können die Informationsfülle und die vielen medizinischen Details Patienten überfahren. Dennoch geben sie eine erste Übersicht über die in Frage kommenden Häuser.
Susanne TheisenFreie Journalistin in KölnSusanneTheisen@gmx.net