Stressbelastung bei Zahnärzten
Ärzte sind wie kaum eine andere Berufsgruppe prädestiniert, sich aufopferungsvoll ihrem Beruf und ihrer Berufung zu widmen. Selbstlos werden Überbelastungen lange Zeit ausgehalten, um stets für andere da zu sein. Die zahnmedizinische Behandlung erfordert höchste Konzentration auf ein sehr kleines Arbeitsfeld in einer oftmals ergonomisch ungünstigen Körperhaltung. Dazu kommen Termindruck, komplizierte Behandlungen und immer wiederkehrend die Konfrontation mit Patienten, die unter Angst und Schmerz leiden. Die aktuelle Studie des IDZ [Micheelis, 2010] zum zahnärztlichen Arbeitsstress zeigt, dass hohe konzentrative Anforderungen, Anspannung bei der Arbeit, Erschöpfung nach einem vollen Arbeitstag und starker Zeitdruck die bedeutendsten psychomentalen Arbeitsbeanspruchungen bei Zahnärzten darstellen.
Es ist anzunehmen, dass auch die veränderten Rahmenbedingungen (Qualitätsmanagement, Medizinproduktegesetz, gestiegene Anforderungen an die Hygiene, Budgetierungen und Honorarverteilungsmaßstäbe, ...) zusätzliche Stressfaktoren in den Berufsalltag des Zahnarztes brachten. Wie kann es unter diesen Voraussetzungen gelingen, den so gegensätzlichen Anforderungen wie Menschlichkeit, Wirtschaftlichkeit und Qualität noch gerecht zu werden? Auch Familie, Freunde, Sport und die eigene Gesundheit erhalten oft nicht ausreichend Aufmerksamkeit – das kann auf Dauer auch starke Persönlichkeiten zermürben.
Unterbewusst und schleichend
Die IDZ-Studie konnte belegen, dass die erwähnten Stressfaktoren den Zahnarzt heute zunehmend belasten. Bei Langzeitwirkung von Disstress und fehlenden Bewältigungsstrategien kommt es zu einem schleichenden, meist nur unterbewusst wahrgenommenen Prozess des Ausgebranntseins. Dabei gibt es verschiedene Anzeichen, wie übermäßige Müdigkeit, Erschöpfungsgefühle, eine nur geringe Motivation, sich mit den umfassenden täglichen Praxisaufgaben auseinanderzusetzen, Muskelverspannungen oder einfach das Gefühl, dass alles zu viel wird, die auf einen Burn-out-Prozess hindeuten können. Doch erst wenn die Symptome immer mehr an Bedeutung gewinnen, setzen sich die meisten Menschen ernsthaft damit auseinander.
Datensammlung
Bisher gibt es keine weiteren signifikan- ten deutschlandweiten Daten zu diesem „brennend“ interessanten Themenbereich. Um diese Lücke zu schließen, wird in Zusammenarbeit mit der Universität Witten-Herdecke und dem Arbeitskreis für Psychologie und Psychosomatik der DGZMK unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Peter Jöhren eine Befragung unter Zahnärzten durchgeführt, deren Ziel aktuelle Zahlen und aussagekräftige Ergebnisse für die Zahnärzteschaft sind. Eine Vorstudie wurde bereits mit der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein durchgeführt. Die Daten befinden sich zurzeit in der Auswertung.
Mithilfe ist gefragt
Die Arbeitsgruppe bittet um Unterstützung durch die zm-Leser. Unter dem Link www.za-burnout-studie.de sind alle nötigen Informationen zur Durchführung der Studie zu finden. Bereits in der Aprilausgabe der zm war eine einführender Bericht zur Studie zu lesen, die ersten Rückmeldungen lassen brisante Ergebnisse vermuten.
Begonnen werden soll mit einer Analyse zum Stressverhalten bei deutschen Zahnärzten, um die Dringlichkeit eventueller Präventionsmaßnahmen herauszustellen und um dadurch eine gezielte „Burn-out-Prophylaxe“ für den Berufsstand der Zahnärzteschaft zu ermöglichen.
Prof. Dr. Hans-Peter JöhrenCand. med. dent. Carolin WisselUniversität Witten-HerdeckeFakultät für ZMKStichwort: Burn-out-StudieAlfred-Herrhausen-Str. 5058448 Wittenhp.joehren@t-online.decarolin.wissel@t-online.de