Service bei Banken und Finanzinstituten

Unerwartete Beratungsvielfalt

Banken haben derzeit, was die öffentliche Meinung anbelangt, keinen leichten Stand. Offenbar fördert die Finanzkrise auch bei Kreditinstituten zunehmend die Bereitschaft zu durchaus innovativen Beratungsansätzen.

Die Banken sind für Kredit-, Konto- und Geldanlagegeschäfte zuständig und der Steuerberater verantwortet die monatlichen betriebswirtschaftlichen Auswertungen sowie die Bilanzen inklusive Gewinn- und Verlustrechnung. Mit dieser geradezu „klassischen“ Aufgabenteilung arbeitet Hubert M. in seiner Praxis seit dessen Übernahme von seinem Vater vor zehn Jahren. Darüber hinausgehende betriebswirtschaftliche Hilfe nahm er während dieses Zeitraums nur selten in Anspruch. Erschien ihm dies unumgänglich, bat er meist die für ihn zuständige berufsständische Kammer um entsprechende Hilfe.

Diese Vorgehensweise verdeutlicht die – wie M. es ausdrückt – „gesunde Distanz“ zu seinen Kreditgebern. Diese erhalten pünktlich die wirtschaftlichen Daten der Praxis ebenso wie die monatlichen betriebswirtschaftlichen Auswertungen. Auf dieser Datenbasis gab es bisher weder bei den beantragten noch bei den zu verlängernden Krediten Probleme. Darüber hinausgehende Kontakte finden nur bei meist kurzfristigen Geldanlagen der Praxis statt. Das Privatvermögen von M. und seiner Familie wird seit Jahren von einer weiteren Bank verwaltet. Diese strikte Trennung von Privat- und Praxisvermögen hat sich nach Überzeugung von M. bewährt. Der bisher letzte Versuch seiner Hausbank, auch zumindest nur einen Teil des Privatvermögens selbst verwalten zu dürfen, liegt bereits mehrere Jahre zurück. Offenbar hat man es mittlerweile aufgegeben, weder in dieser Richtung noch zur Akquisition anderer Bereiche weitere Versuche zur Erweiterung der Geschäftsbeziehung zu unternehmen.

Dieser Zustand könnte sich zukünftig allerdings ändern. Während des halbjährlichen, regelmäßig stattfindenden Bilanzgesprächs erfuhr M. von seinem Steuerberater, dass seine Hausbank seit einigen Monaten innerhalb des sogenannten „Kreditmanagements“ eine Mitarbeitergruppe einsetzt, die Inhaber von kleinen Mittelbetrieben in betriebswirtschaftlichen Fragen berät. Diese Gruppe trifft weder Kreditentscheidungen noch berät sie bei konkreten Anlageproblemen oder sonstigen das Geldgeschäft betreffenden Fragen. Selbstverständlich führt sie darüber hinaus weder Rechtsberatungen durch noch gibt sie ausführliche Hilfestellungen bei komplexen steuerlichen Problemen. Sie definiert sich nach Angaben der Bank ausschließlich als Dienstleistungsgruppe ihrer Geschäftskunden mit betriebswirtschaftlichen Beratungsschwerpunkten. Dazu gehört übrigens auch die Prüfung bestehender privater und betrieblicher Versicherungen des jeweiligen Kunden bezüglich Versicherungsumfang und Prämienhöhe. Die interne Aufteilung der Gruppe sieht eine Kompetenzgliederung unter anderem in Freie Berufe, Handwerk, Handel und Industrie vor.

Zusätzlicher Beratungsservice

Zusätzliche Kosten fallen bei diesem Service nach den vorliegenden Informationen des Steuerberaters „grundsätzlich“ nicht an. Je nach Beratungsaufwand sind aber anteilige Kosten durchaus möglich.

Für M. war diese Art von Dienstleistung bisher völlig neu. Auch bei seinen weiteren Bankverbindungen finden über die im Rahmen von Kreditgesprächen hinausgehenden Anregungen und Hilfestellungen keine zusätzlichen betriebswirtschaftlichen Beratungen statt. Hier wird allerdings bankseitig argumentiert, dass Kreditberatungen naturgemäß auch betriebswirtschaftliche Details beinhalten. Dazu muss, so die übereinstimmende Meinung der Kreditinstitute, keine eigene Abteilung oder Gruppe eingerichtet werden. Wie auch immer, M. hat sich nach dem erwähnten Gespräch mit seinem Steuerberater dazu entschlossen, seine Hausbank zu testen und die konkreten Angebote mit seinen eigenen Vorstellungen abzugleichen.

Bankinterne Kommunikation optimiert

Das erste Orientierungsgespräch dazu hat mittlerweile stattgefunden. Sein persönlicher Ansprechpartner der Bank machte dabei deutlich, dass eine enge Kommunikation zwischen ihm und seinen Kollegen, die bisher für M. in Kreditfragen zuständig waren, durchaus stattfindet. Gerade durch diese engen internen Verbindungen soll ein Höchstmaß an Kundennähe und gegenseitigem Nutzen erzielt werden. Das ändert aber nichts an der eigentlichen Aufgabenverteilung: Für konkrete Kreditfragen bleiben nach wie vor die Kundenberater verantwortlich. Sie treffen in Verbindung mit dem jeweils zuständigen Kollegen des Kreditmanagements, wie bisher auch, sämtliche Kreditentscheidungen. Die betriebswirtschaftlichen Hinweise des neu eingeführten Beraterteams besitzen ergänzenden Charakter. Die erwähnte betriebswirtschaftliche Beratung umfasst auch die technische Unterstützung mithilfe der Datenverarbeitung. Durch die Vielzahl möglicher Programme kann die Bank ihre Geschäftskunden in diesem Bereich unter anderem ebenso bei der Liquiditäts- und Rentabilitätssteuerung wie beim taggleichen Kontoausgleich oder bei der Verwaltung bestehender Kreditengagements unterstützen. Die früher für diesen Bereich tätigen Mitarbeiter wurden dazu ebenfalls in das neue Beraterteam integriert. Nach der Vorstellung der Dienstleistungen zeigte sich M. von diesem Konzept überzeugt. Allerdings, dies merkte er auch an, geht er davon aus, dass ein entsprechender Service mittelfristig nicht zum Nulltarif zu haben sein wird. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt, so lautete die deutliche Aussage, ist an eine wie auch immer definierte Dienstleistungsgebühr nur – wie bereits erwähnt – bei umfangreicherem Beratungsaufwand gedacht.

Michael Vettervetter-finanz@t-online.de

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