Zu wenig Klinikärzte auf dem Land
Großbritannien hat offenbar im Krankenhaussektor sein eigenes Landarztproblem. Das Royal College of Physicians (RCP) – einer der wichtigsten britischen Ärzteverbände hat die Versorgungssituation in den Krankenhäusern des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) untersucht. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die nächtliche Versorgung der Patienten gelegt. Tenor des Berichts: „Viele qualifizierte Mediziner weigern sich, nächtliche Vertretungsdienste zu übernehmen.“ Das führe dazu, dass Nachtschichten oftmals mit noch in der Ausbildung befindlichen jungen Ärzten besetzt würden. Lediglich sechs Prozent der interviewten Ärzteteams gaben an, nachts auf die Unterstützung von erfahrenen Oberärzten bauen zu können. In dem Report stellte das RCP außerdem fest: In vielen ländlichen Regionen Großbritanniens gibt es heute „einen ernsthaften Ärztemangel“: je ländlicher das Krankenhaus, desto weniger Ärzte. Während in Großstädten wie London und Manchester offenbar genug Klinikärzte zur Verfügung stehen, um auch nachts eine lückenlose Patientenversorgung zu gewährleisten, sehe es beispielsweise in Wales völlig anders aus. Dort müsse ein Arzt „bis zu 400 Patienten“ pro Nachtschicht versorgen. Landesweit liegt der Durchschnitt bei 61 Patienten pro Arzt. Das RCP verlangt von den Gesundheitspolitikern mehr Initiativen, um die Versorgungslücken auf dem Land zu beseitigen. „Eine Station, auf der ein Arzt für 400 Patienten verantwortlich ist, kann ihrem Versorgungsauftrag nicht nachkommen“, so das RCP in London.