Mundhöhle als Reservoir für Helicobacter pylori
Das Vorhandensein der DNA von Helicobacter pylori in der Mundhöhle bestätigt frühere Vermutungen, dass diese Bakterien durch den menschlichen Speichel übertragen werden können. Eine große Anzahl von Untersuchungen identifizierte H. pylori als Erreger für die Typ-B-Gastritis, die zu ulzerativen Veränderungen im Magen und im Duodenum und sogar zu Magenkrebs führen kann. Insbesondere Bakterien mit den hochpathogenen Genotypen vacA und cagA interagieren stark mit dem Gewebe des Gastrointestinaltrakts. Die Anwesenheit von H. pylori im Speichel und in der Plaque variiert zwischen 38 und 86 Prozent. Diese Prävalenz ist am höchsten in den Entwicklungsländern und ist bisher in der wissenschaftlichen Literatur nur unzureichend beleuchtet worden. Das Ziel der vorliegenden Studie war es daher, die Besiedelung der Mundhöhle von Gastritis-Patienten mit H. pylori und dessen virulentem Gen cagA zu untersuchen. An der Untersuchung nahmen 30 Patienten mit Dyspepsie-Symptomen teil, die einer routinemäßigen gastroskopischen Untersuchung unterlagen und eine H.-pylori-positive Biopsie aufwiesen. Zusätzlich wurde eine zweite Gruppe von Patienten (n=32) rekrutiert, die nicht an Gastritis erkrankt waren.
Bei allen Individuen wurden Proben der dentalen Plaque und des Speichels entnommen. Darüber hinaus wurden bei den Gastritis-Patienten Biopsien aus dem Magenantrum für die histopathologischen und molekularbiologischen Untersuchungen gewonnen. Die Proben der Plaque, des Speichels und der Biopsien wurden mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) und mithilfe spezifischer Primer für H. pylori und des cagA-Gens untersucht. Die Biopsien wurden zusätzlich angefärbt und mikroskopiert. Weder im Speichel noch in der dentalen Plaque der gesunden Probanden wurde eine DNA von H. pylori und des cagA-Gens identifiziert. Dagegen enthielten 16 (53,3 Prozent) Speichelproben und 11 (36,6 Prozent) Plaqueproben von Patienten mit Gastritis die Helicobacter-DNA. Das cagA-Gen wurde in 13 (43,3 Prozent) Magenantrumbiopsien, in 7 (43,8 Prozent) Speichelproben und in 3 (27,3 Prozent) Plaqueproben identifiziert. Davon waren 18 (60 Prozent) Personen sowohl in Plaque- und Speichelproben als auch in den Biopsien H.-pylori-positiv. Somit zeigten H. pylori und sein virulenter Klon eine signifikant höhere Prävalenz (p<0,05) in der Mundhöhle der an Gastritis erkrankten Personen im Vergleich zu den gesunden Probanden. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie legen die Vermutung nahe, dass die dentale Plaque und der Speichel der Patienten, die an Gastritis erkrankt sind, als Reservoir für Helicobacter pylori und dessen virulente Variante cagA dienen können.
Quelle: Silva DG, Stevens RH, Macedo JM, Albano RM, Falabella ME, Veerman EC, Tinoco EM. Detection of cytotoxin genotypes of Helicobacter pylori in stomach, saliva and dental plaque. Arch Oral Biol 2009;54:684-688.