Chief Dental Officers tagen in Berlin

Das deutsche System – effektiv anders

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Die Bundeszahnärztekammer war gastgebende Organisation des Herbstreffens des Council of European Chief Dental Officers (CECDO) vom 14. bis 16. Oktober in Berlin. Im Fokus der internationalen Tagung standen das System der zahnärztlichen Versorgung in Deutschland, die Rolle der Berufsorganisationen und Fragen der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Die Quintessenz der Delegierten: Hierzulande funktioniert zwar manches anders als im Gesundheitswesen anderer europäischer Länder – aber es läuft effektiv.

In Deutschland funktioniert das zahnärztliche System anders als in vielen Teilen Europas – das wurde den Teilnehmern der Tagung sehr schnell klar. Doch so fremd manchem der europäischen Gäste die Funktionen von Kammern, KZVen, der BZÄK und KZBV sowie die zahnärztliche Selbstverwaltung auf Basis der Freiberuflichkeit am Anfang der Tagung noch sein mochten, es klärten sich zum Schluss der Veranstaltung viele offene Fragen – dank eingängiger Fachreferate und einer gut strukturierten Gesamtkonzeption durch die BZÄK.

Dr. Sebastian Ziller, Leiter der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung der BZÄK und deutscher Beobachter im CECDO, gab einen Überblick über Mundgesundheit, Prävention und den zahnärztlichen Berufsstand im Land. Er erläuterte die Besonderheiten des deutschen Sozial- und Krankenversicherungssystems und die Aus-, Fort- und Weiterbildung für Zahnärzte. Anhand von epidemiologischen Daten zeigte er die Erfolge in der Mundgesundheit besonders bei Kindern und Jugendlichen auf. Die gute zahnärztliche Versorgung im Land sei zurückzuführen auf Elemente wie evidenzbasiertes Wissen, patientenzentrierte und risikogruppenspezifische Informationen oder Leitlinien zur Prävention.

Rolle der Kammern

Das deutsche Kammerwesen brachte der Präsident der BZÄK, Dr. Peter Engel, den Teilnehmern näher. Er erläuterte die Struktur der Bundeszahnärztekammer und der Länderkammern und hob die Rolle der Freien Berufe hervor. Zu den festen Säulen der standespolitischen Arbeit gehörten die interne und externe Kommunikation sowie die wissenschaftliche Begleitung durch das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ). Engel beschrieb die politischen Diskussionen um die Novellierung der GOZ und der Approbationsordnung. Anschaulich illustrierte er, mit welchen gesetzlichen Verpflichtungen der Berufsstand zu kämpfen hat (QM, Infektionskontrolle oder Röntgenschutz) und skizzierte Tendenzen von Überregulierung und Bürokratisierung. Eine solide solidarische Finanzierung des GKV-Systems werde immer schwieriger, deswegen würden individuelle Patientenbeiträge im Gesundheitswesen in Zukunft eine immer größer Rolle spielen, so sein Ausblick. Es sei an der Zeit, über einen Wandel im Gesundheitswesen ernsthaft nachzudenken.

Komplexes KZV-System

Das komplexe KZV-System ist eine deutsche Besonderheit, dessen Funktion der KZBV-Vorsitzende Dr. Jürgen Fedderwitz den europäischen Gästen verdeutlichte. Er erläuterte die Rolle der KZBV und der KZVen im Zusammenspiel mit der Gesetzlichen Krankenversicherung, ging ein auf die Finanzierung der GKV, die Ausgaben im Gesundheitswesen und im zahnärztlichen Bereich, brachte die epidemiologische Datenlage zur Mundgesundheit ein und beschrieb die zahnärztliche Versorgung und Finanzierung im Rahmen der GKV, vor allem das System der Festzuschüsse. Er verwies auf die Budgetierung und die damit verbundenen Probleme für die Zahnärzteschaft. Als gegenwärtige Herausforderung an die Politik der KZBV hob er den Ost-West-Angleich der Honorare, den Umgang mit Parodontalerkrankungen im Rahmen des GKV-Systems und die Versorgung von alten Patienten und Menschen mit Behinderungen hervor.

Über die Zahngesundheitsförderung in Deutschland referierte Dr. Harald Strippel, Leiter der Abteilung Zahnärztliche Versorgung im Medizinischen Dienst der Gesetzlichen Krankenkassen (MDS). Er beschrieb gesundheitsfördernde Maßnahmen wie die (Kochsalz-)Fluoridierung, Nichtraucherschutz bei Jugendlichen oder die Besteuerung von Alcopop-Getränken, ging ein auf kommunale Aktionen zur Versorgung von Risikogruppen, und vor allem auf die Erfolge und die Herausforderungen der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe. Ziel sei, die Gesundheitsdienste von der Kuration hin zu mehr Prävention zu entwickeln und Präventionsbemühungen zu individualisieren.

Fort- und Weiterbildung

Ein zweiter Schwerpunkt der Tagung war dem Komplex Fort- und Weiterbildung und Spezialisierungen gewidmet. Aus wissenschaftlicher Sicht referierte Prof. Dr. Winfried Harzer, Dresden, Präsident der Association for Dental Education in Europe (ADEE), über die Harmonisierungsbestrebungen der zahnärztlichen Ausbildung in der EU, vor allem im Hinblick auf die Bachelor-/Master-Problematik. In der Zahnheilkunde, so das Votum der ADEE, mache ein Bachelor keinen Sinn, da er nicht zur Berufsfertigkeit führe. Ein fünfjähriges Studium (wie in der europäischen Direktive gefordert) sei Mindestvoraussetzung für die zahnärztliche Approbation. Prof. Dr. Detlef Heidemann, Frankfurt am Main, stellte den Chief Dental Officers das Modell der modularen Aus-, Fort- und Weiterbildung vor, während Prof. Dr. Winfried Walther, Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe, am Beispiel seines Instituts die Arbeit der Fortbildungsinstitute der Kammern erläuterte. Auch Fragen des Praxisteams wurden tangiert. Wilhelmine Schölzel, Verband der medizinischen Fachberufe (VmF), stellte das deutsche System der Aufstiegsfortbildung der ZFA vor. Zum Abschluss umriss Prof. Dr. Elmar Reich, Biberach, zukünftige Behandlungsbedarfe und Patientenbelange in Deutschland.

Neuer CECDO-Präsident

Flankierend zur Fachtagung hielt der Council  of Chief Dental Officers seine Geschäftstagung  ab. Dr. Paul Boom, Gesundheitsministerium  der Niederlande, wurde zum  neuen CECDO-Präsidenten gewählt und  löst Dr. Shlomo Zusman, Gesundheitsministerium  Israel, ab. Neuer President Elect ist  Dr. Paula Vassallo, Gesundheitsministerium  Malta.

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